Ikonendieb will Millionen kassieren

Vorm Oberlandesgericht: Die Republik Zypern verlangt geraubte Kunstwerke aus München zurück. Der mutmaßliche Kunstdieb (75) will sich seine Zustimmung teuer bezahlen lassen.
von  John Schneider
Ausschnitt aus einer in Zypern gestohlenen Ikone aus dem 16. Jahrhundert.
Ausschnitt aus einer in Zypern gestohlenen Ikone aus dem 16. Jahrhundert. © dpa

Vorm Oberlandesgericht: Die Republik Zypern verlangt geraubte Kunstwerke aus München zurück. Der mutmaßliche Kunstdieb (75) will sich seine Zustimmung teuer bezahlen lassen.

München -  Ikonen und Fresken von unschätzbarem Wert und eine scheinbar unendliche Geschichte: Seit 15 Jahren schlummern in der Münchner Asservatenkammer des Landeskriminalamtes wertvolle Kunstwerke, die in den 70er Jahren nach dem Einmarsch der Türkei in Nordzypern aus christlichen Kirchen gestohlen wurden. Die Republik Zypern will diese zurück.

Jetzt haben die Richter des Oberlandesgerichts das Wort. Denn die Herausgabe hat sich als äußerst kompliziert erwiesen. Auch weil sich das Auswärtige Amt noch quer stellt. Erst wenn der Eigentümer eindeutig bestimmt sei, so das Ministerium, dürfen die Kunstwerke zurück gebracht werden.

Eine Lösung wäre Aydin D. Der 75-Jährige soll seinerzeit am Diebstahl beteiligt gewesen sein, handelte später mit der geraubten Kunst. Bei ihm wurden 1997 die 214 Kunstgegenstände von der Polizei sicher gestellt. Er könnte seine Zustimmung zur Rückführung geben. Tatsächlich wurde Aydin D. 2010 vom Landgericht genau dazu verurteilt. Doch er legte Berufung ein. Das Verfahren wanderte zum OLG. Der kranke Mann hat es bislang immer wieder geschafft, juristisch weitgehend unbehelligt zu bleiben. Der Kunstdiebstahl aus den 70er Jahren war bereits verjährt. Die Ermittlungen gegen Aydin D. wurden eingestellt.

Lediglich wegen Steuerschulden – der Münchner Antiquitätenhändler hatte seine Gewinne aus dem Handel mit den geraubten Kunstwerken nicht versteuert – bekam Aydin D. eine Bewährungsstrafe. Sein Vertreter im OLG-Prozess fordert nun sogar fünf bis sechs Millionen Euro für seine Zustimmung zur Herausgabe. Die Werke seien schließlich 70 bis 120 Millionen wert.

Dass der mutmaßliche Dieb von seinem Unrecht profitieren will, stößt der Gegenseite natürlich gewaltig auf. Zyperns Anwalt Enno Engbers bietet lediglich den Verzicht auf die Kosten, die durch die Prozesse entstanden sind: eine halbe Million Euro. Ein Vergleich kam gestern nicht zustande.

Das OLG wird wohl noch einmal einen Gutachter zu den Kunstwerken anhören, um über die Eigentumsfrage entscheiden zu können. Die Insel im Mittelmeer und ihre christlichen Kirchen werden also weiter auf die Rückkehr ihrer großen Kunstschätze aus Bayern warten müssen.

 

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