"Ich vernichte euch alle": Corona-Leugner attackiert BR-Reporter nach Holetschek-PK
München - Schon während der Pressekonferenz am Dienstagmittag auf dem Marienplatz störte ein 23-jähriger Corona-Leugner aus München mit gezücktem Handy die Medienvertreter. Der Bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) war da gerade dabei, über die Corona-Auffrischimpfungen zu informieren. Der aggressive Impfgegner bedrohte und beleidigte die Journalisten als "Volksverräter" und "Impfterroristen".
Dann hat die Polizei seine Personalien festgestellt (er ist "polizeilich bereits bekannt") und ihn des Platzes verwiesen. Damit aber nicht genug: Als die Pressekonferenz vorbei war, tauchte er wieder auf und attackierte einen 38-jährigen Reporter des BR "mit mehreren Faustschlägen", wie der Bayerische Rundfunk selbst mitteilt. Außerdem habe er ihn wüst beschimpft und gesagt: "Ich vernichte euch alle."
Corona-Leugner attackiert Reporter
Die Polizei kam dann erneut zum Einsatz und verhaftete den Schläger. Auch auf dem Weg zur Wache habe er die Polizisten beleidigt und bedroht. Er wurde wegen Körperverletzung, Störung des öffentlichen Friedens, Bedrohung und Beleidigung angezeigt.

Dass der Mann so ungehindert agieren konnte, sorgt mittlerweile auch schon für Kritik, die Robert Andreasch, Kenner der rechten Münchner Szene, so formuliert:
BR-Chefredakteur Christian Nitsche spricht von einem noch nicht dagewesenen Gewaltpotenzial. Das sei "der bislang schwerste Angriff auf einen BR-Kollegen. Dass jemand Reporter hinterrücks angreift und Vernichtungsphantasien äußert, überschreitet jede Grenze." Reporter seien während der Corona-Pandemie auf Demonstrationen zwar immer wieder verbal angegangen worden. "Die jetzige gewalttätige Attacke sprengt diese Dimension", sagte Nitsche.
Auch Gesundheitsminister Holetschek, auf dessen Einladung die Presse am Dienstag am Marienplatz war, verurteilte den Angriff scharf. Die genauen Hintergründe müssten rasch aufgeklärt werden, sagte er dem BR. Diskussionen über den richtigen Umgang mit der Pandemie seien wichtig, wer aber Hass im Internet schüre, trage Mitverantwortung für Gewalttaten.
Das sagt der BR-Reporter zu der Attacke auf dem Marienplatz
Der Reporter, dem die AZ schriftlich einige Fragen stellen konnte, muss den Vorfall erstmal verarbeiten: "Die Schläge haben mich nicht in einer Weise körperlich verletzt, dass ich in eine Behandlung musste. Seelisch muss ich den Vorfall erst einmal verdauen."
Die Angriffe auf ihn seien überraschend während eines Gesprächs mit Gesundheitsminister Klaus Holetschek und zwei Impfgegnern gekommen, so dass sie ihn gänzlich unvorbereitet erwischt hätten. Der Mann habe sich von der Seite genähert und mit der Faust auf seinen Kopf geschlagen.
Verschwörungs- und Vernichtungsfantasien sowie nationalistische Sprüche
Er sei instinktiv nach hinten zurückgewichen, gleichzeitig hätten seine Gesprächspartner ebenso schützend die Hände ausgestreckt und dem Angreifer signalisiert, er solle ihn in Ruhe lassen. "Das empfand ich positiv, da die beiden Gesprächspartner wenige Minuten vorher selbst mit heftigen Vorwürfen gegenüber unserer Berichterstattung auf mein Kamerateam zugegangen sind", so der Reporter.
Doch der Angreifer habe auf ihn eingeschrien und Verschwörungs- und Vernichtungsfantasien und auch nationalistische Sprüche von sich gegeben. Zwei Sicherheitsleute, noch von der Pressekonferenz des Ministers anwesend, hielten den Angreifer auf Distanz. "Dafür bin ich den beiden Securitys sehr dankbar."
Der Mann lauerte dem Journalisten jedoch offenbar auf. Als der sein Gespräch beendete, näherte er sich blitzschnell und schlug erneut mit Fäusten auf den Kopf seines Opfers ein. Er wurde von den Sicherheitsleuten festgehalten, bis eine Polizeistreife eintraf, ihn festnahm und die gefährliche Situation klärte.
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