Immobilienkauf in München? Unerschwinglich!

Wer in München Immobilien kauft, muss Rekordsummen zahlen. Während sich der Mietmarkt einzupendeln scheint, ist bei den Kaufpreisen erstmal kein Ende in Sicht.
von  Paul Nöllke
Wohnhäuser in Giesing. Wer eine Immobilie kaufen will, muss tief in die Tasche greifen.
Wohnhäuser in Giesing. Wer eine Immobilie kaufen will, muss tief in die Tasche greifen. © Andreas Gebert/dpa

München – Selbst der Fachmann ist verwundert. "Normalerweise bewegt sich der Immobilienmarkt in Zyklen. Sieben oder acht Jahre steigen die Preise, dann sinken sie auch mal wieder", erklärt Stephan Kippes, Geschäftsführer des Instituts des Immobilienverband IVD. Doch von Zyklen kann in München schon lange keine Rede mehr sein. Hier geht es im Immobilienmarkt nur noch in eine Richtung: Steil bergauf.

1,63 Millionen Euro kostet ein Haus in München im Mittelwert

Wer verstehen will, wie enorm diese Veränderungen auf dem Münchner Immobilienmarkt sind, muss sich die Veränderungen über mehrere Jahre ansehen. Für Eigentumswohnungen muss aktuell das 2,5-Fache dessen bezahlt werden, was noch vor zehn Jahren verlangt wurde.

Ein Beispiel: Wer 2011 eine Wohnung für 300.000 Euro gekauft hat, könnte sie jetzt für 750.000 Euro wieder verkaufen. Ein Haus in München kostet heute im Schnitt 1,63 Millionen Euro. Das sind gute Nachrichten für Wohnungsbesitzer, aber schlechte Nachrichten für jeden, der in München zur Zeit eine Immobilie kaufen will.

Auch die Preise für Baugrundstücke schießen weiter in die Höhe

Die gleiche Entwicklung haben auch die Preise von Baugrundstücken hinter sich: Der Grund für ein frei stehendes Einfamilienhaus ist seit 2011 um 330 Prozent gestiegen.

Gerade in diesem Quartal sind die Preise wieder einmal stark gewachsen. Stiegen sie für Immobilien im Frühjahr noch um etwa 3,8 Prozent, hat sich diese Rate im Herbst 2021 auf 8,7 Prozent mehr als verdoppelt. "Das ist ein beachtlicher Zuwachs in ein paar Monaten", meint Kippes.

Beachtlich vor allem vor dem Hintergrund, dass viele glaubten, die Coronapandemie würde den steigenden Preisen vielleicht ein Ende bereiten. "Das ist überhaupt nicht der Fall", sagt Kippes dazu. "Corona hat auf die Immobilienpreise keinen Effekt."

Doch wieso steigen die Preise so stark, obwohl sogar die Mieten sich langsam einzupendeln scheinen?

39,6 Quadratmeter bewohnt eine Person im Schnitt in München

Ein Grund: Wir verbrauchen mehr Platz. Wo im Jahr 1990 ein Münchner noch auf etwa 35,5 Quadratmetern gewohnt hat, verbraucht er 2021 ganze 39,6 Quadratmeter für sich allein. Das liegt auch daran, dass in München immer mehr Menschen alleine wohnen (54 Prozent). Außerdem erhöht das Thema Homeoffice den Wohnflächenbedarf. Im Vergleich zum Rest von Bayern (hier wohnt eine Person im Schnitt auf 48,7 Quadratmetern) scheint das zwar noch relativ moderat, aber der Flächenverbrauch ist doch merklich angestiegen.

Ein weiterer Grund ist, dass gerade viel Geld im Markt ist. Die Bundesbürger bekommen von ihrer Bank keine Zinsen auf das Ersparte und investierten dann lieber in Immobilien. "Das ist erstmal gar nicht so irrational", erklärt Kippes. "Aber jedem muss klar sein, er kauft heute eine Immobilie auf dem Zenit der Preise."

An eine Immobilienblase in München, die bald platze, glaubt er dennoch nicht. "Bei einem Zuzug von 0,25 Prozent nach München jedes Jahr, halte ich das für unwahrscheinlich", so Kippes. Vielleicht stabilisierten sich die Preise für eine Zeit wieder, aber ein plötzlicher Einsturz sei nicht zu befürchten, obwohl manche Analysten den schon seit Jahren voraussehen würden.

Auch Neubauten können den Preisanstieg nicht stoppen

Und wie geht es weiter mit den Immobilienpreisen in München? Wohl erstmal weiter bergauf, meint Kippes. Auch Neubauprojekte könnten diese Entwicklung nicht stoppen.

In der Stadt beträgt die Kaufkraft je Einwohner im Schnitt 33.787 Euro (Das Jahresnettoeinkommen ohne Steuern und Sozialversicherungsbeiträgen). Das ist zwar deutlich mehr als im Bundesdurchschnitt. Doch es zeigt auch: Die eigene Immobilie in München ist und bleibt für die meisten unerschwinglich.

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