Immer mehr Bergsteiger verunglücken
Mangelnde Kondition und fehlende Erfahrung sind schuld daran, dass Bergtouren zunehmend im Krankenhaus enden.
München, Innsbruck - Erst wurde ihm schlecht, dann brach der 79-Jährige beim Aufstieg auf die Kampenwand leblos zusammen: Herzinfarkt am Berg. Obwohl ein Trupp der Bergwacht zufällig in der Nähe und Hilfe entsprechend schnell vor Ort war, gab es keine Rettung für den Mann.
Jedes Jahr sterben nach Angaben der Bergwacht rund 80 Menschen in den bayerischen Alpen. In Tirol waren es in diesem Jahr bereits 60 Tote.
Vor allem auf scheinbar leichten und vermeintlich sicheren Routen kommt es in den Bergen immer wieder zu Notfällen. Etwa jeder dritte Einsatz, so schätzt der Alpenverein, wird von Wanderern ausgelöst. „Mehr als die Hälfte aller verunglückten Wanderer stolpern, knicken um oder rutschen aus“, erklärt Thomas Bucher vom Alpenverein. „Manche überschätzen ihre Kondition und Leistungsfähigkeit.“
Besonders an Klettersteigen kommt es deshalb immer wieder zu gefährlichen Situationen. „Die Leute sind starr vor Angst, kommen keinen Meter mehr vor oder zurück“, berichten erfahrene Bergretter.
Am Hochstaufen stürzte ein Soldat (26) ab, er wollte sich mit einem Kameraden den Sonnenaufgang ansehen.
Am Staufen und am Teisenberg mussten kürzlich zwei Frauen per Helikopter geborgen werden. Sie hatten massive Kreislaufprobleme und hätten es ohne Hilfe nicht mehr zurück ins Tal geschafft.
Immer wieder verunglücken Mountainbiker schwer. Ein 19-Jähriger starb im September am Hochries.
Ein Paar aus Pfaffenhofen verunglückte nur Tage zuvor bei Ruhpolding. Sie waren ebenfalls mit Rädern unterwegs. An einem Hang stürzte der Mann (38) in den Tod.
Vor allem an den Wochenenden und bei schönem Wetter geht es bei den Helfern der Bergwacht rund. „Häufig sind es Herz- und Kreislaufprobleme“, berichtet Roland Ampenberger von der Bergwacht.
Knapp 20 Prozent, so die Zahlen des Alpenvereins, bekommen während einer Bergtour gesundheitliche Probleme wegen Kreislaufbeschwerden. „Das kann einem aber genau so gut auf der Rolltreppe am Marienplatz passieren“, schränkt Roland Ampenberger ein.
6540 Notfälle wickelten die Helfer 2010 ab. Fürs laufende Jahr liegen noch keine neueren Zahlen vor. Im Schnitt sind pro Jahr 80 Todesopfer zu beklagen.
Im benachbarten Tirol steigen die Unfallzahlen laut dem Kuratorium für alpine Sicherheit sogar an. Es erwischt demnach immer häufiger auch ortskundige und erfahrene Bergsteiger.
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