Immer mehr Coronafälle in Seniorenheimen: Neue Regeln für München

München - In zwei Tagen ist Heiligabend, doch für viele Bewohner in Seniorenheimen werden es stille Tage werden - auf vielen Stationen sind Besuche derzeit gar nicht möglich. Laut Gesundheitsreferat waren gestern 150 Bewohner in Münchner Pflegeheimen coronapositiv. Dazu kommen noch sehr viele mehr, die sich aktuell isolieren müssen.
Münchenstift: 40 Prozent in Corona-Quarantäne
So sind aktuell beispielsweise mehr als 40 Prozent der Senioren, die in einem der neun Häuser der Münchenstift GmbH wohnen, in Quarantäne. Ende voriger Woche waren es sogar noch mehr: Da betraf es die Hälfte der 55 Stationen. 200 von insgesamt 3000 Bewohnerinnen und Bewohnern hatten positive Testergebnisse sowie rund 100 Pflegekräfte (von 2000).
Münchenstift-Chef Siegfried Benker zur AZ: "Wenn wir nicht ständig abstreichen und testen und Kranke versorgen würden, wären die Intensivbetten in München längst voll."
Caritas-Mitarbeiter fallen wegen Corona-Infektion aus
In den Einrichtungen der Caritas ist es ähnlich: "Die Situation ist teilweise dramatisch", sagt Doris Schneider, Geschäftsführerin für die Altenheime. Der Verband betreibt 27 Einrichtungen in Oberbayern, davon fünf in München.
"Teilweise ist die Hälfte der Bewohner krank oder in Quarantäne", berichtet auch sie. Zudem fallen immer wieder sehr viele Mitarbeiter aus, da sie positiv getestet wurden oder sich als Kontaktpersonen isolieren müssen.
Derzeit können etwa 300 bis 400 (von etwa 3.000) Caritas-Mitarbeitern deshalb nicht arbeiten. Das bedeutet noch mehr Arbeit für die übrigen. "Ich bin noch nie mit so vielen Sorgenfalten in die Weihnachtszeit gegangen wie dieses Jahr", sagt Doris Schneider.
Besuchsverbot in Seniorenresidenz Augustinum
Die Seniorenresidenz Augustinum Nord in Feldmoching-Hasenbergl verbietet Besuche nun sogar generell. "Betriebsfremde" dürfen nicht mehr ins Haus. Das soll sich auch über Weihnachten nicht ändern. Stand gestern waren 21 Bewohner und acht Mitarbeiter positiv. Das Besuchsverbot sei "eine Maßnahme zur Sicherheit", hieß es.
Doris Schneider von der Caritas hält das Risiko, dass Besucher Bewohner anstecken, hingegen für überschaubar: "Die größte Gefahr ist, dass die Mitarbeiter das Virus ins Haus bringen."
München erlässt neue Regeln: Negativer Test erforderlich
Die Stadt München will das Risiko so klein wie möglich halten und hat nun angesichts des hohen Ausbruchsgeschehens neue Regeln erlassen: Demnach sind Besuche in Pflege- und Behinderteneinrichtungen ab sofort nur mit einem negativen Antigen-Schnelltest vom selben Tag möglich oder einem maximal 48 Stunden alten PCR-Test.
Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) appelliert zudem, sich nicht auf das Testergebnis zu verlassen: "Halten Sie auch Abstand und tragen Sie eine FFP2-Maske, solange Sie zu Besuch sind - auch wenn Sie negativ getestet wurden."
Außerdem mahnt Reiter: "Vermeiden Sie schon im Vorfeld des Besuchs bestmöglich Kontakte. Und verzichten Sie auf den Besuch, wenn Sie auch nur leichte Symptome haben."