In Bayern fehlen rund 1000 Lehrer

Philologen warnen: Der Mangel an Pädagogen wird immer dramatischer. Wenn das kommende Schuljahr im September startet, fehlen alleine in München 100 Lehrer. Und das nur an den Gymnasien, wohlgemerkt.
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An bayerischen Schulen fehlen Pädagogen – nach den Ferien wird sich das extrem bemerkbar machen.
dpa An bayerischen Schulen fehlen Pädagogen – nach den Ferien wird sich das extrem bemerkbar machen.

Philologen warnen: Der Mangel an Pädagogen wird immer dramatischer. Wenn das kommende Schuljahr im September startet, fehlen alleine in München 100 Lehrer. Und das nur an den Gymnasien, wohlgemerkt.

MÜNCHEN Eigentlich haben gerade die Sommerferien begonnen. Aber in ungetrübter Urlaubslaune ist man beim Philologenverband trotzdem nicht. Der Grund: „Der Lehrermangel in Bayern wird immer drastischer“, sagt Pressesprecher Peter Missy. Wenn das kommende Schuljahr im September startet, fehlen seinen Angaben nach alleine in München 100 Lehrer. Und das nur an den Gymnasien, wohlgemerkt.

In ganz Bayern geht der Philologenverband von 1000 fehlenden Gymnasiallehrern aus – quer durch alle Fächer. Die Lehrerlücke im Bund wird auf 20000 Kräfte in allen Schulformen geschätzt. „Und der Höhepunkt ist noch nicht erreicht“, warnt Missy. Bis 2011 werde der Mangel stetig größer.

Dabei hatte Kultusminister Siegfried Schneider noch im April medienwirksam verkündet: Für das Schuljahr 2008/2009 würden im Freistaat zusätzlich 2245 Lehrerstellen bereit gestellt. „Es gelingt uns damit, unsere Kinder im Bildungsland Bayern noch besser zu fördern“, frohlockte Schneider. 2245? Eine Zahl, die man beim Philologenverband nicht glauben mag. „Diese Lehrkräfte stehen definitiv nicht zur Verfügung“, konterte Missy am Mittwoch. So viele ausgebildete Lehrer seien gar nicht auf dem Markt.

„Ein Teil der Lehrer ist aus Fleisch und Blut“, heißt es dazu aus dem Kultusministerium. Bei einem anderen Teil der „Stellen“ handelt es sich aber tatsächlich schlicht um Geld, das den Schulen zur Verfügung gestellt wird. Geld, das die Schulleiter dann dafür verwenden können, Ersatzkräfte zu finden. Alleine die mobile Reserve für die Grund- und Hauptschulen umfasst in Bayern mittlerweile 2180 Springer. Diese kommen immer dann zum Einsatz, wenn Not am Mann ist.

Und das wird auch im neuen Schuljahr häufig der Fall sein: Das Kultusministerium selbst schätzt die Zahl der fehlenden Lehrkräfte an Gymnasien und Realschulen auf 1000. „Die Schulleiter greifen in ihrer Not auf jeden zurück, der halbwegs qualifiziert scheint“, fürchtet Peter Missy. An Beispielen mangelt es nicht: An einer Schule in Oberfranken durften im abgelaufenen Schuljahr sogar zwei Studenten unterrichten.

Missy rechnet mit weiteren Stundenausfällen und erhebt Vorwürfe: „In der Vergangenheit gab es eine verfehlte Einstellungspolitik!“ Es seien zu wenige Lehrer unter Vertrag genommen worden, obwohl klar war, dass die Schülerzahlen steigen. Doch das Kultusministerium verteidigt sich: „Die Wahl des Studienfachs macht jeder Student selbst, daher ist der Vorwurf der Missplanung nicht angebracht.“ Einigen Schülern wird die Debatte wohl egal sein. Denn wer hätte nicht gerne Ferien – und dann auch noch weniger Unterricht?

Julia Lenders

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