Immer mehr Verkehr: Stau-Stadt München
MÜNCHEN - Was ist bloß auf den Münchner Straßen los? Viel zu viel, wenn man die Klagen regelmäßiger Autofahrer hört. Stau statt freie Fahrt, nerviges Stop and Go statt zügigem Fortkommen. Der subjektive Eindruck der motorisierten Verkehrsteilnehmer wird jetzt durch den TomTom-Stauindex 2013 bestätigt. Der zeigt: München ist die einzige deutsche Großstadt, in der die Verkehrsbelastung im Vergleich zum Vorjahr gestiegen ist. Und zwar deutlich messbar - völlig gegen den allgemeinen Trend.
Mit dem Verkehrsindex stellt der Navi- und Softwarehersteller TomTom alljährlich die Situation auf unseren Straßen anhand weltweit gültiger Faktoren dar. Dazu hält er in seinen Servern anhand der Fahrtdaten von TomTom-Nutzern (die dazu ihr Einverständnis gegeben haben) fest, wie lange sie wann für welche Strecke gebraucht haben. Dabei wird als Normalzustand die freie Fahrt in den Nebenzeiten genommen, anhand der tatsächlich im Berufsverkehr benötigten Zeit wird für alle deutschen Städte über 800000 Einwohner der Stau-Index errechnet. Je länger der Stau, desto höher der Indexwert ist die Devise.
Beim Blick auf ganz Deutschland zeigt sich: Die drei Negativ-Spitzenreiter des Jahres 2012 lagen auch 2013 wieder vorne: Stuttgart, Hamburg und Berlin. Auffällig ist aber, dass sich dort die Verkehrsbelastung verringert hat. Ebenso in Köln, das vom vierten auf den fünften Platz gerutscht ist. Weil sich die Situation in München verschlechtert hat.
In München wuchs der Stauindex um zwei Prozent – von 24 auf 26. Das heißt: Bei einer Stunde Fahrt während der Hauptverkehrszeiten müssen die Münchner Autofahrer mit einer Verzögerung von 28 Minuten rechnen. 2012 war es noch eine Minute weniger. Das bedeutet für den Durchschnitts-Berufspendler mit einem einfachen Arbeitsweg von 30 Minuten, dass er wegen der hohen Verkehrsbelastung pro Jahr 73 Stunden oder 3,04 Tage oder 9,125 Arbeitstage länger unterwegs ist, als wenn der Verkehr flutschen würde. 2012 war es immerhin noch ein Viertelarbeitstag weniger.
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Woran diese regionale Steigerung liegt? Für die Antwort auf diese Frage sind Verkehrsplaner und Politiker zuständig – TomTom dokumentiert lediglich den Ist-Zustand. Dass es an der boomenden Wirtschaft liegen könnte, ist aber eher unwahrscheinlich. Denn die Navi-Experten haben herausgefunden: Im internationalen Vergleich ist Deutschland das einzige Land mit geringerer Verkehrsbelastung als im Jahr 2012 – und das trotz guter wirtschaftlicher Entwicklung hier und massiven Problemen etwa in Italien, Spanien, Portugal. Dass das Münchner Bevölkerungswachstum damit zu tun haben könnte, gilt jedoch als sehr wahrscheinlich.
Auf welch solider Basis die Berechnungen für München liegen, zeigt folgende Zahl: Für den Stauindex wurden 77,49 Millionen in der und um die Stadt gefahrene Kilometer ausgewertet.
Dem Stau ausweichen? Das ist keine gute Idee!
Die große Frage: Lieber auf der verstopften Hauptstraße bleiben oder doch auf die – hoffentlich – durchgängigen Nebenstrecken ausweichen? Der TomTom-Stauindex gibt darauf eine klare Antwort: Bleiben!
Denn alle Messungen von realen Fahrten im Lauf des letzten Jahres haben gezeigt: Aus vermeintlichen Abkürzungen werden oft Umwege, die zu einer Verlängerung der Reisezeit um mehr als 50 Prozent führen können. Der Grund: Die Verkehrsbelastung im sogenannten untergeordneten Straßennetz (Bundes- und Landstraßen, sowie innerstädtischen Nebenstraßen) ist um ein Vielfaches höher als auf Hauptverkehrsstraßen. Deswegen ist das Risiko, hier ohne vernünftige Verkehrsinformationen von einem Stau überrascht zu werden, besonders hoch. Außerdem fehlt es oft an alternativen Ausweichrouten, wenn nichts mehr geht.
Ein deutlicher Beleg für diese These sind die Zahlen aus dem Verkehrsindex: Danach betrug die durchschnittliche staubedingte Verzögerung auf Autobahnen 20 Prozent, in der Stadt und im untergeordneten Straßennetz waren es schon 33 Prozent.
Am meisten Verkehr ist am Montag
Bei der Berechnung des Stauindex stoßen die TomTom-Experten immer wieder auf interessante Detail-Zahlen.
Ein paar Beispiele: Der stauigste Tag des Jahres 2013 war Donnerstag, der 17. Januar (keine Ferien, kein Feiertag).
Der verkehrsreichste Morgen der Woche: Montag – mit einem gesamten Stau-Level von 58 Prozent.
Verkehrsreichster Abend der Woche: Mittwoch; Stau-Level: 56 Prozent (ganz knapp vor Donnerstag).
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