In die Zunge gebissen: Frau vertreibt Sex-Täter

Der Iraker (24) muss vier Stunden operiert werden. Vor Gericht legt der Angeklagte ein Geständnis ab. Der Richter meint: „Sie sind auf eine Frau mit Biss gestoßen”
von  Torsten Huber

Der Iraker (24) muss daraufhin vier Stunden in der Klinik operiert werden. Vor Gericht legt der Angeklagte ein Geständnis ab – und der Richter meint: „Sie sind auf eine Frau mit Biss gestoßen”

MÜNCHEN Sie ist nur 1,46 groß und 39 Kilogramm leicht. Körperlich ist Hanna F. (38) den meisten Männern völlig unterlegen – meistens jedenfalls. Denn ihr gelang das fast Unmögliche: Mit einem kräftigen Biss in die Zunge konnte diese Frau den Sex-Täter Awiryo H. (24) vertreiben. Der Iraker muss sich jetzt wegen sexueller Nötigung und Körperverletzung vor dem München Landgericht verantworten.


Hanna F. kam im Morgenstunden des 19. Januar von einer Party. Sie war auf dem Heimweg nach Fürstenried. „Es war kalt. Ich habe Musik gehört und den Mann erst nicht wahrgenommen”, erinnert sich die Köchin.


An einer Fußgängerampel sprach Awiryo H. die zierliche Frau plötzlich an: „Bist du allein?” Hanna F. verstand zunächst nichts, nahm die Kopfhörerstöpsel aus den Ohren. Dann sagte der Angeklagte: „Ich will mit dir Sex haben.”


Hanna F. erschrak und rannte aus Angst davon. Als sie merkte, dass Awiryo H. sie verfolgte, zog sie ihr Handy aus der Tasche und rief: „Ich hole die Polizei!”
Dann ging alles blitzschnell. Awiryo H. schlug ihr ins Gesicht, hielt ihr den Mund zu und warf sie zu Boden. Dabei fiel der Geschädigten das Handy aus der Hand.

Der Angeklagte legte sich dann auf Hanna F. und drückte seine Zunge in ihren Mund. Der darauf folgende Biss verursachte dem Täter derart starke Schmerzen, dass er fast heulend von ihr abließ und versuchte zu flüchten. Inzwischen hatten Passanten aber die Polizei alarmiert. Awiryo H. konnte noch in Tatortnähe festgenommen werden.


„Vier Stunden musste meine Zunge in Großhadern genäht werden. Fünf Tage war ich in Stadelheim auf der Krankenstation”, beschwert sich der Angeklagte vor Gericht. Der Vorsitzende Richter Thomas Denz erwidert: „Es ist ihr Pech, dass sie auf eine Frau mit Biss gestoßen sind!”


Über seinen Strafverteidiger Michael Adams legt der Angeklagte ein volles Geständnis ab. Awiryo H. entschuldigt sich persönlich im Gerichtssaal bei Hanna F. „Es tut mir leid. Ich will mich dafür entschuldigen.”


Hanna F. leidet heute noch unter der Tat: „Ich habe Angst in der Dunkelheit. Wenn ich spät von der Arbeit komme, werde ich begleitet.”

Dem Angeklagten Awiryo H. droht die Sicherungsverwahrung, weil er bereits 2006 wegen Raubes und versuchter Vergewaltigung zu drei Jahren und acht Monaten Haft verurteilt worden ist. Der Prozess dauert an. 

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