Immer mehr Tiere ausgesetzt: Schnappschildkröten "überrennen" Deutschland und landen in München
Auf einer Bundesstraße in der Gemeinde Illmensee in Baden-Württemberg nördlich des Bodensees war die Schnappschildkröte unterwegs. Wahrscheinlich nicht sehr schnell, denn sie seien "nicht sehr bewegungsfähig", sagt Jennifer Vogl von der Auffangstation für Reptilien in München. Die Tierrettung Südbaden brachte die 10,07 Kilogramm schwere Schildkröte am Donnerstagnachmittag in die Auffangstation nach München.
Hochwasser spült ausgesetzt Schnappschildkröten hervor
Dort sitzt sie nun in Quarantäne, bis es für sie zu den 40 anderen Schnappschildkröten in der Auffangstation geht. Laut den Reptilien-Experten handelt es sich bei den Schnappschildkröten, die derzeit in Deutschland entdeckt werden, um ausgesetzte Tiere. Ursprünglich stammten sie aus Nordamerika, lebten aber in der freien Wildbahn "recht gut bei uns", sagt Vogl. Dass nun plötzlich mehrere von ihnen auftauchen, liege am Hochwasser, das zurückgeht und die Tiere hervorspült.

Denn es ist nun schon die dritte Schnappschildkröte - und die schwerste - die seit dem Hochwasser vor einigen Wochen in die Auffangstation kommt. Die beiden anderen waren in Olching (Kreis Fürstenfeldbruck) in den Wassermassen und in Ludwigshafen am Rhein gefunden worden.
Die Tiere beißen sich fest und lassen länger nicht mehr los
Ob die Tiere für Menschen in Badeweihern gefährlich werden könnten, da sie sich ja in Gewässern tummeln? Ja und nein, meint Vogl. Grundsätzlich gingen die Tiere nicht aktiv auf Menschen zu, oder schwömmen ihnen entgegen. Aber wenn jemand beispielsweise mit dem Fuß direkt vor ihre Schnauze trete, könne es schon gefährlich werden. Die Tiere würden sich dann festbeißen und länger nicht mehr loslassen. Potenziell könnten sie so auch Wunden verursachen, sagt Vogl. Sie schätzt die Zahl der Schnappschildkröten deutschlandweit auf zehn bis 100 - genau sei das schwer zu schätzen.
Das bestätigt auch Thomas Türbl, Fachtierarzt für Reptilien. Schnappschildkröten könnten zwar ordentlich zubeißen, stellten in der Regel aber keine Gefahr für Badegäste dar, meint er. Die Tiere hätten kein Interesse daran Menschen anzugreifen, außer sie würden absichtlich provoziert. Allerdings seien sie Faunenverfälscher, die heimische Arten fressen und verdrängen können. Sie seien also "eher ein Problem für unsere Natur". Gesichtete Tiere müssten deswegen eingefangen werden. Das sollten laut Türbl allerdings ausgebildete Menschen machen. Wenn man eine findet, solle man Fachleute kontaktieren, wie etwa die Feuerwehr.
Auch die Auffangstation für Reptilien in München stehe für Sichtungen beratend zur Seite. Wer eine Schildkröte entdeckt, könne ein Bild von ihr an die Mail-Adresse info@reptilienauffangstation.de schicken, um eine Artbestimmung von den Experten zu erhalten.
Haltungsverbot für Schnappschildkröten
Doch wie geht es nun für die neu hinzugekommene Schnappschildkröte weiter? Sie wird wahrscheinlich bis an ihr Lebensende in der Auffangstation in München bleiben, meint Vogl. Denn in Deutschland gebe es ein Haltungsverbot für sie, weswegen man sie nicht vermitteln dürfe. Ausnahme seien Zoos.
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