„Ich bin nur ein gut gekleideter älterer Herr"

Mit drei Ausstellungen setzt Passau den Künstler Markus Lüpertz groß in Szene.
Markus Lüpertz liebt den großen Auftritt. Die Brillies seiner Armbänder dürften reichen, um den Totenkopf-Knauf seines Gehstocks zu bedecken. So, wie man das vom 75-Millionen-Euro-Schädel des Damien Hirst kennt. Den übrigens bezeichnet Lüpertz als großes Unterhaltungstalent, einen, „der das ersetzt, was die Operette früher mal geleistet hat“. Und damit stellt der nie um einen knackigen Satz verlegene Künstler auch gleich mal klar, was ihn von den Kuriositäten des Kunstmarkts trennt.
Damit wir uns nicht falsch verstehen: Einem wie Lüpertz käme niemals in den Sinn, sich zu rechtfertigen. Dazu ist er nicht nach Passau gekommen, wo ihm mit gleich drei Ausstellungen ein grandioser Auftritt garantiert wird. Wozu auch. Mit seinen 67 Jahren ist der ehemalige Bergmann längst ganz nach oben geklettert, seine Arbeiten erzielen erkleckliche Summen – und sorgen immer noch für mehr Gesprächsstoff als ein fetter Stadtratsskandal.
Die Beschädigung blieb nicht aus
Die Augsburger gingen wegen seiner „Aphrodite“ auf die Barikaden, seinen „Mozart“ fanden viele Salzburger mindestens abscheulich – die Beschädigung blieb nicht aus. So etwas trifft den selbstbewussten Rektor der Düsseldorfer Kunstakademie, da wird seine messerscharfe Rhetorik für einen kurzen Moment zurückhaltend. Um gleich wieder das herauszukehren, was alle in Lüpertz sehen wollen: den Malerfürsten. Angeblich nicht seine Erfindung. Er sei nur ein gut gekleideter älterer Herr, betont er. Und dass die Skulptur einen gleichwertigen Platz neben seiner Malerei einnimmt, sieht man jetzt eben auch in Passau. Dazu muss man allerdings zwischen drei verschiedenen Orten pendeln.
Denn im Museum Moderner Kunst werden vornehmlich Arbeiten in Öl von den 8oern bis heute gezeigt. Zwischen den typischen Rückenakten oder dem Zyklus „Männer ohne Frauen“ tummeln sich nur vereinzelte Skulpturen. Lüpertz’ Plastik findet man vor allem in der Sankt-Anna-Kapelle. Rund 100 Exemplare sind dort platziert, zum Teil in Reihungen, die an eine Galerie von Heiligenfiguren erinnern und in einer eigentümlichen Spannung zum spätgotischen Raum stehen. Darunter Fassungen der „Philosophin“ aus dem Kanzleramt oder eben vom Salzburger „Mozart“. Delikater sind die Zeichnungen und Gouachen. Da wird die Ironie feiner, das Auge darf sich auch mal verfangen in den Details eines „Turnerkopfs“ oder durcheinandergeworfener Knochen.
Wer allerdings Großformatiges bevorzugt, hat noch einen guten Weg vor sich. Denn das Medienzentrum der mächtigen Verlagsgruppe Passau – Ausstellungsort Nummer drei – liegt ein gutes Stück außerhalb der Stadt im Grünen. Wie ein repräsentativer Landsitz. Irgendwie passt das aber wieder zum Malerfürsten.
Christa Sigg
Mit der AZ für einen Euro in die Ausstellung
Was: 250 Werke des Künstlers Markus Lüpertz an drei Ausstellungsorten in Passau – bis 30. November:
- Museum Moderner Kunst, Bräugasse 17, Di. bis So. 10 bis 18 Uhr (1.11. geöffnet); Führung 2.11. um 15 Uhr, Tel.0851/802353.
Eintritt: 5, ermäßigt 3 Euro.
AZ-Aktion: Wer mit der heutigen „AZ – Die Stadt“ ins Museum kommt, zahlt nur einen Euro Eintritt.
Pause: Im Museum gibt es ein gemütliches Café, wo man vom Cappuccino über kleine Snacks bis zur Pasta gut versorgt wird.
- St.-Anna-Kapelle, Heiliggeistgasse 4, Di. bis So. 10 bis 18 Uhr; Eintritt frei.
Medienzentrum der Verlagsgruppe Passau, Medienstraße 5, Mo. bis Fr. 8 bis 17 Uhr und nach Vereinb. unter Tel.0851/802353.
Weg: Vom Hauptbahnhof fährt der Bus K4 zum Medienzentrum. Die Museen liegen in der Altstadt ca. 15 Gehminuten auseinander.