Immobilien-Wahnsinn in Deutschland: Quadratmeter für 19.000 Euro
München - Der Immobilienmarkt in Deutschland driftet immer mehr auseinander. Während wohlhabende Kunden in München, Berlin oder Hamburg horrende Summen für Eigentumswohnungen in zentralen Lagen zahlen, fehlen am unteren Ende Zehntausende Wohnungen zu bezahlbaren Preisen. Der aktuelle Bauboom, über den sich die Betriebe zum Auftakt der weltgrößten Baumesse Bauma in München freuen, wird die Probleme auf dem Wohnungsmarkt nach Einschätzung der Bauwirtschaft nicht so schnell lindern.
Münchner Wahnsinn: 35.000 Euro für einen Garagenplatz
"Die Frage der Stunde ist: Wie schaffen wir es, dass ein Investor im unteren und mittleren Segment wieder einsteigt in die Immobilien?", sagt Andreas Demharter, Hauptgeschäftsführer des Landesverbandes Bayerischer Bauinnungen in München.
In München treibt der Immobilienmarkt immer neue Blüten: Für eine 80-Quadratmeter-Wohnung zahlen Käufer dort in guten Lagen inzwischen 800.000 Euro oder mehr. Unter 100.000 Euro sind in zentralen Gegenden fast nur noch Garagenplätze zu haben: Bei Neubauprojekten wie einem Wohnturm namens "friends" nahe der Münchner Innenstadt müssen Käufer allerdings auch schon für einen Tiefgaragenplatz mindestens 34.900 Euro hinblättern.
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Den höchsten Quadratmeterpreis aller Metropolen registrierte der Makler Engel & Völkers zuletzt für eine Wohnung in Berlin-Mitte: 19.020 Euro - dicht gefolgt von Hamburg mit 19.000 Euro. Tendenzen für eine Beruhigung des Marktes sehen Bauunternehmer, Makler und Kreditvermittler trotzdem nicht: Die Kauflust der Kunden sei ungebrochen. "Der Handel mit Luxusimmobilien in den exklusiven Lagen Deutschlands ist durch ein kontinuierliches Wachstum und eine anhaltende Nachfrage geprägt", heißt es bei Engel & Völkers.
Bezahlbarer Wohnraum: "Es reicht hinten und vorne nicht aus"
Viele Baufirmen kommen mit den Aufträgen kaum noch nach - und haben auch für die kommenden Monate volle Bücher: Im vergangenen Jahr wurden nach Angaben des Statistischen Bundesamtes erstmals seit 2000 wieder mehr als 300 000 Baugenehmigungen erteilt.
Aus Sicht der Wohnungswirtschaft reichen die Zuwächse allerdings nicht aus, um ausreichend bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Denn wegen der deutlich geringeren Bautätigkeit in den vergangenen Jahren fehlen in den Ballungsräumen bezahlbare Wohnungen. "Gerade angesichts der stark steigenden Zuwanderung muss die Politik sofort wirksame Maßnahmen ergreifen", forderte der Präsident des Spitzenverbandes der Wohnungswirtschaft GdW, Axel Gedaschko, vor kurzem. Bund, Länder und Kommunen müssten den Wohnungsbau in den Ballungsregionen zielgerichtet fördern.
"Es reicht hinten und vorne nicht aus", sagte der Sprecher der bayerischen Landesvereinigung Bauwirtschaft, Hans Auracher, vor dem Beginn der Bauma, wo sich die Branche bis zum kommenden Sonntag (17. April) auf dem Münchner Messegelände trifft. Für private Investoren sei der Bau von Wohnungen im unteren und mittleren Preissegment durch steigende Kosten und Bauauflagen aber einfach nicht attraktiv genug. "Es wird kein Weg daran vorbeiführen, dass die Kommunen wieder zu Bauherren werden."
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