Impf-Bonus im Münchenstift: Extra-Urlaub für Altenpfleger

München - Ausgelaugt, erschöpft, wenig Personal und ständig neue Regeln. In den Alten- und Pflegeheimen ist die Situation drei Wochen vor Weihnachten wieder sehr angespannt. "Unsere Ampel steht auf Dunkelrot", klagt Gabriele Stark-Angermeier, Vizedirektorin der Caritas, die in München und Oberbayern 27 Altenheime betreibt.
Caritas-Chefin sieht mit großer Sorge auf die nächsten Wochen
"Die rasant steigenden Infektionszahlen in München und Oberbayern verursachen auch in unseren Häusern wieder hohe Infektionsrisiken für Bewohner und Bewohnerinnen und Mitarbeitende", schlägt die Vizedirektorin Alarm.
Isolation, Quarantäne und hohe Personalausfälle seien die Folgen der damit einhergehenden Maßnahmen. Caritas-Geschäftsleiterin Doris Schneider ergänzt: "Wir sehen mit großer Besorgnis auf die bevorstehenden Wochen und Monate."
Booster-Impfungen kommen nicht so schnell voran
Die Booster-Impfungen in den Pflegeheimen kommen derweil zwar voran - doch nicht so schnell wie erhofft. In den neun Häusern der städtischen Münchenstift Gesellschaft sind derzeit 62 Prozent der Bewohner zum dritten Mal geimpft, teilte Chef Siegfried Benker am Dienstag auf AZ-Anfrage mit. Die meisten bekamen den dritten Piks von Hausärzten, die zu den Bewohnern kommen. "Bei uns läuft es ganz gut", sagt Benker.
Impfstoff ist da, aber Organisation der Impfung dauert
An mangelndem Impfstoff liegt es derzeit offenbar nicht, dass es nicht schneller geht. Eher daran, dass viel Organisation dran hängt. "Wir müssen auch immer den formalen Weg einhalten", erklärt Benker. Bis die Spritze verabreicht werden kann, muss eine Einverständniserklärung eingeholt werden. Da etwa 70 Prozent der Bewohner dement seien, müssen zuerst die Betreuer kontaktiert werden und ihre Einwilligung geben.
Impftag in den neun Häusern der Münchenstift Gesellschaft
Seit ein paar Wochen sind auch wieder Impfteams in den Pflegeheimen unterwegs. Doch sie machen sich in München erst auf den Weg, wenn sichergestellt ist, dass sich mindestens 20 Personen impfen lassen wollen.
In den neun Häusern der Münchenstift Gesellschaft soll nun am 8. Dezember ein großer Impftag stattfinden. Benker: "Da kann sich dann jeder impfen lassen, sowohl Bewohner als auch Mitarbeiter." Die Impfoffensive in den Heimen wird in Zusammenarbeit mit der Aicher Ambulanz durchgeführt.
Immer mehr Personal in den städtischen Heimen sagt jetzt Ja zur Spritze
Beim Caritasverband der Erzdiözese München und Freising, die fast 3.000 Bewohner in München und Oberbayern versorgt, liegt die Booster-Quote etwas höher. "Wir sind bei etwa 70 Prozent", sagt Geschäftsleiterin Doris Schneider. Sie ist optimistisch, dass in ein bis zwei Wochen alle Senioren und Seniorinnen, die das möchten, eine dritte Impfung bekommen haben. "Es geht täglich voran."
Impfquote der Beschäftigten bei 72 Prozent (Booster: 45 Prozent)
In den zehn Häusern der Hilfe im Alter (1.350 Pflegeplätze), einer Tochter der Diakonie, wird seit etwa sechs Wochen geboostert. In einem Haus nordwestlich von München liegt die Auffrischungsquote ebenfalls bei fast 70 Prozent.
Erfreulich: Inzwischen hat auch bei den Mitarbeitern in den Pflegeheimen die Impfbereitschaft zugenommen. Viele, die sich bislang noch nicht piksen lassen wollten - und sich nun jeden Tag vor der Arbeit testen lassen müssen - haben sich mittlerweile einen Ruck gegeben. Lag die Impfquote der Beschäftigten in den Münchenstift-Häusern vor sechs Wochen noch bei etwa 62 Prozent, ist sie mittlerweile auf 72 gestiegen. Knapp die Hälfte aller geimpften Mitarbeiter (45 Prozent) hat sich schon boostern lassen.
Extra-Urlaub bei Impfquote von 90 Prozent
Siegfried Benker hat kein Verständnis für ungeimpftes Personal in der Pflege. Doch statt zu schimpfen, versucht er es nun vor Weihnachten mit Zuckerbrot statt mit Peitsche. Er hat einen Bonus für seine Mitarbeiter ausgelobt. "Wenn wir es bis zum 20. Dezember schaffen, dass 90 Prozent mindestens ein Mal geimpft sind und 50 Prozent ihre Drittimpfung haben, gibt es im nächsten Jahr einen Urlaubstag extra." Das scheint zu zünden.
Derweil wünschen sich wohl alle Verantwortlichen in den Pflegeheimen zu Weihnachten und fürs neue Jahr endlich klare Regelungen und mehr Planbarkeit. "Aktuell sind die Regelungen noch diffuser als in den vorherigen Wellen", sagt Caritas-Chefin Doris Schneider frustriert. Ständig wechselten die Anforderungen, jeder Landkreis verordne etwas anderes. "Das ist eine Zumutung."