„In der Küche war nur noch Blut“

In Rottach-Egern wird ein Rentner im eigenen Haus überfallen: Am dritten Verhandlungstag berichtet Heinz J. wie er den Raub erlebt hat.
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Drei der Angeklagten: Am Landgericht wird derzeit der brutale Raubüberfall auf ein Rentnerpaar in Rottach-Egern aufgearbeitet.
jot Drei der Angeklagten: Am Landgericht wird derzeit der brutale Raubüberfall auf ein Rentnerpaar in Rottach-Egern aufgearbeitet.

München - Der Kleine sei der Brutale gewesen, der Große mehr der Denker. So beschreibt Heinz J. (71) die beiden maskierten Männer, die am 8. Januar 2014 in das Haus des vermögenden Rentners in Rottach-Egern einstiegen und ihn und seine herzkranke Frau (74) überwältigten.

Heinz J. erinnert sich: „Nach der Tagesschau wollte meine Frau lüften, da sind die beiden Männer in kurzer Folge durch die halb geöffnete Jalousie in die Küche eingedrungen.“ Eine Waffe habe er nicht gesehen, aber einer der Männer hielt die Arme so angewinkelt, als ob er eine hochgehalten hätte.

Damit begann eine 15-stündige Tortur für das Paar. Seine Frau sei wie gelähmt gewesen, er habe noch versucht, den Alarmknopf zu erreichen. Aber die Männer schlugen sie beide brutal nieder. Einer habe noch auf ihn eingetreten, als er am Boden lag. „In der Küche war nur noch Blut“, sagt Heinz J. im Zeugenstand. Sein eigenes.

Die beiden Räuber hätten sich dann gezielt die wertvollsten Figuren seiner Porzellansammlung aus den Vitrinen gegriffen. Dann durchsuchten sie die Schränke, sackten unter anderem eine Flanellhose ein.

Das Paar kann von Glück reden, dass sie den Raubüberfall überlebten. Weil der als äußerst zuverlässig geltende Grundstücksverwalter am nächsten Tag nicht zu einem Notartermin erschien, alarmierte sein Schwiegersohn einen befreundeten Architekten.

Die Räuber hatten das Paar gefesselt, auf Stühle gesetzt und an der Tür zum Kinderzimmer festgezurrt. „Ich habe mit dem Hinterkopf solange gegen die Tür geschlagen bis sich diese einen Spalt öffnete“, erinnert sich Heinz J. an seine Befreiungsbemühungen.

Ein weiterer glücklicher Zufall: Im Kinderzimmer war das Fenster gekippt. Nur so konnte der Gefesselte hören, dass sich der Architekt dem Haus näherte. „Er rief, er würde die Polizei holen. Aber ich habe ihm zugerufen, dass er reinkommen solle.“ Heinz J. hatte große Angst um seine Frau, die dringend ärztliche Hilfe brauchte.

Dagmar J. sei nach dem Überfall nur noch ein „Bündel von Angst“, berichtet ihr Mann. Sie leide unter Schlafstörungen, Albträumen und traue sich kaum noch aus dem Haus.

Die Staatsanwaltschaft klagt die Räuber auch wegen versuchten Mordes an. Ohne die Hilfe des Zufalls wäre das Paar wohl qualvoll verdurstet.

Zwischen den beiden Brüdern haben der mutmaßliche Anstifter sowie der angebliche Hehler auf der Anklagebank Platz genommen. Der Prozess dauert an.

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