Im U-Bahn-Schacht: Lebensretter auf Probe
München - Immer wieder fallen Menschen ins U-Bahngleis und werden überrollt. Mal sind es Betrunkene, mal Sehbehinderte, die den Abstand zwischen zwei Wagen mit einer Tür verwechseln. Andere springen in selbstmörderischer Absicht. Manche werden schwer verletzt, viele überleben es nicht.
Stadtrat Georg Kronawitter (CSU) fordert seit Jahren eine elektronische Überwachung des Gleisbettes: Damit soll ein Menschen im Gleis rechtzeitig erkannt und die U-Bahn gebremst werden. Die MVG wird das jetzt nach eigenen Angaben testen – in drei Varianten: Laser-Scanner-System, Radarsystem, Videosystem.
Die MVG geht davon aus, dass das Laser- und Videosystem bis Ende April eingebaut und einsatzbereit ist. Die Verhandlungen mit den Anbietern seien abgeschlossen.
Bei der Radarvariante gebe es noch Verhandlungsbedarf. Diese Variante wird derzeit in Nürnberg eingesetzt.
Laut MVG wurden für die Tests zwei U-Bahnhöfe ausgewählt: Rotkreuzplatz (unterirdisch) und Studentenstadt (oberirdisch). Die elektronischen Anlagen werden im Gleisbereich dieser beiden U-Bahnhöfe installiert.
Danach werden sie ein Jahr lang getestet. Für Mai oder Juni 2014 kündigt MVG-Chef Herbert König dann einen Abschlussbericht über diese Testphase an.
„Mit einer Gleisbett-Überwachung soll die Wahrscheinlichkeit von gravierenden Personenschäden im U-Bahnbereich drastisch reduziert werden“, sagt Stadtrat Kronawitter. Dies sei eine Chance, dass es „weniger Tote oder schwer Verstümmelte bei der U-Bahn gibt“. Kronawitter fügt an: „Von der psychischen Entlastung der U-Bahnfahrer ganz zu schweigen.“
Bei seinem Engagement für die Gleisüberwachung wird er vom Bayerischen Blindenbund und der Aktion Münchner Fahrgäste unterstützt.
Der Stadtrat empfiehlt auch der Bahn, solche Systeme einzusetzen. Denn ähnliche Zwischenfälle gibt es zum Beispiel auch bei der S-Bahn. „Aus meiner Sicht wäre auch DB Netz gut beraten, bei der S-Bahnstammstrecke eine Gleisbett-Überwachung einzuführen.“ Wenn man sich schon nicht zu den auch vom Verkehrsexperten Prof. Kirchhoff geforderten Bahnsteigtüren durchringen könne, die vor zehn Jahren schon mal geplant waren.