Immobilienpreise in München: Es wird immer schlimmer

München - Sie schauen alle nicht besonders fröhlich, die Immobilien-Experten und -Expertinnen aus München und dem Umland - weil der Markt so unausgeglichen ist und es nicht annähernd so viel Wohnraum gibt, wie gebraucht würde.
Das muss man natürlich nicht glauben - Immobilienmakler leben davon , dass es eine drängende Nachfrage nach Wohnungen und Häusern zum Mieten und Kaufen gibt. Und die Nachfrage wird drängend, wenn das Angebot begrenzt ist. "Aber für uns wäre es das Allerschönste, wenn es eine so große Nachfrage gäbe, wie es gibt, und wir auch so viele Angebote hätten", sagt Stephan Kippes, der Leiter des Marktforschungsinstituts vom Immobilienverband Deutschland (IVD).
Stattdessen zucken sie alle mit den Schultern, die Kollegen aus den Kreisstädten - München gibt den massiven Druck weiter auf die Landkreise, auf die ganze Metropolregion, die aus Expertensicht inzwischen bis nach Augsburg reicht.
Erding: Preisanstieg von 88 Prozent in fünf Jahren
Ein "krasses Missverhältnis zwischen Anfragen und Angebot" gibt es im Landkreis Starnberg , erzählt der dortige Experte. Hinzu komme: "Wer verkaufen will, registriert die Berichterstattung über steigende Preise - und orientiert sich dann selbst auch am Höchstpreis." Vom Immobilienmakler aus Fürstenfeldbruck heißt es: "Das Angebot ist generell knapp, zudem gibt es sehr viele sehr renovierungsbedürftige Häuser." In Ebersberg sind schon mal unbebaute Grundstücke für ein Jahr am Markt, "weil schon die sehr teuer angeboten werden".
Fern von München – und doch nah dran: Die Mietpreise haben auch im Umland noch mal angezogen. (Foto: IVD)
Bestenfalls "ein wenig weniger unbezahlbar" werde es dort, wo keine S-Bahn hält "und man dann ein bis zwei Autos braucht". Oder, wie der Brucker Kollege sagt, "wo der Bäckerwagen nur ein Mal die Woche vorbeikommt".
Das klingt melodramatisch - die Zahlen sind allerdings auch bitter für den geneigten Käufer oder Mieter: Für eine Eigentumswohnung in Erding musste man im Herbst 2017 im Durchschnitt 88 Prozent auf den Preis drauflegen, der noch 2012 aufgerufen wurde. 88 Prozent!
Bläst sich die Immobilienblase immer weiter auf?
Das Einfamilienhaus taucht inzwischen ebenfalls eher in Alb- als Zuckerwatteträumen auf. Am krassesten ist die Entwicklung da in den vergangenen fünf Jahren in Dachau: Dort hat der IVD (durchschnittliche) Preiszuwächse um 73 Prozent ermittelt. Beinahe gemäßigt geht es da in Ebersberg zu: Da sind es "nur" 46 Prozent. In München lag der Anstieg in diesem Zeitraum bei 48 Prozent.
Auch die Mietpreise haben im Umland noch mal angezogen: Sie erreichen mittlerweile - Starnberg mit durchschnittlich 16,30 Euro pro Quadratmeter mal außen vor - bis zu 90 Prozent des schwindelig hohen Durchschnittspreises von 16 Euro in der Landeshauptstadt, so etwa in Gauting. Auch andere Gemeinden wie Puchheim, Oberhaching, Unterschleißheim sind da nah dran.
Die Grundstückspreise steigen, ebenso die Preise für Bauleistungen . Dadurch steigen die Kaufpreise, das zieht wiederum die Mieten nach oben. Sehen wir da also gerade einer Immobilienblase beim stetigen Wachsen zu?
"Wenn wir weiter solche Zuzugs-Zahlen für die Metropolregion haben", sagt Kippes, "kann ich mir kein Szenario vorstellen, in dem der Markt so massiv absackt. Aber ein Abebben ist auch nicht in Sicht."
Pendeln mit der Oberlandbahn - oder nach Augsburg ziehen
Was also tun? Denn Verzweifeln ist ja grundsätzlich keine Option. Wer kaufen möchte in der sagenumwobenen Metropolregion, muss wohl Abstriche machen. Zum Beispiel nicht auf S-Bahn-Anbindung hoffen, sondern mit der Oberlandbahn planen. Oder statt mit dem Auto aus einem Landkreis pendeln: mit dem Zug aus Augsburg.
Von Politik und Unternehmen fordern die Experten : sozialverträgliche Nachverdichtung. Gewerbeflächen umwidmen. Wieder Werkswohnungen schaffen. Die Verkehrsstruktur schnell ausweiten. Steuerliche Förderinstrumente schaffen. Nach dieser Aufzählung schauen sie dann alle ein bisschen fröhlicher.