Immer mehr Münchner benötigen Grundsicherung
Immer mehr Menschen benötigen im Alter eine Grundsicherung. Sowohl in der Stadt als auch im Kreis steigen die Zahlen seit Jahren. Ein wichtiger Grund sind niedrige Löhne – zum Beispiel im Gastgewerbe.
München - Dass man im Alter auf Hilfe vom Staat angewiesen ist, kann verschiedenste Ursachen haben. Besonders Frauen haben oft weniger gearbeitet als Männer, weil sie für die Kindererziehung zuständig waren oder Angehörige gepflegt haben.
Die Folge: weniger Lohn und damit weniger Rente. Schon jetzt ist jede fünfte Seniorin in Bayern von Armut bedroht. Doch es trifft auch Männer – und dass die Rente nicht ausreicht, ist auch in München immer häufiger so.
Aktuelle Daten aus Stadt und Land zeigen, dass die Anzahl der Empfänger und Empfängerinnen von Grundsicherung im Alter seit Jahren steigt. Im Kreis München sei die Zahl innerhalb der letzten zehn Jahre um 47 Prozent gestiegen, teilt die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten Region München (NGG) mit. Sie beruft sich auf Daten des Statistischen Landesamts.
Bayernweit gibt es 125.000 Empfänger von Grundsicherung
Seien es im Landkreis 2008 noch 13.974 Grundsicherungs-Empfänger gewesen, bezogen im vergangenen Jahr bereits 20.521 die Sozialleistung. Bayernweit erhielten nach den Zahlen des Landesamts zuletzt rund 125.000 Rentnerinnen und Rentner Grundsicherung – 43 Prozent mehr als zehn Jahre zuvor. Das Statistische Amt der Landeshauptstadt schlüsselt die Daten noch etwas detaillierter auf, rechnet allerdings die Grundsicherungs-Empfänger heraus, die in Einrichtungen, also zum Beispiel in Pflegeheimen, untergebracht sind. Somit verbleiben 18.656 Empfänger zum Jahresende 2018.
Davon war nach Angaben der Landeshauptstadt etwas mehr als die Hälfte weiblich. Ein Großteil, knapp 81 Prozent, sind demnach 65 Jahre oder älter, also im gesetzlichen Rentenalter. Dass auch Jüngere auftauchen liegt daran, dass Grundsicherung auch bei Erwerbsminderung gezahlt wird.
Gewerkschaft fordert "rentenpolitische Kurskorrektur"
Die NGG fordert angesichts des sich abzeichnenden Trends eine "rentenpolitische Kurskorrektur". Dass sich die Gewerkschaft für das Thema stark macht, liegt daran, dass besonders in der Gastro-Branche im Vergleich zu anderen schlecht gezahlt wird – und sich damit das Risiko erhöht, im Alter nicht genug Rente zu haben. Tim Lünnemann, Geschäftsführer der NGG-Region München, sagt dazu: "Eine entscheidende Ursache für dürftige Renten sind niedrige Einkommen. Auch wer Jahrzehnte in einer Bäckerei oder einem Restaurant gearbeitet hat, landet im Alter oft unter der Armutsschwelle." Das liege auch an der Praxis vieler Unternehmen, aus Tarifverträgen auszusteigen und so die Löhne zu drücken. Hinzu käme der Trend zu Teilzeit und Minijobs.
Um das Problem anzupacken, spricht sich die NGG klar für die von Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) geplante Grundrente aus – allerdings ohne Bedürftigkeitsprüfung. Letztere würde die Falschen treffen, so Lünnemann. In den allermeisten Fällen gehe es um Haushalte mit kleinen Einkommen. Union und SPD hatten in der Nacht zum Donnerstag weiter um die Einführung einer Grundrente gerungen – der Durchbruch blieb aus.
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