Im Deutschen Theater: Warum Christian Springer keinen Fasching mag

Christian Springer mag keinen Fasching, wird aber Aschermittwoch im Deutschen Theater politisch aktiv.
Thomas Becker |
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Christian Springer legt den Finger in die Wunde.
Günter Schmied Christian Springer legt den Finger in die Wunde.

Warum der Kabarettist Christian Springer ein fettes Faschingstrauma zu verarbeiten hat, wie er sich in der dritten Klasse den Radl-Führerschein erschwindelt hat und was er von der GroKo und der künftigen Regierung in Bayern hält: All das und mehr ist am Aschermittwoch im Deutschen Theater zu erleben.

AZ: Herr Springer, am Aschermittwoch schicken Sie mit Ihrem Auftritt im Deutschen Theater sozusagen den Fasching in die Wüste. Wie wichtig ist das närrische Treiben zuvor für Sie persönlich?
CHRISTIAN SPRINGER: Der Fasching ist für mich nicht wichtig. Er ist für mich vielmehr eine hochkonzentrierte Zeit, weil es am Aschermittwoch dann so richtig losgeht. Rauslassen ist da nicht, sondern angespannte Konzentriertheit.

Aber als Kind waren Sie schon mal Cowboy oder Indianer?
Als Kind musste ich auf den Kinderfasching in den Bayerischen Hof, und das war garantiert eine der schrecklichsten Tage in meinem Leben.

Auweia, gleich so schlimm?
Ja, so schlimm. Ich weiß nicht, warum mich meine Eltern da loshaben wollten. Es war wirklich schlimm. Wobei ich ja dann als Fonsi wieder 15 Jahre lang verkleidet war.

Aber was war Ihre Verkleidung als Kind?
Das ist alles in einem großen Faschings-Trauma nicht mehr wiederzufinden im Gedächtnis. Alle Erinnerungen getilgt.

Dann wollen wir lieber keine Geister auferstehen lassen. Was erwartet die Zuschauer denn im Deutschen Theater?
Das ist natürlich mein Programm „Trotzdem“, aber wer den Springer kennt, weiß, dass da nicht das normale Kabarett abgespielt wird, sondern dass ich zum einen auf die aktuelle Situation in der Welt und speziell auf die GroKo eingehen werde, und dann auf das bayerische Großereignis: den Politischen Aschermittwoch in Passau. Im März steht ja die große Regierungsumbildung an – da gibt es einiges zu erzählen. Was sich am Mittwoch bis 18 Uhr tut, wird dann um 20 Uhr auch auf der Bühne auftauchen. Kabarett am Aschermittwoch zu machen: Da freue ich mich wirklich drauf.

Wie interpretieren Sie Markus Söders Verkleidung als Prinzregent?
Ich verstehe es nicht ganz, weil der Prinzregent ja nur Prinzregent geworden ist, weil sein Vorgänger auf höchst mysteriöse Art und Weise im Starnberger See untergegangen ist. Da weiß ich jetzt nicht genau, auf was Söder da Bezug nimmt.

Als Sie im November in der Schwabinger Erlöserkiche die 50.Kanzelrede der Evangelischen Akademie Tutzing hielten, nahmen Sie Bezug auf das Thema Freiheit...
Das Thema kommt ganz theoretisch daher, hat aber ganz praktische Auswirkungen. Die These hieß: Wir müssen Freiheit aushalten. Damit ist die Freiheit des Anderen gemeint. Ich stelle nämlich zunehmend fest, dass wir immer mehr von der Generation Memme verwaltet werden.

Wie meinen Sie das?
Man hält nichts mehr aus. Jeder Fünfer in der Schule wird nicht mehr daheim ausgefochten. Es wird der Anwalt geschickt, wenn der Kindergarten gegenüber zu laut ist. Im besten Sinne ein bayerisches Leben und Leben-lassen, auch dem Anderen Freiheiten zu gönnen, die man vielleicht gerne selber hätte, all das gerät sehr ins Hintertreffen. So was passiert immer dann, wenn es einem zu gut geht, wenn man sich über kleine Dinge aufregt. Dann merkt man, dass München eine Blase ist. Wir leben hier auf einer Wolke der Glückseligen. Es bricht ein Streit aus, wie breit der Radlweg durch die Rosenheimer Straße sein darf – das kann’s ja nicht sein, vor allem für mich als Nicht-Radlfahrer.

Stimmt es tatsächlich, dass Sie nicht radfahren können?
Ich versuche, ein ehrlicher Mensch zu sein, aber bereits das erste offizielle Schriftstück in meinem Leben habe ich mir erschwindelt: der Radl-Führerschein aus der dritten Klasse. Eigentlich darf ich jetzt den Finger nicht mehr gegen den Andi Scheuer und den Guttenberg erheben. Aber ich war viel früher dran als die!

Und wie fühlt sich das an, als Zivilist von der Kanzel herab zu predigen?
Das ist ganz nah am Kabarett. Und das ist so gut angekommen, dass Sie Leute gefragt haben: ‘Können wir nicht die Rede haben?’ Und bevor ich das hundert Mal verschicke, habe ich ein Büchlein draus gemacht. Gibt’s nicht bei Amazon, sondern nur im Buchladen.


Aschermittwoch im Deutschen Theater (19:30 Uhr), Karten ab 28 Euro. Am Freitag spricht Springer beim Starkbieranstich im Löwenbräukeller (ab 18 Uhr).

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