Im Olympiapark: Eisblock von Hochhaus geworfen
MÜNCHEN - Gefährliches Wurfgeschoss: Ein kiloschwerer Eisblock landete mit großer Wucht vor einer Bäckerei im Olympiapark und zerbarst. Nur knapp verfehlte er eine 41-Jährige. Eine Bäckereiverkäuferin hat einen Verdacht, worauf es die unbekannten Werfer im 13. Stock absahen.
Leckere Semmeln, frischer Kaffee und viele Stammkunden: Die Bäckerei Bachmeier am Helene-Mayer-Ring im Olympiadorf ist beliebt. Verkäuferin Svjetlana K. (33) stellt für ihre treuen Gäste sogar Tische in die Sonne – wie zum Beispiel am Mittwoch, den 26. August. Heute wünscht sie, sie hätte das gelassen – nach der Geschichte mit dem Eisblock.
Um 16 Uhr wischt Svjetlana K. gerade die Fenster, da fährt ihr ein Schrei durch Mark und Bein. Sie schaut nach draußen: Eine Stammkundin steht neben dem Tisch in der Sonne. Neben ihr liegt ein großer Haufen zerborstenes Eis. Irgend jemand hat einen Brocken Eis aus dem Fenster geworfen – mitten in die Ladenpassage. Vor Svjetlanas Kunden. Wütend blickt sie nach oben und sieht zwei Köpfe auf dem Balkon im 13. Stock. „Ich hab’ geschrien: Passt auf! Ich komme gleich hoch! Da sind sie verschwunden.“
Für die Verkäuferin ist klar: Der Eisblock-Anschlag war kein blöder Scherz. Es war auch kein Unfall – sondern Absicht. „Der Eisbrocken war halb so groß wie mein Kühlschrankeisfach“, sagt sie. Etwa 20 Zentimeter breit und lang. Wer immer den Block nach unten warf, er musste schräg nach rechts werfen, der Balkon liegt links über der Bäckerei. Das kiloschwere Trumm landete Zentimeter neben einem Tisch. Daran saßen eine 87-jährige Stammkundin, eine weitere Frau – und drei Behinderte im Rollstuhl. Svjetlana K. ist sicher: „Der Eisblock galt ihnen.“
Es war nicht das erste Mal. „Da flogen schon Flaschen, tiefgefrorene Pizzen und sogar Schneidemesser – immer auf die Rollstuhlfahrer!“ Svjetlana K. hat Anwohner im Verdacht: „Es haben sich schon viele über die Behinderten beschwert. Die stören das Bild.“ Irene D. (41) stimmt ihr zu. Sie stand am Tisch, als der Eisblock herunterkrachte. Er streifte sie sogar an der Schulter. „Ich wollte einem Rollstuhlfahrer gerade einen Kaffee bringen, da habe ich etwas an meiner Seite gespürt. Ich hatte einen Riesenschock.“ Auch sie glaubt, dass jemand es auf die Rollstuhlfahrer abgesehen hat.
Die Polizei ermittelt jetzt wegen versuchter gefährlicher Körperverletzung – die Täter aber sind verschwunden. In der Wohnung im 13. Stock konnten Beamte niemanden finden. Hinweise an: 089/2910-0.
Thomas Gautier
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