Ihr Herz schlug für die Wiesn: Oma Ella stirbt mit 105

Sie liebte die Wiesn, fuhr bis zuletzt Geisterbahn und Teufelsrad, bereiste noch im hohen Alter die Welt: Jetzt ist Eleonore Kastner mit 105 Jahren gestorben.
Timo Lokoschat |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News

Schneller, bittschön! Eleonore Kastner, genannt Oma Ella, ballt die Hand zur Faust und macht eine antreibende Bewegung. Das geht ihr alles viel zu langsam. Sie will keinen Seniorenbonus, sondern Tempo. Schließlich sitzt die Frau nicht im Schaukelstuhl, sondern auf dem Teufelsrad.

Noch im vergangenen Jahr, mit 104, besucht Oma Ella das Oktoberfest. Die Zelte, die Geisterbahn, das Bier – für die in Berlin lebende Bayerin waren diese Heimatbesuche immer der Höhepunkt des Jahres.

Jetzt ist Eleonore Kastner wenige Tage nach ihrem 105. Geburtstag friedlich eingeschlafen. „Sie war nicht allein, verstarb im Kreise ihrer Lieben und mit einem Lächeln im Gesicht“, teilt ihr Enkel Günther Kastner der AZ mit.

Auf Facebook, wo Oma Ella ein eigenes Profil hatte, häufen sich gestern die Kondolenzen. Die 105-Jährige war weltweit bekannt, feierte ihre Geburtstage zuletzt immer in einem anderen Land

Im Königreich Bhutan wurde sie vom Außenministerium wie ein Staatsgast empfangen, im Vatikan gab’s einen persönlichen Gruß von Papst Benedikt, 2014 traf sie den Dalai Lama.

Ebenfalls häufiger auf dem Terminkalender der Schlagerliebhaberin: der Eurovision Song Contest – im vergangenen Jahr in Kopenhagen, davor in Aserbaidschan.

Eine weit gereiste Kelheimerin. 1910 wird Eleonore Maria Theresia Kastner in der niederbayerischen Kreisstadt geboren. Damals kostet die Wiesn-Maß gerade einmal 38 Pfennig, Prinzregent Luitpold herrscht über den Freistaat, der Wettlauf zum Südpol beginnt, in Portugal wird der König gestürzt und in Frankreich das Wasserflugzeug erfunden.

Die junge Eleonore macht eine Ausbildung zur Friseurin und zieht nach Amberg. Sie heiratet und bekommt vier Kinder. Es folgen fünf Enkel, acht Urenkel, zwei Ururenkel.

Mit 100, zweiundzwanzig Jahre nach dem Tod ihres Mannes, beschließt sie, „ein bisschen zu leben“. Teufelsrad und Geisterbahn statt Bingo und Blasentee. Mit Enkel Günther, bei dem sie im Berliner Stadtteil Reinickendorf lebt, schmiedet die Seniorin Pläne, lässt’s krachen.

Möge Oma Ella in Frieden ruhen.

Aber: nicht übertrieben friedlich, bitte. Ihr könnte sonst langweilig werden.

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.