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Illegale Geschäfte mit sichergestellten Waffen: Ermittlung gegen drei LKA-Beamte aus Bayern

Polizei und Staatsanwaltschaft ermitteln gegen eigene LKA-Beamte. Der Verdacht: Handel mit sichergestellten Waffen oder zumindest Teilen von Waffen. Brisant: In einem anderen Bundesland gab es einen Mord mit einer Waffe, die im Zusammenhang mit den Ermittlungen stehen könnte.
von  Ralph Hub
Das Bayerische Landeskriminalamt in München
Das Bayerische Landeskriminalamt in München © Sven Hoppe (dpa)

München – Das Polizeipräsidium und die Staatsanwaltschaft München I ermitteln aktuell gegen drei Beamte des Landeskriminalamtes (LKA). Der Verdacht: Handel mit sichergestellten Waffen oder zumindest Teilen von Waffen.

Besonders brisant an dem Fall ist: Ein Revolver, der im Auftrag des LKA längst hätte vernichtet werden sollen, wurde in NRW benützt, um 2019 eine Frau zu erschießen.

"Mord im Blumenladen"  sorgte bundesweit für Schlagzeilen

Als "Mord im Blumenladen" sorgte der Fall aus Neuss damals bundesweit für Schlagzeilen. Der Schütze, Patrick H. (2008 Kandidat bei der RTL-Show "Deutschland sucht den Superstar"), feuerte im April 2019 in einem Blumenladen aus eben jenem Revolver aus München vier Kugeln auf seine Ex-Freundin Constanze K. (27) ab. Der Schütze wurde vom Landgericht in Düsseldorf im Dezember 2019 wegen Mordes zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt.

Ein Blick in die Waffenkammer des LKAs in München im Jahr 2008.
Ein Blick in die Waffenkammer des LKAs in München im Jahr 2008. © Imago

Als die Ermittler die Seriennummer überprüften, stellten sie fest, dass die Tatwaffe ursprünglich beim LKA in München in der Zentralen Waffenverwertung registriert war. Dort werden abgegebene oder sichergestellte Waffen zerlegt und dann vernichtet.

Der Revolver sollte laut den Unterlagen 2018 im Lech-Stahlwerk Meitingen im Schmelzofen landen, was offensichtlich aber nicht passiert war. Wie der Revolver nach NRW kam, ist bis heute nicht geklärt. Die Staatsanwaltschaft München stellte das Ermittlungsverfahren 2021 ein, weil kein konkreter Tatverdächtiger ermittelt werden konnte.

Ermittlungen gegen drei LKA-Beamte

Der Revolver ist nun auch Teil eines neuen Ermittlungsverfahrens gegen eben jene drei Beamten des LKA: einen 60-jährigen Polizisten, einen 59-jährigen technischen Beamten sowie einen 66-jährigen inzwischen pensionierten Polizisten. Bisher habe man keinen Beweis dafür, dass einer der drei Männer mit dem Revolver in Verbindung steht, sagte Polizeisprecher Andreas Franken am Freitag.

Ins Rollen brachte die neuen Ermittlungen im August 2023 eine Frau aus NRW. Sie hatte im Internet einen Mann kennengelernt, "einen Polizisten, der sich in Chats gewaltverherrlichend äußerte", so Andreas Franken. Das machte der Frau Angst, sie verständigte die Ermittlungsbehörden. Strafrechtlich konnte man das Gerede des 60-Jährigen nicht ahnden.
 
Auf Grundlage der gesicherten Beweise erhärtete sich dann aber ein anderer Verdacht gegen den Polizisten. Es sah so aus, als habe der Beamte bei seinem Job in der Zentralen Waffenverwertung des LKA einiges abgezweigt. Es geht um Waffenteile wie beispielsweise Griffstücke aber auch um Deko-Waffen oder zumindest nicht mehr schussfähige Waffen. In welchem Umfang Teile oder sogar ganze Waffen verschwanden, ist unbekannt.

 Ermittler des Präsidiums untersuchen die Wohnungen aller drei Verdächtigen

Inzwischen haben Ermittler des Präsidiums die Wohnungen aller drei Verdächtigen durchsucht. Bei dem Pensionär (66) wurde dabei im Oktober eine halbautomatische Schusswaffe sichergestellt. Die illegalen Geschäfte sollen die Verdächtigen über Jahre betrieben haben. Bis zu knapp 100.000 Euro könnten sie damit verdient haben. Wie sie die Sachen aus dem LKA geschmuggelt haben, ist unklar.

Ermittelt wird auch gegen zwei weitere Männer: einem 34-Jährigen aus Oberbayern, einem Verwandten des Polizisten (60), sowie einen 47-Jährigen aus NRW. Ihnen wird Hehlerei vorgeworfen.

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