In der Wursträucherei

Hier erzählen Menschen der Stadt, wie sie ihr Wochenende verbringen: Heute ist das der Künstler Nikolaus Keller, der Clubs und Lokale verziert und seinen Bruder beim Auflegen besucht
Laura Kaufmann |
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Nikolaus Keller im kreativen Chaos seiner Hinterhof-Werkstatt – die Nachbarskatzen holen sich regelmäßig Streicheleinheiten ab.
Daniel von Loeper Nikolaus Keller im kreativen Chaos seiner Hinterhof-Werkstatt – die Nachbarskatzen holen sich regelmäßig Streicheleinheiten ab.

Der Maler, Collageur und Bildhauer (46) hat Locations von Isargold bis Harry Klein gestaltet. Er lebt mit seiner Familie in Haidhausen

Von Nikolaus Keller

 Was ich heute Abend mache, weiß ich schon: Mein Bruder ist der DJ Florian Keller, und der legt in der Muffathalle auf. Er spielt die Musik, die wir schon früher gehört haben, funkige, schöne Musik, gut durchgemixt. Mittlerweile finden das sogar die Freunde meiner 19-jährigen Tochter gut, und sie arbeitet ab und zu als Türsteherin bei ihm.

Meine Tochter besuche ich auch gern bei ihrem anderen Job – sie arbeitet in der Küche von der Goldmarie in der Schmellerstraße. Das Essen ist sehr gut, vom Schweinsbraten bis zu raffinierteren Dingen wie Jakobsmuscheln an sowieso. Das macht das Vaterherz stolz, wenn man sieht, wie sie zentnerschwere Köpfe von links nach rechts schiebt und man weiß: Wenn ich älter bin, kann sie mich im Rollstuhl spazieren fahren.

Meine kleinere Tochter ist neun und geht noch zur Schule, deswegen bin ich früh auf. Dann muss ich erstmal lange mit dem Hund raus und später dumme Tätigkeiten in der Werkstatt machen, mein Hirn funktioniert erst ab 10:30 Uhr für kreativere Dinge. Dann sitze ich in meiner Werkstatt in einem Giesinger Hinterhof. Früher war das kleine Häuschen eine Wursträucherei, deswegen der große Kamin. Ich hatte auch schon Werkstätten in einer Wurstküche und in einer Darmwäscherei, jetzt habe ich eine ehemalige Metzgerei als zweite Werkstatt angemietet. Keine Ahnung, wie das immer kommt – ich bin Vegetarier!

Trotzdem gehe ich Mittags gern zum Dönermann. Gleich über die Tegernseer Landstraße zum Bistro Isot – was der in die vegetarische Version reintut, ein paar Griffe in die Antipastitheke, das ist einfach himmlisch. Bei schönem Wetter bietet sich für einen Kaffee das Café Sonnenschein in der Gietlstraße an, das hat so nette große Fensterfronten, und wenn’s mies ist und man sich eher einkuscheln mag, trink ich den im Edelweiß in der Edelweißstraße. Und das Antons in der St.-Martins-Straße, eine Mischung aus gutbürgerlichem Wirtshaus und Pilsstüberl, ist für das Feierabendbier zuständig.

Zum Wochenende hin trinke ich das aber im Schwarzen Hahn in der Ohlmüllerstraße. Death Metal, was die da spielen, ist zwar nicht unbedingt meins, aber nach ein paar Bier macht das nichts, und es ist einfach nett da. Für einen genial-guten alkoholfreien Cocktail schaue ich bei Hey Luigi in der Holzstraße vorbei, und wie Urlaub ist es für mich bei einem Kiosk an der Wittelsbacherbrücke. Die Isar, die Lampions... Ich sitze bei dem zur Stadtseite hin – wenn man sich einmal entschieden hat, kann man unmöglich wechseln.

Ganz oft besuche ich auch die Wirte, deren Lokale ich gemacht habe. Wenn die Arbeit getan ist und man zusammen entspannen kann. Im Café Kosmos in der Marsstraße mag ich es tagsüber, abends ist es mir da zu voll. Da hängt gerade eine Ausstellung von mir, und die Bilder verkaufen sich wirklich gut, vor allem wenn man bedenkt, dass es eine Studentenkneipe ist. Im Café MiToMi in der Destouchestraße stelle ich gerade Behältnisse aus. Und Top-Essen und einen besonders freundlichen Wirt hat zum Beispiel das Ricasso am Roecklplatz, für die habe ich eine Lampe gebaut.

Wenn ich nicht so viel Arbeit habe wie gerade, packe ich sonntags die ganze Familie ins Auto, wir fahren raus, gehen spazieren, kehren ein und fahren wieder heim. Aber meine Mädels sind gerade im Urlaub – da kann ich ohne schlechtes Gewissen basteln.

 

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