Immer mehr Islam-Unterricht in München und Bayern: Experten sprechen Klartext in der AZ

Immer mehr Schüler im Freistaat Bayern und der Landeshaupt München besuchen Islamkunde als Wahlpflichtfach. Ein Experte bewertet die bayerische Entwicklung positiv – FDP und Grüne sehen jedoch Nachbesserungsbedarf.
Tobias Lill |
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"Die religiöse Bildung wurde durch den Islam-Unterricht stärker von den muslimischen Verbänden losgelöst", sagt der Professor für Islamwissenschaft der Uni Bamberg, Patrick Franke.
"Die religiöse Bildung wurde durch den Islam-Unterricht stärker von den muslimischen Verbänden losgelöst", sagt der Professor für Islamwissenschaft der Uni Bamberg, Patrick Franke. © imago images/Future Image

München - Über wenige Themen wurde in Bayern so viel gestritten wie über die Einführung eines Islam-Unterrichts. Letztlich entschied sich die Staatsregierung für eine abgespeckte Version. Diese wird offenbar von den Kindern zunehmend angenommen: Immer mehr Schüler in Bayern entscheiden sich für das Wahlpflichtfach Islamischer Unterricht.

Zwischen dem Schuljahr 2018/19 (16.265) und dem jetzt ausgelaufenen Jahr 2022/23 ist die Zahl Schüler nach Angaben des Kultusministeriums um gut 19 Prozent auf nunmehr 19.414 gestiegen. Zugleich ist die Zahl der Schulen, in denen der Unterricht wählbar ist, um gut zehn Prozent von 351 auf 387 so gestiegen.

Kultusminister Michael Piazolo: "Der islamische Unterricht wird sehr gern angenommen"

Auch diverse Münchner Bildungseinrichtungen bieten ihn an. In Bayern gibt es gut 3.860 allgemeinbildende staatliche Schulen. "Die steigenden Zahlen zeigen, dass der Islamische Unterricht in seinem jetzigen Konzept von Eltern und Schülerinnen und Schülern sehr gern angenommen wird", sagt Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler). Der Islamische Unterricht ist derzeit reguläres Wahlpflichtfach.

Michael Piazolo (Freie Wähler), Bildungsminister von Bayern, bewertet den Islamunterricht an bayerischen Schulen positiv.
Michael Piazolo (Freie Wähler), Bildungsminister von Bayern, bewertet den Islamunterricht an bayerischen Schulen positiv. © Peter Kneffel/dpa/Archivbild

Patrick Franke, Professor für Islamwissenschaft an der Uni Bamberg, spricht in der AZ von "einem guten Projekt". So wolle der Freistaat die Integration junger Muslime forcieren.

"Die religiöse Bildung wurde durch den Islam-Unterricht stärker von den muslimischen Verbänden losgelöst." Im Unterricht könnten die verschiedenen Ausprägungen des Islam vorgestellt werden und eine Fixierung auf eine Auslegung verhindert werden.

Islam-Unterricht in München und Bayern: Einfluss von Verbänden wird verringert

"Auch geht es darum, eine verfassungskonforme Vermittlung des Islam zu gewährleisten", so Franke. Der Einfluss von ausländischen Staaten oder Verbänden auf die Vermittlung des Islams bei Kindern und Jugendlichen in Bayern sei verringert worden. So versucht etwa die türkische Regierung, über religiöse Vereine Einfluss auf junge Migranten zu nehmen.

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FDP-Bildungsexperte Matthias Fischbach hält den Unterricht generell zwar für positiv. "Aber wir sind noch weit vom tatsächlichen Bedarf entfernt. Es gibt ja viel mehr muslimische Kinder", sagt er der AZ.

Bildungsexperten fordern, den Islam-Unterricht in München und Bayern länger anzubieten

Er fordert, das Angebot gleichberechtigt zum christlichen Religions- oder dem Ethikunterricht auch in der Oberstufe anzubieten. "Warum kann man das Fach bislang nur bis zur zehnten Klasse nehmen?"

Gabriele Triebel (Grüne) sagt der AZ, es sei "nicht nachvollziehbar, warum das Fach bislang nicht in den Jahrgangsstufen 11 bis 13 der Gymnasien und der beruflichen Oberschulen erteilt wird". Dies sei eine "klare Benachteiligung der interessierten Schüler".

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54 Kommentare
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  • Bayern69 am 08.08.2023 16:09 Uhr / Bewertung:

    Da bei uns Kirche und Staat getrennt sind, bin ich gegen jede Form von Religionsunterricht. Religion ist reine Privatsache. Eine aufgeklärte Gesellschaft braucht keine Religion.

  • Zabadak am 08.08.2023 18:15 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Bayern69

    In Bayern gehen die Uhren anders:
    Der Religionsunterricht ist an den Grundschulen, Mittelschulen, Realschulen, Gymnasien, Förderschulen, Berufsschulen, Wirtschaftsschulen, Fachoberschulen, Berufsoberschulen, an sonstigen Schulen nach Maßgabe der Schulordnung, ordentliches Lehrfach (Pflichtfach).
    Durch das am 1. August 2021 in Kraft getretene Änderungsgesetz wurde Schülerinnen und Schülern, die nicht am Religionsunterricht teilnehmen, ab dem Schuljahr 2021/2022 die Wahlmöglichkeit eröffnet, entweder den Ethikunterricht oder den Islamischen Unterricht zu besuchen.

  • ChrisS am 07.08.2023 23:03 Uhr / Bewertung:

    Na hoffentlich wird dann im Unterricht auch korrekt gegendert. Immam:innen und so weiter... wäre ja dramatisch, wenn hier ein veraltetes Rollenbild vorgestellt würde.

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