Immer häufiger "Personen im Gleis" in München: Das sind die Brennpunkte

Immer wieder werden S-Bahn-Abschnitte in München wegen "Personen im Gleis" für längere Zeit lahmgelegt. Was dahintersteckt.
von  Jan Krattiger
Immer wieder werden S-Bahnen wegen Personen im Gleis aufgehalten, auch an der Hackerbrücke kommt das öfter vor. (Symbolbild)
Immer wieder werden S-Bahnen wegen Personen im Gleis aufgehalten, auch an der Hackerbrücke kommt das öfter vor. (Symbolbild) © Bundespolizei

München - Zum Beispiel am Montag, den 11. Dezember in der Früh: Wegen einer Person im Gleis zwischen Laim und Pasing gab es auf der ganzen Stammstrecke Verspätungen von bis zu 30 Minuten. 

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Bundespolizei München: "Gefühlt" immer mehr Fälle von "Personen im Gleis"

Wie die Bundespolizei auf AZ-Anfrage mitteilt, war diesmal ein 22-jähriger Mann in Laim im Gleisbereich unterwegs. Die S-Bahn musste die Notbremse ziehen und Züge seien zum Teil auf freier Strecke stehen geblieben. Obendrauf war der Zugverkehr von und nach München für rund 20 Minuten komplett eingestellt, so ein Sprecher der Bundespolizei. Bei dem Mann werde die Unterbringung in einer psychiatrischen Anstalt geprüft. 

Genaue Statistiken über diese Vorfälle führt die Bundespolizei zwar selber nicht – und kann darum auch nicht konkret sagen, dass es eine Zunahme solcher Fälle gibt. "Gefühlt" sei aber "tatsächlich eine Zunahme feststellbar", so ein Sprecher. Die Bundespolizei werde aber auch nicht immer informiert, wenn Personen in den Gleisbereichen unterwegs sind, sondern nur bei größeren oder "länger anhaltenden Auswirkungen". 

Die gefühlte Zunahme bestätigt ein Sprecher der Bahn auf AZ-Anfrage: "In der Tat verzeichnen wir seit einigen Jahren eine Zunahme der Fälle mit Personen im Gleis". Die Zahlen würden zwar stark schwanken, im Schnitt komme es aber auf den über 400 Kilometern Streckennetz "im Durchschnitt alle ein bis zwei Tage dazu, dass der S-Bahn-Verkehr wegen Personen im Gleis beeinträchtigt ist". Der größte Teil dieser Vorkommnisse finde aber außerhalb der Stammstrecke statt. Dort seien aber die Auswirkungen am größten, weil es schnell zu Verspätungen auf allen Linien führe. 

Brennpunkte Hackerbrücke, Hirschgarten, Ostbahnhof

Die Bundespolizei kann auf Anfrage auch keine statistisch untermauerten Brennpunkte nennen, wo die meisten dieser Fälle vorkommen. Sie nennt aber dennoch den Bereich der Hackerbrücke zur Wiesnzeit als Hotspot. Ebenso öfter mal betroffen ist der Bereich Hirschgarten, wo das Backstage sich befindet, und der Ostbahnhof. 

Was die Wiesn betrifft, so hat die Deutsche Bahn dieses Jahr die Zahl der Vorfälle senken können, weil sie "an zusätzlichen Stationen vor Ort" war, wie ein Bahnsprecher sagt. 

Erstaunlich: Am Abend und in der Nacht sind es "häufig stark Alkoholisierte", die sich im Bereich der Gleise aufhalten, tagsüber allerdings laut Bundespolizei "immer wieder Kinder, die nah, zu nah am oder sogar im Gleisbereich spielen". Vor allem nachts seien es oft Menschen, die auf der Suche nach ihrem Heimweg seien, Betrunkene "oder anders Berauschte" aber auch immer wieder "psychisch Auffällige", wie der Bundespolizei-Sprecher mitteilt.

Die Bahn sagt, sie habe das Thema schon länger "im Fokus". Eine Arbeitsgruppe arbeite mit der Bundespolizei zusammen, um Hotspots zu identifizieren, Ortsbegehungen durchzuführen und Gegenmaßnahmen zu ergreifen.

An den Tunnelportalen der Stammstrecke hat die Bahn Bahnsteigabschlusstüren und Noppenplatten im Gleisbereich gebaut, um diese Vorfälle zu verhindern. Neben der Stammstrecke wurden laut Bahn auf einer Länge von 8,5 Kilometern entlang der Gleise zusätzliche Zäune errichtet. Noch in diesem Jahr prüft die Bahn, ob im Bereich Giesing - St. Martin-Straße weitere Zäune gebaut werden sollen. 

Die Verspätungen am Montag auf der Stammstrecke wegen der Person im Gleis in Laim waren nach knapp drei Stunden vorbei. Die Person habe "den Gleisbereich verlassen" und die Verkehrslage auf der Stammstrecke "normalisiert sich wieder", teilte die Deutsche Bahn auf AZ-Anfrage mit. 

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