"Ich bin Hitler" - Psychisch Kranker ersticht Mann

MÜNCHEN - Drama in einer therapeutischen Wohngemeinschaft in München. Ein Mann hielt sich für Adolf Hitler, hatte den Zwang, "jemanden töten zu müssen". Da stach der psychisch Kranke zu. Ein Mitbewohner starb, ein anderer ist schwer verletzt.
Weil er sich für Adolf Hitler hält, hat ein 29-Jähriger aus einer therapeutischen Wohngemeinschaft in der Lindwurmstraße einen Nachbarn erstochen und einen weiteren schwer verletzt. Er habe töten müssen, um nicht selbst zu sterben, behauptete Daniel P. nach der Tat. Der Münchner leidet an paranoider Schizophrenie und hat bereits seine Großmutter im Wahn mit einem Messer verletzt. Der Ermittlungsrichter ließ ihn gestern in Haar einweisen.
Niemand aus der neunköpfigen Wohngemeinschaft ahnte, dass sie mit einer tickenden Zeitbombe Tür an Tür leben. Daniel P. wirkte auf seine Mitbewohner ruhig und völlig normal. Doch am Sonntagabend schnappte er sich aus der Gemeinschaftsküche ein 40 Zentimeter langes Messer. Der 29-Jährige ging ein Stockwerk tiefer in den vierten Stock des Mietshauses in der Lindwurmstraße 195 und klingelte an der Tür einer weiteren therapeutisch betreuten WG. Ein 25-Jähriger öffnete. Daniel P. stach sofort zu. Die Klinge verletzte das Opfer an Brust und Armen. Ein 29-Jähriger aus der WG wollte seinem Mitbewohner helfen. Daniel P. griff auch ihn an. Mindestens dreimal stach er auf den Helfer ein (AZ berichtete). Blutüberströmt schleppten sich die beiden Männer zu ihren Zimmer und sperrten sich ein.
Als sei nichts gewesen, ging Daniel P. zurück in den 5. Stock. Nachbarn riefen Polizei und Rettungsdienst. Doch die Hilfe kam zu spät. Der 29-Jährige war bereits in seinem Zimmer verblutet. Nur der 25-Jährige konnte gerettet werden.
Noch während sich der Notarzt um die Opfer kümmerte, erschien Daniel P. erneut im Flur der Wohnung. Die Kleidung blutverschmiert stand er regungslos da. widerstandslos ließ er sich festnehmen.
Später bei der Vernehmung durch die Mordkommission erzählte er völlig wirre Geschichten. Mal nannte er sich Adolf Hitler. Dann behauptete er, der Geist des Diktators sei in ihn gefahren. Hitler habe ihm befohlen zu töten, andernfalls hätte er selbst sterben müssen. „Er schilderte die Tat emotionslos und ohne jede Spur von Reue“, berichtet Kriminaloberrat Markus Kraus, Chef der Mordkommission.
Daniel P. leidet seit langer Zeit an paranoider Schizophrenie. Mehrere Jahre verbrachte er bereits in einer psychiatrischen Klinik, nachdem er 1999 in München seine eigene Großmutter mit einem Messer attackiert und verletzt hatte.
Weil er damals einer Behandlung zustimmte und sich auch therapiewillig zeigte, durfte er später in eine betreute WG umziehen. Seit etwa einem Jahr lebte er in der Lindwurmstraße.
„Aufgrund der Erkrankung müssen wir von einer erheblich eingeschränkten Schuldfähigkeit ausgehen“, betonte Staatsanwältin Nicole Selzam. Der 29-Jährige kam deshalb nicht in U-Haft sondern gleich in die Isar-Amper-Klinik nach Haar. Er wird vermutlich den Rest seines Lebens in der geschlossenen Psychiatrie verbringen. Ralph Hub