In der Stadt rosten die Schrott-Radl vor sich hin
Tausende Fahrräder, die von ihren Besitzern aufgegeben worden sind, blockieren Platz und sehen unschön aus. Stadt und Deutsche Bahn entsorgen sie regelmäßig
München - Es ist ein bisserl wie mit dem Unkraut im Garten. Kaum hat man’s rausgerissen, wächst es sofort nach. Mit den Schrottradl in München ist es ähnlich. Obwohl die Stadt erst vergangenen Herbst genau 2113 ausrangierte Radl abtransportiert und entsorgt hat, gammelt die nächste Generation bereits heran.
Festgekettet lehnt das schwarze Damenradl an einem Verkehrsschild an der Arnulfstraße, der Sattel aufgerissen, die Reifen platt, die Kette herunterhängend. Seit Monaten ist auf dem alten Drahtesel keiner mehr gefahren – die Besitzerin hat sich vom guten Stück längst verabschiedet.
Mitarbeiter des Baureferats sind auf Achse, um die neue „Ernte“ einzusammeln. Entfernen dürfen sie aber nur „eindeutig erkennbare Schrotträder“, betont Sprecherin Nina Lindinger. Über 1000 waren es im vergangenen Jahr alleine in der Altstadt.
Zusätzlich findet einmal im Jahr, im Herbst, ein großes Ramadama in der Stadt statt. Dabei wurden im Oktober mehr als 2000 Radl eingesammelt. Sechs Lastwagen und 20 Mitarbeiter des Baureferats waren zwei Tage lang im Einsatz.
Beliebte Radlfriedhöfe sind das Alte Rathaus, die Gegend rund um Viktualienmarkt, Stachus, Uni und vor allem U-Bahnstationen. Schlimm sieht es derzeit rund um den Hauptbahnhof aus, wo unzählige Radl vor sich hinrosten. Am alten Holzkirchner Flügelbahnhof genauso wie gegenüber am Starnberger Bahnhof: umgeworfene Räder, teilweise ausgeschlachtet, mit verbogenen Felgen, manche mit Taubenkot bedeckt. Dazwischen liegt Müll. „Wir entsorgen die Schrottradl regelmäßig“, betont eine Bahnsprecherin. Zumindest gegen den Dreck kommt der Dampfstrahler zum Einsatz.
Fahrräder, die noch nicht völlig hinüber sind, bekommen von der Bahn eine Banderole verpasst. Besitzer können die Radl dann innerhalb von 14 Tagen abholen. Andernfalls werden sie verschrottet. Jährlich kostet die Bahn der Spaß 5000 Euro. Die Stadt lagert die eingesammelten Radl für drei Monate in ihren Bauhöfen. Tauchen die Besitzer nicht mehr auf, werden die Drahtesel zum Ausschlachten an soziale Organisationen weitergegeben.
Wer seinem Radl einen würdigen Abgang verschaffen will, bringt es am besten gleich zu einem der städtischen Wertstoffhöfe. Nina Lindinger: „Dort werden sie kostenlos entsorgt.“