IAA-Zoff in München: Jusos fordern kostenlosen ÖPNV
München - Schon seit 2013 ist in Tallin, der Hauptstadt Estlands, der öffentliche Nahverkehr für Einheimische kostenlos. In Manchester fahren drei Buslinien gratis in die Innenstadt. Und in Tübingen müssen die Menschen zumindest samstags nichts mehr für die Busfahrt zahlen.
Beispiele für einen kostenlosen Nahverkehr gibt es also viele. Auch München sollte eines davon werden, fordern nun die Jusos, die Jugendorganisation der SPD.
IAA vom 7. bis 12. September in München
Zumindest für eine Woche während der IAA Anfang September sollten die Menschen in München kostenlos mit Bus, Tram, U-Bahn und S-Bahn fahren dürfen, schlägt Kilian Maier aus dem bayerischen Juso-Vorstand vor. Er kümmert sich innerhalb der Organisation schwerpunktmäßig um Verkehrsthemen.
Während sich die Autobranche in München vom 7. bis 12. September präsentiert, solle der Bevölkerung auch gezeigt werden, wie die Mobilitätswende tatsächlich gelingen könne.
Unbedingt notwendig sei dafür der ÖPNV. Eine Woche, in der man kein Ticket lösen muss, könnte aus Maiers Sicht ein Beitrag sein, Bus und Bahn auch jenen Menschen "schmackhaft" zu machen, die sonst lieber mit dem Auto durch die Stadt kurven.
ÖPNV soll langfristig kostenlos sein
"Der ÖPNV ist die einzige wirkliche Alternative zum Auto", sagt Maier. Langfristig sollten Bus- und U-Bahn-Fahrten deshalb kostenlos sein. Kurzfristig könnten auch schon sieben Tage ein starkes Zeichen sein, findet Kilian Maier.
Ausgerechnet von der eigenen Partei, der SPD, bekommen die Jusos für diesen Vorschlag aber keine Unterstützung.
Kosten für die Stadt zu hoch
Selbst eine Woche den Bus-, U-Bahn und Tramverkehr aufrechtzuerhalten, ohne dafür Geld einzunehmen, sei für die Stadt nicht finanzierbar, sagt die Chefin der SPD-Stadtratsfraktion Anne Hübner.
Die Stadt habe für ihre Fraktion berechnet, dass kostenloser Nahverkehr für eine Woche bis zu 15 Millionen Euro kosten kann - zu teuer in Zeiten, in denen sich die Stadt jedes Bauprojekt dreimal durch den Kopf gehen lässt. "Grundsätzlich finde ich den Vorschlag charmant", sagt Hübner.
Jusos: Veranstalter sollen sich beteiligen
Streit habe es über die Forderung mit den Jusos nicht gegeben. Wohl aber Diskussionen. Denn dass es am Ende am Geld scheitert, kann Kilian Maier nicht glauben.
Schließlich gebe es ein Budget von etwa einer halben Milliarde Euro für den Klimaschutz. Und auch die Veranstalter könnten sich beteiligen.
Der Vorschlag komme allerdings jetzt nur wenige Wochen vor Beginn der Messe zu spät, meint Hübner: "Dass wir aber nächstes Jahr mit der IAA sprechen, kann ich mir gut vorstellen."
Die Grünen und SPD sind sich einig
Auch die Grünen können sich einen kostenlosen ÖPNV nur vorstellen, wenn sich Veranstalter beteiligen, sagt Stadtrat Paul Bickelbacher. Ansonsten sei ein kostenloser ÖPNV zu teuer, glaubt auch der Verkehrsexperte der Grünen.
Anders sehe es aus, wenn die Veranstalter die Hälfte übernehmen. Bickelbacher: "Das würde bei der Bevölkerung vielleicht wirklich bleibende Spuren hinterlassen."