Im Herzen hässlich!

AZ-Kulturredakteur Adrian Prechtel über den traurigen Zustand der belebten Kaufingerstraße.
Beliebt, beliebter, Kaufingerstraße: Oft ist kein Durchkommen.
Beliebt, beliebter, Kaufingerstraße: Oft ist kein Durchkommen. © Loeper

AZ-Kulturredakteur Adrian Prechtel über den traurigen Zustand der belebten Kaufingerstraße.
 

Als vor 1972 zwischen Marienplatz und Stachus Autos und Trambahn gestoppt werden sollten, machte sich unter Einzelhändlern Hysterie breit: Eine Fußgängerzone würde die Umsätze ruinieren! Heute ist klar: Die Umsätze hier sind so hoch, dass sie den damaligen Einzelhandel ruiniert haben. Man sieht fast nur internationale Ketten-Läden, die aus Prestige in dieser Konsum-Meile mit höchsten Ladenmieten Flagge zeigen und Masse statt Klasse bieten.

Aber auch aus anderen Gründen sind Kaufinger- und Neuhauser Straße ein trauriges Beispiel für den ästhetischen Niedergang einer historischen Innenstadtlage. Wer sich im Gewühl einmal als Hans-Guck-in-die-Luft betätigt, wird merken: Hier gab es durchaus noch barock-bürgerliche Bausubstanz. Nur hat der Denkmalschutz total versagt. Überall durften Schaufenster-Glasfronten eingehauen werden, die jetzt ein steriles Endlosband bilden, wie sie fast alle Fußgängerzonen der Welt verunzieren.

Ein grandioses Beispiel von Münchens zweiter Zerstörung nach dem Zweiten Weltkrieg! Wo kann man da noch sagen: Augenblick verweile doch, du bist so schön? An den wenigen optischen Inseln wie dem Augustiner, den Kirchen und Klostermauern um den Richard-Strauss-Brunnen. Wie wäre es mit einem „Rehistorisierungs-Beschluss“ des Stadtrates: Renovierungs- und Nutzungsgenehmigungen nur noch gegen Wiederherstellung eines historischeren Zustands? Und die 70er-Leuchten kann man gleich mitabräumen.

 

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