In knapp 45 Minuten bis zum neuen Impfstoff

Der Omikron-Booster BA4/BA5 von Biontech ist da. Doch der Andrang ist überschaubar.
von  Ralph Hub
11.03 Uhr, das Impfzentrum am Marienplatz hat gerade erst geöffnet. Rund ein Dutzend Menschen warten vor dem Eingang auf den ihren Piks.
11.03 Uhr, das Impfzentrum am Marienplatz hat gerade erst geöffnet. Rund ein Dutzend Menschen warten vor dem Eingang auf den ihren Piks. © rah

München - Die 7-Tage-Inzidenz kratzt am Freitag an der Marke von 800 und liegt fast doppelt so hoch wie im Bundesdurchschnitt. Um so beruhigender ist, dass endlich auch der modifizierte Impfstoff gegen Omikron BA4/BA5 zur Verfügung steht.

Das Impfzentrum am Marienplatz, früher Sporthaus Münzinger, öffnet um 11 Uhr. Drei Minuten später steht ein Dutzend Menschen am Eingang und fast ebenso viele warten drinnen auf den Piks.

Alle wollen den zweiten Booster. Ein Mann von der Security tritt vor die Tür: "Jemand mit 11 Uhr Termin?", ruft er. "Ich habe 11.15 Uhr", antwortet eine junge Frau und wird vorgelassen. Der Wachmann hält ihr ein elektronisches Fieberthermometer an die Stirn. Eine ihrer Haarsträhnen stört. Dann klappt es. Glücklich, wer wie ich eine hohe Stirn besitzt, da geht's einfacher. Allerdings habe ich keinen Termin, ich bin auch nicht 60, nicht chronisch krank und auch kein Risikokandidat. Ob man mich impft?

Fast alle wollen den Omikron-Booster BA4/BA5 

Ein älterer Herr hat keinen Ausweis dabei. "Den hab' ich vergessen", sagt er. Doch ohne Ausweis kein Piks. Er ist der Einzige, der abgewiesen wird. "Tut mir leid", sagt der Wachmann und gibt ihm einen Tipp: "Kommen Sie zwischen 14 und 17 Uhr, da ist wenig los."

Erst muss man seine Hände desinfizieren, dann geht's in den Wartebereich. Nach gerade Mal fünf Minuten wird man zu den Schaltern vorgelassen. Hinter Plexiglas sitzen junge Frauen, die routiniert ihren Fragenkatalog abspulen: "Fühlen sie sich gesund?" "Wie haben sie die letzten Impfungen vertragen? "Liegen Allergien vor?". Und dann die wichtigste Frage: "Welchen Impfstoff hätten sie denn gerne?" Fast alle antworten: Omikron BA4/BA5. Anschließend füllt man zwei Zettel aus und unterschreibt sie, dann geht es weiter zur Impfkabine. "Machen sie den Arm frei", sagt eine Ärztin. Auch sie erkundigt sich nach gesundheitlichen Problemen, etwaigen Impfreaktionen.

"Ist es schlimm, wenn ich noch keine 60 bin?", frage ich zur Vorsicht. Schließlich will man sich ja nicht vordrängeln oder jemandem die Dosis Impfstoff wegschnappen. Die Antwort klingt wie Musik in meinen Ohren: "Ich impfe Sie trotzdem."

Nicht viel los beim Impfen

Die Teams arbeiten fix, es könnten deutlich mehr Menschen an diesem Tag geimpft werden. Doch der Andrang hält sich in Grenzen. "Nicht viel los", stelle ich fest. "Das liegt daran, dass wir für fünf arbeiten", scherzt die Medizinerin. Den Stich der Nadel spüre ich kaum. "Schon fertig. Sie können sich anziehen", sagt sie.

Mit meinem nagelneuen Impfzertifikat steuere ich schnurstracks auf den Ausgang zu. "Nicht so schnell", ruft mir die Ärztin nach. "Sie müssen erst noch in den Beobachtungsbereich, nur zur Vorsicht."

Dort sitzt ein halbes Dutzend Menschen. Auf einem Stuhl in der Ecke lehnt sich ein Sanitäter entspannt zurück und beobachtet die Impflinge, ob jemand gesundheitliche Probleme bekommt. Fehlanzeige. Nach 15 Minuten schickt der Sani jeden nach Hause.

Ein Mann versucht mit dem Handy, den QR-Code auf dem Zettel zu scannen. Das klappt allerdings nicht. "Das Zertifikat lassen sie sich in ein paar Tagen in einer Apotheke ausdrucken", rät der Sanitäter.

Niemand muss auf seine Spritze warten

Eine ältere Dame verabschiedet sich vom Wachmann an der Tür: "Das haben Sie alle toll gemacht", lobt sie und geht entspannt in Richtung S-Bahnhof.

Um 11.45, nach knapp einer dreiviertel Stunde, ist alles überstanden. Ich bin zum zweiten Mal geboostert. Die Warteschlange vor dem Impfzentrum hat sich komplett aufgelöst, niemand muss auf seine Spritze warten.

Die meisten an diesem Tag hatten nicht über Internet vorher einen Termin vereinbart. Wer sich am Donnertsta beim Impfportal BayIMCO (www.impfzentren.bayern.de) anmeldete, erfuhr dort fälschlicherweise, dass angeblich keine Termine mehr frei seien.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.