Immer mehr fahren mit der U-Bahn: Täglich ausverkauft

MÜNCHEN - Die Münchner steigen immer häufiger auf die U-Bahn um, gerade bei diesem Wetter. Ein Erfolg, der für die MVG zur Herausforderung wird.
Raus in die Kälte, rein ins Gedränge: So sieht das aktuelle Morgen-Programm eines U-Bahn-Pendlers aus. Gerade jetzt, da Eis und Schnee die S-Bahn schwächeln lassen, wird’s im Untergrund oft eng. Wäre die U-Bahn ein Fußballstadion, dürfte die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) wohl täglich „ausverkauft“ jubeln. Dort ist allerdings in sachlicherem Ton von einer „guten bis sehr guten Auslastung“ die Rede.
Die MVG blickt auf eine Erfolgsgeschichte zurück. Seit Jahren hat die U-Bahn immer mehr Fahrgäste. Um satte 19,4 Prozent stieg die Kundenzahl seit der Jahrtausendwende. Im Vorjahr nutzen 351 Millionen Menschen die Züge, im Jahr 2000 waren es noch 57 Millionen Kunden weniger. „Sagenhafte 95 Prozent der Münchner nutzen die MVG-Verkehrsmittel zumindest gelegentlich, die meisten regelmäßig“, sagt MVG-Chef Herbert König.
Ein Boom birgt freilich immer das Risiko, vom eigenen Erfolg überholt zu werden. „Zwar hat die MVG ihr Angebot ebenfalls ausgebaut und auf den Fahrgastzuwachs reagiert, doch gibt es vor allem im Bereich der Innenstadt Engpässe“, erklärt MVG-Sprecherin Bettina Hess. Dies gelte insbesondere für die Linien U2 und U3/U6 – zwischen Implerstraße und Münchner Freiheit. „Das Bestandsnetz stößt auf einigen Abschnitten im Berufsverkehr bald an seine Leistungs- und Kapazitätsgrenzen“, heißt es bei der MVG. Vor allem am Morgen und auf einigen Innenstadt-Strecken hätte die Zahl der Fahrgäste überproportional zugelegt. In der Spitzenstunde liegt der Zuwachs demnach bei bis zu 28 Prozent in nur zwei Jahren. Tendenz weiter steigend.
Die MVG rüstet auf, damit die Erfolgsgeschichte fortgeschrieben werden kann. Erst kürzlich stellte sie dazu ihre Angebotsoffensive vor. Und so will sie dem weiteren Ansturm auf die U-Bahn gerecht werden:
Taktverdichtungen: Ab Ende 2011 ist eine neue Verstärkerlinie U7 vorgesehen (vom Westfriedhof bis nach Neuperlach Zentrum). Sie soll die entsprechenden Abschnitte der U1, U2 und U5 entlasten. Drei Jahre später, ab 2014, wird dann stellenweise ein Zwei-Minuten-Takt bei den Linien U2 und U6 angepeilt – ein Novum bei der Münchner U-Bahn. Dort, wo’s in der Spitzenzeit bislang besonders zugeht, soll sich die Lage durch zusätzliche Verstärkerzüge entspannen.
Kapazitätserweiterung: Neue Züge machen’s möglich: Erst kürzlich teilte die MVG mit, dass sie die größte Bestellung in Auftrag gegeben hat, seit es die Münchner U-Bahn gibt. Der große Vorteil der neuen Bahnen: Sie sind größer. Der Wagenpark wird Ende 2018 rund 19 Prozent mehr Platz bieten.
In den Sternen steht noch, wann die U9 – ein City-Bypass zwischen Implerstraße und Münchner Freiheit – kommt.
Die MVG erhofft sich viel von ihrer Offensive. Im Berufsverkehr soll die Spitzenkapazität bei der U-Bahn in den kommenden acht Jahren dadurch deutlich gesteigert werden – zum Teil um bis zu 34 Prozent. Damit das Morgen-Programm der Münchner Pendler ohne allzu großes Gedränge abläuft.Julia Lenders