"Ich brauche kein Dirndl"

Kurz vor dem Oktoberfest brauen sich dunkle Wolken am weiß-blauen Himmel zusammen. Marga Beckstein weigert sich partout auf der Wiesn ein Dirndl zu tragen. „Ich habe kein Dirndl und brauche auch kein Dirndl,“ so ihre Meinung. Elisabeth Schosser, die resolute Chefin der Münchner CSU-Frauen sieht das anders „Frau Beckstein muss.“
von  Abendzeitung
Spaß macht ihr der Wahlkampf nicht gerade: Marga Beckstein und ihr Mann Günther.
Spaß macht ihr der Wahlkampf nicht gerade: Marga Beckstein und ihr Mann Günther. © Petra Schramek

MÜNCHEN - Kurz vor dem Oktoberfest brauen sich dunkle Wolken am weiß-blauen Himmel zusammen. Marga Beckstein weigert sich partout auf der Wiesn ein Dirndl zu tragen. „Ich habe kein Dirndl und brauche auch kein Dirndl,“ so ihre Meinung. Elisabeth Schosser, die resolute Chefin der Münchner CSU-Frauen sieht das anders „Frau Beckstein muss.“

Der Termin ist für die CSU heikel. Genau eine Woche vor ihrer Schicksals- Wahl wird in München auf der Wiesn ozapft. Mit einem Millionen-Publikum vor den Fernsehern. Für Günther Beckstein und seine Frau Marga ist das ein entscheidender Augenblick. OB Christian Ude, traditionell in Lederhosen, wird dem Ministerpräsidenten die erste Maß reichen.

Der hat sich dafür extra einen Trachtenanzug gekauft. Nur Bayerns First Lady zickt. Marga Beckstein will partout kein Dirndl tragen. Das sorgt jetzt für eine Staatsaffäre. Die Münchner Frauen-Union fordert: „Frau Beckstein muss.“ Elisabeth Schosser, die resolute Chefin der Münchner CSU-Frauen, kennt da kein Pardon. „Ich halte es für angebracht, dass Frau Beckstein beim Anzapfen ein Dirndl trägt. Als First Lady hat sie Vorbildcharakter. Und dazu gehört auch das Tragen der Tracht.“

"Als Frau des Ministerpräsidenten muss sie im Dirndl kommen."

Schützenhilfe bekommt sie von Inge Zehetmeier, der Ehefrau des langjährigen Münchner Wiesn-Bürgermeisters Winfried Zehetmeier (CSU): „Als Frau des Ministerpräsidenten muss sie im Dirndl kommen. Im Hosenanzug, das kann sie sich nicht leisten.“ Da sind sich die Damen einig.

Nur Marga Beckstein sieht das anders. Für die protestantische Fränkin ist ein Dirndl offensichtlich nur ein Faschingsgewand: Beim TV-Karneval in Veitshöchheim begleitete sie ihren Mann im weiß-blauen Rauten-Dirndl als zünftige Oktoberfest- Braut.

Auf der Wiesn selbst lehnt sie die Tracht ab. „Man muss nicht ein Dirndl anhaben“, beschied sie gestern der AZ. Und beharrte: „Nein, ich werde kein Dirndl anziehen.“ Beckstein erklärte: „Das ist die Entscheidung meiner Frau.“ Schon beim Derblecken auf dem Nockherberg hatte sich die First-Lady als Dirndl-Muffel geoutet: „Ich habe kein Dirndl und brauche auch kein Dirndl.“ Dass in Bayern die Tracht zur Macht gehört, hat ihr Mann Günther Beckstein inzwischen gelernt.

Gleich zwei Trachtenanzüge, einen hellen und einen dunklen, hat er sich zugelegt. „Die stehen ihm gut“, lässt sich die resolute Lehrerin nur schwer entlocken. Man sieht es ihr regelrecht an, dass ihr die Rolle und der Wahlkampf in den Ferien nicht gerade Spaß machen. „Spaß ist das falsche Wort“, sagt sie.

Bei uns in Bayern ist alles in Ordnung

„Ich fahre gerne mit. In erster Linie meinem Mann zuliebe.“ Das Wort „First Lady“ scheint ihr zuwider. Damit will sie nicht angeredet werden. „Ich bin die Frau des Ministerpräsidenten“, sagt sie patzig. Was bisher ihr schönstes Erlebnis wahr? Da pustet sie erstmal tief, überlegt lange: „ Als mein Mann zum Ministerpräsidenten gewählt wurde.“

Politisch will sie sich nicht äußern. Auch nicht vor den Damen der Frauen-Union,mit denen sie sich gestern im Ratskeller traf. Fragen über die Missstände an Bayerns Schulen negierte sie, nach dem Motto: Bei uns in Bayern ist alles in Ordnung. Außer der Kleiderordnung beim Anzapfen auf der Wiesn.

Angela Böhm

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