Ihr Freund, ihr Peiniger: Frau (35) sticht ihn nieder

Bluttat in der Bergmannstraße: Nach einem Streit und aus Angst vor Schlägen greift sie zum Messer. Der Prozess am Schwurgericht.
John Schneider |
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Wehrhafte Blondine: Paula K. im Gerichtssaal.
jot Wehrhafte Blondine: Paula K. im Gerichtssaal.

München Paula K. (35, Namen geändert) beharrt darauf: Allein aus großer Angst vor weiteren Schlägen ihres Freundes und sie sich nur wehren wollte, habe sie zu dem Küchenmesser gegriffen und ihrem Freund Peter S. (30) in die Schulter gestochen. Nicht weit von Hals und Herz. Fünf Zentimeter tief.

Die Staatsanwaltschaft wirft ihr versuchten Totschlag vor. Doch töten wollte sie ihn nicht, sagt sie. Dass die Klinge so tief eindrang, habe daran gelegen, dass er in diesem Moment auf sie zukam. Peter S. gelang es, ihr das Messer zu entreißen und aus der Wohnung zu fliehen.

Lesen Sie hier: Beziehungsdrama: Frau (24) sticht Freund nieder

Watschen, Tritte, Beleidigungen

Der Vorsitzende Richter des Schwurgerichts, Michael Höhne, nimmt ihr das mit der puren Angst nicht ab. Zumindest ist es wohl nicht die ganze Wahrheit. War da nicht auch Wut dabei, bohrt der Richter bei der Angeklagten nach.
Der Verdacht liegt nahe. Immerhin hatte es in der zweijährigen Beziehung mit dem fünf Jahre jüngeren Mann des Öfteren gekracht. Und zwar so gewaltig wie gewalttätig. Watschen, Tritte, Beleidigungen hatte die junge Frau immer wieder von ihrem Freund zu ertragen. Sie habe sich ihrerseits „mit Zwicken und an den Haaren ziehen“ gewehrt.

Lesen Sie hier: Einbrecher sticht Münchner (55) in die Lunge

Mit einem Kopfstoß das Nasenbein doppelt gebrochen

Einmal hatte er ihr mit einem Kopfstoß das Nasenbein doppelt gebrochen. Aus grundloser Eifersucht: „Wenn ich einen Freund habe, lasse ich keinen sonst an mich ran.“ Seine Eifersucht habe aber „alles kaputt gemacht“.
Der 30-Jährige habe ihr Handy und ihre Schränke kontrolliert. So haben sich die beiden im Streit auch immer wieder getrennt. Genauso oft habe sie ihm dann verziehen.

Nach demselben Muster spielte sich wohl auch die blutige Szene am 11. Juli 2014 ab. Die beiden hatten sich zwei Wochen zuvor wieder einmal getrennt, tauschten in der Wohnung ihrer Eltern in der Bergmannstraße (Westend) aber erneut Zärtlichkeiten aus.

Warum diese Rückfälle? „Er ist eigentlich ein lieber Mensch und hat ein großes Herz.“ Die Vorstrafen ihres Freundes wegen Drogendelikten und Körperverletzung störten sie ganz offenbar nicht. Nur wenn er ihr eine Eifersuchts-Szene machte, habe sie ihn nicht wiedererkannt. Trotzdem habe sie ihm jedes Mal erneut verziehen.

„Ich stech’ dich auch noch ein zweites Mal ab.“

Der Vorsitzende Richter konfrontiert sie dann mit ihrem Verhalten nach der Tat. Zeugen berichten, dass sie ihrem Freund aus dem Fenster nachgerufen habe: „Ich stech’ dich auch noch ein zweites Mal ab.“

Als sie festgenommen wird, beschimpft und bespuckt sie die Beamten auf das übelste. Die Polizisten hätten sogar Spuckmasken anlegen müssen, berichtet Höhne. Da wirkt Paula K. plötzlich kleinlaut. Unterbewusst habe sie wohl doch die Wut gepackt, gibt sie zu.

Der Prozess wird fortgesetzt.

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