In Europa Spitze: MVV: Toll, aber teuer

MÜNCHEN - Der ADAC testet den Nahverkehr in 23 europäischen Städten – München schneidetam besten ab, nur die Ticketpreise finden die Tester zu hoch. Der MVG-Chef freut sich trotzdem.
London, Paris, Barcelona oder Wien: Gegen München hat keine dieser Städte eine Chance. Der ADAC hat den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) in 23 europäischen Städten getestet – nur München bekam die Note „sehr gut“.
Unter die Lupe nahmen die Tester Bus, Bahn und Tram in vier verschiedenen Kategorien: Reisezeit, Umsteigen, Information und Tickets/Preise. Lob gab es für die Münchner unter anderem für Geschwindigkeit der Verbindungen, Barrierefreiheit, Beratung, Beschilderung, das komfortable Umsteigen und die Fahrplanauskunft im Internet.
Die Tester bemängelten allerdings die Ticketpreise: 2,20 für eine Stadtfahrt – schon der alte Preis (heute: 2,40 Euro) war dem ADAC zu viel, dafür gab es die Schulnote vier. MVG-Chef Herbert König ist trotzdem zufrieden: „Wenn uns ausgerechnet ein Automobilclub bescheinigt, dass wir in München einen hervorragenden Nahverkehr anbieten, freut uns das natürlich besonders.“ Er sieht sich in seiner Arbeit bestätigt und verspricht den weiteren Ausbau des Personennahverkehrs.
„Der ADAC wünscht sich ein möglichst attraktives ÖPNV-System in jeder Stadt, um für die Menschen optimale Mobilität zu erreichen“, sagt ADAC-Vizepräsident Arnulf Lode. Absolute Perfektion und die Erfüllung der Wünsche jedes Einzelnen könne es aber nie geben. „Das Beispiel München zeigt aber, dass man sich dem gesetzten Ziel sehr stark annähern kann.“ Lode fordert: Der öffentliche Nahverkehr müsse in Zukunft durch niedrige Kosten überzeugen, damit der Verbraucher Bus, Bahn oder Tram als echte Alternative zum Individualverkehr annehme.
Die anderen vier deutschen Städte im Test waren Köln, Leipzig, Hamburg und Frankfurt. Sie bekamen jeweils ein „gut“. Auch hier kritisiert der ADAC die Fahrpreise, mit Ausnahme von Leipzig.
Berlin taucht in der Liste nicht auf: Der Nahverkehr in der Hauptstadt habe wegen der S-Bahn-Ausfälle derzeit mit großen Problemen zu kämpfen, so dass der Test ein „ungerechtes“ und nicht repräsentatives Bild der Situation zeigen würde.
Schlusslicht im Europa-Vergleich wurde die kroatische Hauptstadt Zagreb. Dort würden beispielsweise Bushaltestellen außer einem Schild mit Bussymbol keinerlei Information bieten. Wer dort mit der Tram fährt, zuckelt im Schnitt mit 13 Stundenkilometern durch die Innenstadt – da zahlt man in München doch gern ein bisschen mehr. Schließlich geht es noch viel teurer, wie beispielsweise in London: Dort kostet ein Monatsticket 111 Euro.
Der ADAC empfiehlt Touristen, sich vor dem Start in den Urlaub online über die Busse und Bahnen am Reiseziel zu informieren. Auf den Webseiten der öffentlichen Verkehrsbetriebe sei meist gut in Erfahrung zu bringen, welche Tickets, Haltestellen und Abfahrtzeiten es gibt.
Christoph Landsgesell