"Ich habe mein Auto abgeschafft"
Die Benzinpreise explodieren. Dem Münchner Erwin Rubink reicht’s: Er lebt seit sechs Wochen ohne Auto, hat Alternativen gefunden und spart jede Menge Geld. Wie's funktioniert.
Ein Mann und sein Auto: Über 30 Jahre gehörte Erwin Rubink (54) zu den Autobesitzern. Sein erstes Auto, das weiß er noch genau, war ein Ford P4. „Als junger Mann war ich natürlich stolz drauf“, sagt er. Heute ist es nichts mehr mit Besitzerstolz und Autofahrer- Romantik. Die Kiste ist zum Luxusartikel geworden und Erwin Rubink reicht’s.
Vor sechs Wochen hat er sein Auto abgeschafft und er sagt: „Seit ich kein Auto mehr habe, hab’ ich Geld in der Tasche“. Nicht nur die immer weiter steigenden Spritpreise haben ihn genervt. „Es ist ja nicht nur Sprit teurer geworden. Auch die Autos selbst, die Reparaturen, die Winterreifen. Und dann kam noch die Parklizenz dazu.“ Der angestellte Zentralheizungs- und Lüftungsbaumeister wohnt in der Innenstadt, in die Arbeit fährt er mit dem Radl oder mit der S-Bahn. Im Job hat er einen Dienstwagen.
Carsharing als Alternative
„Letztlich stand mein privates Auto die meiste Zeit herum und hat Geld gefressen.“ Viele Jahre hat Rubink mit dem Auto Kunden besucht. „Ich hab einige tausend Kilometer Münchner Stadtverkehr hinter mir. Und ich weiß nicht, wie viel Zeit ich in Staus und auf Parkplatzsuche verbrachte.“ Ein Bekannter erzählte ihm von der Alternative: Carsharing.
Seit sechs Wochen ist Rubink Mitglied bei Stadtteilauto (www. stadtteilauto.de). „Das hat sich für mich schon jetzt rentiert.“ Auch andere Anbieter spüren die Reaktion auf die Preissteigerungen. „Wir haben seit etwa einem Dreivierteljahr mehr Zulauf. Die Argumente sind meist die Preise“, sagt Olaf Rau von Stattauto (www.stattauto- muenchen.de). Dennoch, so sagt Peter Kuhn von Drive Carsharing (www.drive-carsharing. com) wissen die Leute noch zu wenig: „In vielen Köpfen ist noch nicht angelangt, wie günstig das ist.“
Früher 2500 Euro im Jahr bezahlt
Rubinks Rechnung geht auf. „Allein Steuern und Versicherung waren früher 1500 Euro im Jahr. Insgesamt hab ich 2500 Euro für das Auto bezahlt – obwohl ich nie viel gefahren bin.“ Bei Stadtteilauto zahlt er zwei Euro pro Stunde und für den Sprit eine Pauschale von 18 Cent pro Liter. Das Auto holt er am Rosenheimer Platz, 15 Minuten von seiner Wohnung entfernt.
Größere Einkäufe, Besuche von Bekannten, dafür bucht er sich ein Auto. „Man fängt an, ganz anders zu denken. Brauch ich die Kiste wirklich? Und oft geht’s einfach und schnell auch mit dem Radl.“
Tina Angerer
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