Im Visier der Plagiatsjäger

Der Münchner MdB Daniel Volk hat in der FDP Karriere gemacht. Bei seiner Doktorarbeit soll er abgeschrieben haben - auf 39 Seiten
von  Irene Kleber
Daniel Volk sitzt für die FDP im Bundestag: Er soll abgeschrieben haben.
Daniel Volk sitzt für die FDP im Bundestag: Er soll abgeschrieben haben. © photothek

MÜNCHEN Am Samstagmittag hat er noch fröhlich beim Wiesn-Anstich mitgefeiert – umringt von Polit-Prominenz in der Ratsboxe im Schottenhamel-Zelt. Inzwischen dürfte dem Münchner FDP-Bundestagsabgeordneten Daniel Volk (41) das Partymachen vergangen sein: Dem Rechtsanwalt und Bezirks-Chef der FDP Oberbayern (seit 2008 für den Wahlkreis München-West/Mitte im Bundestag) droht möglicherweise der nächste Plagiats-Skandal.

Die Internetseite „VroniPlag“, die schon die Dissertation der Münchner Rechtsanwältin und Edmund-Stoiber- Tochter Veronica Saß zerpflückt hat, hat sich jetzt seine Doktorarbeit vorgenommen. Unter vroniplag.wikia.com/wiki/Dv listeten die Plagiats-Jäger bis gestern Mittag auf 39 Seiten Textstellen auf, die sie als Plagiate einstufen.
Der Rechtsanwalt hatte die 186 Seiten lange Arbeit 2004 an der Uni Würzburg eingereicht – gefördert durch ein Stipendium der CSU-nahen Hanns-Seidel-Stiftung. Titel: „Die Begrenzung kriegerischer Konflikte durch das moderne Völkerrecht“.

Laut VroniPlag hat Volk teilweise ganze Textpassagen samt angepassten Fußnoten aus Texten anderer Autoren übernommen, ohne auf die Originalquellen zu verweisen. [GRUNDTEXT]Auf vier Seiten habe der FDP-Politiker mehr als die Hälfte des Textes abgekupfert, auf einer Seite sogar mehr als 75 Prozent.[/GRUNDTEXT] Ähnlich ist auch Niedersachsens CDU-Kultusminister Bernd Althusmann vorgegangen, dessen Doktorarbeit gerade an der Uni Potsdam überprüft wird.

Eine „großflächige, überwiegend wortgetreue Übernahme der gesamten Seite“ hat VroniPlag auf Daniel Volks Seite 35 gefunden. Dort habe er „fast die gesamte Seite inklusive Fußnoten aus drei Seiten eines Aufsatzes von Udo Fink (1991)“ übernommen. Volk schreibt:<CF71> „Am selben Tag des irakischen Einmarsches stellte der Sicherheitsrat einen Bruch des internationalen Friedens fest und verlangte den sofortigen Rückzug aller irakischen Truppen aus Kuwait.“

Bei Fink heißt es: Noch am selben Tag verurteilt der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen (...) den Einmarsch als Bruch des internationalen Friedens und verlangt den Rückzug aller irakischen Truppen."
Volk, den die AZ gestern zu Hause in seiner Münchner Wohnung erreichte, wies den Vorwurf zurück, gemogelt zu haben. „Ich sehe mich nicht als Plagiator. Die allermeisten Vorwürfe sind für mich nicht nachvollziehbar. Es geht ja nicht um die Quantität der Fundstellen, sondern um die Qualität. Und viele ganz inhaltsgleiche Fragmente wurden ja nicht gefunden.“
Dann räumt er aber ein: „An der ein oder anderen Stelle hätte ich ein bisschen sauberer arbeiten können. Ich bin ja auch nur ein Mensch und nicht unfehlbar.“ Insgesamt drei Jahre, von 2000 bis 2003, habe er an der Dissertation geschrieben – da arbeitete er zeitgleich bereits als Anwalt.

Eine erste Ahnung, dass er im Visier der Plagiats-Jäger steht, hat der FPD-Mann übrigens schon seit Juli. Beim routinemäßigen Googeln nach seinem eigenen Namen, um zu sehen, was im Netz so über ihn geschrieben wird, fand Daniel Volk einen Hinweis im offenen Forum der Seite PlagiPediWiki: „Da hatten die sechs Fundstellen aufgelistet, aber das war für mich überhaupt nicht greifbar.“
Ob er schon daran denkt, seinen Doktor-Titel abzugeben? Oder gar sein Bundestags-Mandat? „Überhaupt nicht!“

Jetzt will er warten, ob die Universität Würzburg sich mit seiner Arbeit kritisch befassen wird. Danach werde er „selbstverständlich mit der Uni zusammenarbeiten“ und bei der Überprüfung der Vorwürfe „helfen“.
Heute will der Abgeordnete wieder nach Berlin fliegen. Ob die Parteikollegen sich dort ebenso entspannt geben, wird sich zeigen.

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