"Ich musste sofort an Dominik Brunner denken"

Jugendliche prügeln auf Trambahn-Fahrer ein. Fahrgast Dieter G. greift beherzt ein – und wird selbst zum Opfer. Hier schildert er die Attacke.
Laim - „Ich musste sofort an Dominik Brunner denken und hab’ gehandelt“, sagt Dieter G., „ich konnte doch nicht einfach nur zusehen wie die anderen.“ Der Sicherheitsmann ging sofort dazwischen, als Jugendliche abends in Laim aus purer Rauflust in einer Tram der Linie 18 auf den Fahrer (40) einprügelten und ihn krankenhausreif schlugen.
Die drei Burschen waren auf Krawall aus. Sie lungerten mit Bierflaschen an der Tramhaltestelle Stegener Weg herum und betranken sich. Als kurz vor 21 Uhr die Tram Richtung Effnerplatz einfuhr, dachte der Fahrer, die drei wollten zusteigen. Er stoppte. Doch die Schüler reagierten nicht, blieben stur draußen stehen. Schließlich schloss der 40-Jährige die Türen und fuhr wieder an.
Plötzlich donnerte eine Bierflasche gegen ein Fenster. Der Fahrer stoppte. „Hey, was soll das“, rief er zum Fenster raus. Die Schüler pöbelten zurück: „Warum hast du nicht gewartet.“ Sie beschimpften ihn als „Arschloch“ und „Wichser“.
Das war dem Fahrer zu viel. Der 40-Jährige wollte über Funk die Polizei rufen. Plötzlich gingen zwei der Schüler auf ihn los. Sie stürmten die Tram und prügelten mit Fäusten auf den Fahrer ein. Ein Schlag traf ihn über der rechten Augenbraue und hinterließ eine blutende Platzwunde.
Dieter G. (50) saß mit seiner Freundin im vorderen Teil der Tram. Das Paar kam vom Griechen und wollte sich in einer Kneipe in der City die zweite Halbzeit des Champions League Spiels Bayern gegen Inter Mailand ansehen.
Dieter G. ging sofort dazwischen als er sah, wie die Jugendlichen auf den Trambahnfahrer eindroschen. „Hey, was macht ihr da, spinnt ihr, hört sofort auf damit “, rief er energisch. Plötzlich packte ihn einer der Schüler am Hals. „Misch dich nicht ein, verpiss dich“, knurrte der 16-Jährige und schlug den Kopf von Dieter G. gegen die Scheibe. Danach prasselten auch auf ihn die Fäuste nieder.
Doch der 50-jährige Sicherheitsmann aus dem Umweltministerium ließ sich nicht einschüchtern. Blut lief ihm übers Gesicht. „Ich hab’ früher Eishockey gespielt“, sagt er, „da kriegt man einiges ab.“ Keiner der anderen Fahrgäste in der Tram half. Nur eine Frau griff zum Handy und rief die Polizei.
Als die Schläger merkten, dass Ärger droht, gaben sie Fersengeld. Sie rannten die Westendstraße stadtauswärts. Mehrere Streifen waren unterwegs. An der Ecke Elsenheimer-/Lautensackstraße sah eine Zivilstreife der PI 41 gegen 22 Uhr drei junge Männer. „Dabei fiel ihnen auf, dass einer frische Verletzungen an der rechten Hand hatte“, sagt Polizeisprecherin Claudia Künzel. Die Beamten nahmen die Schüler mit zur Wache. Dort gestanden sie alles. Die Jugendlichen aus Kleinhadern, Pasing und Neuhausen sind bereits wegen Schlägereien und Diebstahl aufgefallen. Die Eltern holten sie noch in der Nacht auf der PI 41 ab. Das Jugendamt ist eingeschaltet.
Gegen das Schlägertrio wird wegen gefährlicher Körperverletzung ermittelt. Der Trambahnfahrer kam in eine Klinik, wo er ambulant behandelt wurde. Dieter G. hat ebenfalls eine Schramme über dem rechten Auge, die ihn noch lange an die Schläger erinnern wird.