Im Tiefflug über der Wiesn - Festbesucher in Angst

Ein Flugzeug von Red Bull dreht am Donnerstag seine Runden über dem Oktoberfest – und kommt vielen Wiesnbesuchern viel zu nahe. Hat der Pilot die Mindestflughöhe unterschritten? Das Luftamt untersucht den Fall
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Die DC6B der "Flying Bulls", der privaten Staffel von Red Bull-Chef Dietrich Mateschitz.
flyingbulls Die DC6B der "Flying Bulls", der privaten Staffel von Red Bull-Chef Dietrich Mateschitz.

MÜNCHEN - Ein Flugzeug von Red Bull dreht am Donnerstag seine Runden über dem Oktoberfest – und kommt vielen Wiesnbesuchern viel zu nahe. Hat der Pilot die Mindestflughöhe unterschritten? Das Luftamt untersucht den Fall

Das Flugzeug sieht stark aus: Es schimmert silbern am blauen Himmel, zeigt eine elegante Silhouette mit vier Propellern. Ein echtes Schmuckstück, die DC 6B – am Donnerstagnachmittag fliegt sie in großen Kreisen über die Theresienwiese.

Unten steht Michaela Wild (40) mit ihrem Sohn Niklas (10) zwischen Käfer- und Weinzelt. Gegen 16 Uhr hört sie das Knattern der Maschine und blickt nach oben. Wie alle anderen um sie herum. „Der Flieger war silbern, mit einem Logo von Red Bull, so groß wie ein kleiner Linienflieger“, sagt die Beamtin. „Und er kam immer tiefer, in großen Kreisen.“

Um Margit Wilde werden die Festbesucher immer unruhiger. Auch ihr Sohn Niklas. „Er hatte unheimliche Angst, und auch ich fand es wirklich beängstigend!“ Sofort denkt Margit Wilde an den Flugzeug-Anschlag vom 11. September in New York. Und an die vielen Terror-Warnungen von El-Kaida in den vergangenen Tagen. „Es war wirklich taktlos von denen, so tief zu fliegen“, sagt die Münchnerin.

Eine zweite Besucherin sagt es direkter: „Das war echt übel. Ich habe noch nie in meinem Leben solche Angst gehabt.“ Die PR-Beraterin war mit ihrem Sohn (5) auf der Wirtsbudenstraße. „Mir ist das Blut in den Adern gefroren. Wir sind sofort nach Hause gegangen – aus Angst.“ Auch Margit Wilde ist da schon auf dem Weg nach Hause.

Die Mindestflughöhe für die Theresienwiese beträgt 397 Meter

Bei der Wiesnpolizei melden sich mehrere aufgeregte Wiesnbesucher – persönlich oder per Telefon. Keiner weiß: Ist das ein besonders tollkühner Pilot? Oder doch bitterer Ernst? Die Polizei fragt bei der Deutschen Flugsicherung nach: Die DC 6B startete um 15.40 Uhr in Salzburg – zu Werbezwecken für die Firma „Red Bull“. Die Maschine war angemeldet.

Der Flieger mit der Kennung N 996 DM gehört den „Flying Bulls“, einer Flugzeugstaffel des Red-Bull-Chefs Dietrich Mateschitz. Der Milliardär kaufte den Flieger von 1958 im Jahr 2000. Es gehörte einst dem jugoslawischen Diktator Tito, später noch einem Potentaten aus dem afrikanischen Staat Zambia. Was sie jetzt in München genau sollte, dazu wollte sich Red Bull am Freitag nicht äußern.

Das Luftamt Südbayern untersucht jetzt, ob die Propellermaschine unter der erlaubten „Überlandflughöhe“ flog – die beträgt für München 600 Meter. Laut Besuchern flog sie 200 bis 300 Meter hoch – das würde auch die „Sicherheitsmindesthöhe für bebautes Gebiet“ unterschreiten. Die beträgt auf der Theresienwiese 397 Meter. Anhand eines Senders zeichnet die Flugsicherung Route und Höhen eines Fliegers auf – wie ein Fahrtenschreiber. Das Luftamt Südbayern analysiert diese „Flugspur“ bis Mitte nächster Woche. Flog die DC 6B zu tief, setzt es eine Geldstrafe.

Thomas Gautier

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