Update

"Ich vernichte euch alle": Corona-Leugner attackiert BR-Reporter nach Holetschek-PK

Ein polizeibekannter Corona-Leugner lauert dem Journalisten auf und schlägt ihm ins Gesicht. Davor hatte die Polizei ihm bereits einen Platzverweis erteilt.
AZ/dpa |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
55  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Ein rechtsextremer Corona-Leugner und Reichsbürger attackiert bei einer Pressekonferenz am Dienstag (23. August) auf dem Marienplatz einen BR-Reporter.
Ein rechtsextremer Corona-Leugner und Reichsbürger attackiert bei einer Pressekonferenz am Dienstag (23. August) auf dem Marienplatz einen BR-Reporter. © imago images/Sachelle Babbar

München - Schon während der Pressekonferenz am Dienstagmittag auf dem Marienplatz störte ein 23-jähriger Corona-Leugner aus München mit gezücktem Handy die Medienvertreter. Der Bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) war da gerade dabei, über die Corona-Auffrischimpfungen zu informieren. Der aggressive Impfgegner bedrohte und beleidigte die Journalisten als "Volksverräter" und "Impfterroristen".

Dann hat die Polizei seine Personalien festgestellt (er ist "polizeilich bereits bekannt") und ihn des Platzes verwiesen. Damit aber nicht genug: Als die Pressekonferenz vorbei war, tauchte er wieder auf und attackierte einen 38-jährigen Reporter des BR "mit mehreren Faustschlägen", wie der Bayerische Rundfunk selbst mitteilt. Außerdem habe er ihn wüst beschimpft und gesagt: "Ich vernichte euch alle."

Corona-Leugner attackiert Reporter

Die Polizei kam dann erneut zum Einsatz und verhaftete den Schläger. Auch auf dem Weg zur Wache habe er die Polizisten beleidigt und bedroht. Er wurde wegen Körperverletzung, Störung des öffentlichen Friedens, Bedrohung und Beleidigung angezeigt.

Ein rechtsextremer Corona-Leugner und Reichsbürger attackiert bei einer Pressekonferenz am Dienstag (23. August) auf dem Marienplatz einen BR-Reporter.
Ein rechtsextremer Corona-Leugner und Reichsbürger attackiert bei einer Pressekonferenz am Dienstag (23. August) auf dem Marienplatz einen BR-Reporter. © imago images/Sachelle Babbar

Dass der Mann so ungehindert agieren konnte, sorgt mittlerweile auch schon für Kritik, die Robert Andreasch, Kenner der rechten Münchner Szene, so formuliert:

Anzeige für den Anbieter X über den Consent-Anbieter verweigert

BR-Chefredakteur Christian Nitsche spricht von einem noch nicht dagewesenen Gewaltpotenzial. Das sei "der bislang schwerste Angriff auf einen BR-Kollegen. Dass jemand Reporter hinterrücks angreift und Vernichtungsphantasien äußert, überschreitet jede Grenze." Reporter seien während der Corona-Pandemie auf Demonstrationen zwar immer wieder verbal angegangen worden. "Die jetzige gewalttätige Attacke sprengt diese Dimension", sagte Nitsche.

Anzeige für den Anbieter X über den Consent-Anbieter verweigert

Auch Gesundheitsminister Holetschek, auf dessen Einladung die Presse am Dienstag am Marienplatz war, verurteilte den Angriff scharf. Die genauen Hintergründe müssten rasch aufgeklärt werden, sagte er dem BR. Diskussionen über den richtigen Umgang mit der Pandemie seien wichtig, wer aber Hass im Internet schüre, trage Mitverantwortung für Gewalttaten.

Das sagt der BR-Reporter zu der Attacke auf dem Marienplatz 

Der Reporter, dem die AZ schriftlich einige Fragen stellen konnte, muss den Vorfall erstmal verarbeiten:  "Die Schläge haben mich nicht in einer Weise körperlich verletzt, dass ich in eine Behandlung musste. Seelisch muss ich den Vorfall erst einmal verdauen."

Lesen Sie auch

Lesen Sie auch

Die Angriffe auf ihn seien überraschend während eines Gesprächs mit Gesundheitsminister Klaus Holetschek und zwei Impfgegnern gekommen, so dass sie ihn gänzlich unvorbereitet erwischt hätten. Der Mann habe sich von der Seite genähert und mit der Faust auf seinen Kopf geschlagen.

Verschwörungs- und Vernichtungsfantasien sowie nationalistische Sprüche

Er sei instinktiv nach hinten zurückgewichen, gleichzeitig hätten seine Gesprächspartner ebenso schützend die Hände ausgestreckt und dem Angreifer signalisiert, er solle ihn in Ruhe lassen. "Das empfand ich positiv, da die beiden Gesprächspartner wenige Minuten vorher selbst mit heftigen Vorwürfen gegenüber unserer Berichterstattung auf mein Kamerateam zugegangen sind", so der Reporter.

Doch der Angreifer habe auf ihn eingeschrien und Verschwörungs- und Vernichtungsfantasien und auch nationalistische Sprüche von sich gegeben. Zwei Sicherheitsleute, noch von der Pressekonferenz des Ministers anwesend, hielten den Angreifer auf Distanz. "Dafür bin ich den beiden Securitys sehr dankbar."

Der Mann lauerte dem Journalisten jedoch offenbar auf. Als der sein Gespräch beendete, näherte er sich blitzschnell und schlug erneut mit Fäusten auf den Kopf seines Opfers ein. Er wurde von den Sicherheitsleuten festgehalten, bis eine Polizeistreife eintraf, ihn festnahm und die gefährliche Situation klärte.

Lesen Sie auch

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
55 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
  • zOTTEL am 24.08.2022 22:24 Uhr / Bewertung:

    Ach watt denn? Der eine Aufbegehrer ....das ist doch nichts. Hier in Deutschland macht man das was man seit den 50ern macht: Folgen. VW, RAG, Thyssen, Siemens, Krupp sagten: "geht arbeiten." - man ging arbeiten. RAG, Krupp, Thyssen sagen: " Hört auf zu arbeiten, wir schmeißen euch raus." - man hörte auf zu arbeiten und hiel lustige bemalte Schilder in die Luft...

    Die 736 Pressesprecher der Entscheider sagen: " Wir sagen euch nur wenig über Maisbier-Hintergründe, verhängen aber Verbote und Geldbußen, die intensivst sind." ...und man hält wieder bunte Schildchen in die Luft...

    Kein Grund zur Sorge - passiert Nix.

  • Münchner Müllmann am 24.08.2022 20:16 Uhr / Bewertung:

    Vielleicht wird irgendwann einmal ein Tag kommen, an dem auch einem wahren tscharie ein Licht aufgeht. Wahrscheinlich aber eher nicht.

  • Ali Kante am 25.08.2022 10:24 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Münchner Müllmann

    Vielleicht doch, nämlich wenn bei ihm das Licht ausgeht.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.