"Ich habe geweint": Die Flut in der Sonnenstraße
MÜNCHEN In der Tanzschule Steuer wird nur noch der Putzlappen geschwungen, im Nachtclub New York dampft es wie in einer finnischen Sauna und in dem kleinen Friseurladen Conti schiebt eine Angestellte mit einem Schrubber eine Ladung stinkenden Schlamm zur Tür raus.
„Mir hat es gegraust, als ich am Morgen aufgesperrt habe”, erzählt Gülfe Kumas von Brautmoden Horn. Im Laden steht überall Wasser, der Keller ist völlig abgesoffen. „Gott sei Dank sind die vorbestellten Hochzeitskleider heil geblieben”, sagt ihre Kollegin Fatemeh Mastoureh. „Die lagern wir in einem speziell gesicherten Raum.” Zum Glück – keine Hochzeit muss wegen des Malheurs verschoben werden.
Ganz anders sieht es in Isabels Beauty Club aus. Die schmutzig braune Brühe ist bis in den letzten Winkel des Ladens geschwappt. „Ich habe geweint, als ich gesehen habe, was hier passiert ist”, erzählt Isabel Mercedes Berk.
Übel hat es auch das Goethe-Institut erwischt. „Im Keller haben wir unsere komplette Technik eingelagert”, berichtet Michael Ebner, „Computer, Beamer, Kameras, Fernseher und das komplette Archiv.” Letzteres trifft das Goethe-Institut besonders hart, weil auch Prüfungsunterlagen von der Überschwemmung betroffen sind.
Gestern sollte ein neuer Kurs starten. Die 200 Teilnehmer wurden nach Hause geschickt, genauso wie die Mitarbeiter.
In den umliegenden Tiefgaragen ist es stockfinster. Es riecht muffig wie in einer Tropfsteinhöhle. Die geparkten Autos sind abgesoffen und müssen erst wieder flott gemacht werden.
Die Häuser Sonnenstraße 25 und 27 haben keinen Strom. Ein Transformator stand unter Wasser, Folge war ein Kurzschluss, der die komplette Elektrik in beiden Häusern lahm legte.
Mit Taschenlampen begutachten Christian Möller und seine Partner von der Tanzschule Steuer den Schaden. Der Parkettboden beginnt sich bereits zu heben: „Wir suchen händeringend nach Ersatzräumen. Eine Tanzschule, in der mitten im Fasching nicht getanzt werden kann – das ist eine echte Katastrophe”, sagen Michael Reinfelder und Christian Grath.
Im New York, ein Club direkt an der Sonnenstraße, sieht es aus, als habe ein Tsunami gewütet. Schwere Sofas und Clubsessel wurden von den Wassermassen einfach weggespült. Dabei war der Club im Oktober erst renoviert worden. Jetzt ist alles im Eimer. Die komplette Einrichtung muss ausgetauscht werden. Chef Ken Koch: „Es ist alles kaputt, Totalschaden.”
- Themen: