Hypovereinsbank: Angst um Jobs in München und Bayern

Online-Videos statt des klassischen Bankschalters: Bayern leidet laut Verdi besonders unter den Sparmaßnahmen der Hypovereinsbank. Die Stadtsparkasse plant keine Stellenstreichungen
Otto Zellmer |
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Kahlschlag bei der Hypovereinsbank! 240 Filialen betroffen, 1500 Mitarbeiter müssen gehen. Bayern ist am meisten betroffen.
dpa Kahlschlag bei der Hypovereinsbank! 240 Filialen betroffen, 1500 Mitarbeiter müssen gehen. Bayern ist am meisten betroffen.

München - Die Hypovereinsbank unterzieht sich einer Radikalkur: Wie die AZ bereits berichtete, plant die HVB einen grundlegenden Umbau des Privatkundengeschäfts – mit drastischen Folgen für die Mitarbeiter. Bis 2015 soll in ganz Deutschland die Zahl der Standorte von rund 580 auf 340 verringert werden, etwa 1500 Beschäftigte müssen gehen – davon entfallen 1300 auf das Privatkundengeschäft und weitere 200 auf die Zentrale in München. Das Unternehmen will vor allem die Online-Dienste ausbauen, betriebsbedingte Kündigungen soll es möglichst keine geben.

Was bedeutet das für Bayern?

Der Freistaat leidet besonders unter dem Stellenabbau. Klaus Grünewald, zuständig für den Fachbereich Finanzdienstleistungen bei Verdi, spricht „im Wesentlichen von einer bayerischen Geschichte“ und bestätigt gegenüber der AZ, dass im Freistaat die meisten der 1500 Mitarbeiter ihren Job verlieren sollen. „Auch wenn die Einschnitte schmerzhaft sind, haben wir das Bestmögliche für die Mitarbeiter herausgeholt“, sagt der Gewerkschafter. Angestellte über 50 sollen beispielsweise eine erhöhte Abfindung bekommen – für jedes Jahr, das sie im Unternehmen waren, soll’s eineinhalb Monatsgehälter geben. Zudem werden statt der ursprünglich geplanten 2000 Stellen nur 1500 abgebaut, die Zahl der Filialschließungen wurde auch um 60 heruntergeschraubt. „Wir wollen aber weiter reduzieren und kämpfen dafür“, sagt Grünewald. Betriebsbedingte Kündigungen sollen laut HVB-Sprecher Markus Block zwar vermieden werden, ausschließen könne man diese aber nicht zu 100 Prozent. „Wir wollen das Ganze so sozialverträglich wie möglich gestalten und bieten den Mitarbeitern beispielsweise Fortbildungen und Abfindungen an“, informiert Block gegenüber der AZ.

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Wo und wann die ersten Filialen zugemacht werden, ist noch unklar

„Wir müssen erst die Einzelheiten mit den regionalen Betriebsräten und den zuständigen Regionalleitern abstimmen“, so Block. „Das kann noch einige Wochen dauern.“ Dass auch in der Zentrale der HVB in München etwa 200 Stellen gestrichen werden sollen, bestätigte der Pressesprecher. Grünewald – er sitzt selbst als Arbeitnehmervertreter auch im HVB-Aufsichtsrat – hegt Zweifel an der Strategie. „Wir haben eine Pilotphase gefordert – aber doch nicht gleich die Entlassung von Tausenden Mitarbeitern“, so Grünewald. „Das Kundenverhalten ändert sich, die neuen Technologien sind auch für das Bankenwesen unabdingbar. Aber der Schritt mit den Filialschließungen kommt viel zu früh – viele Kunden sind noch nicht so internetaffin, als dass sie mit den Neuumstellungen von heute auf morgen klarkommen.“

Finanzrechner-Tools: Angebote im Vergleich

Der HVB könnten laut dem Verdi-Finanzexperten vor allem Anleger im höheren Alter wegfallen, die an die Filiale im näheren Umkreis gebunden sind. „Ich glaube, dass mehr als die Hälfte der HVB-Kunden abspringt“, sagt Grünewald – auch wenn HVB-Finanzvorstand Peter Hofbauer verspricht, dass sich für den Großteil der Anleger der Weg zur nächsten Filiale „nicht oder kaum“ erhöhen wird.

Die Bank setzt nun hauptsächlich auf zeitgemäßes Design und modernste Technik in ihren Standorten.

Zudem wird in ein verbessertes Internet- und Mobile-Banking-Angebot investiert. Kunden erhalten laut Bankaussagen künftig mehr Komfort, wenn sie nicht beratungsintensive Produkte und Dienstleistungen nutzen. Des Weiteren erhöht auch die Kapazitäten der „HVB Online Filiale“. „Mit unserer neuen Privatkundenstrategie werden wir die erste echte Multikanalbank in Deutschland. Wir bieten unseren Kunden künftig die modernste Form der persönlichen Beratung – orts- und zeitunabhängig und immer mit einem festen Berater“, sagt Peter Buschbeck, Privatkundenvorstand der HypoVereinsbank.

Bei der Stadtsparkasse München, die ihren rund 800 000 Kunden das mit Abstand dichteste Bankfilialnetz in der Landeshauptstadt bietet, setzt man hingegen weiterhin auf den unmittelbaren Kontakt zum Anleger – obwohl bereits jeder vierte Online-Banking nutzt, um seine Bankgeschäfte im Internet durchzuführen: „Wir wollen unsere Kunden direkt erreichen und bieten dafür Filialen und spezielle Beratungscenter“, sagt Stadtsparkassen-Sprecher Joachim Fröhler. „Unsere Filialen werden gut genutzt.“ Einem möglichen Abbau von Standorten im Münchner Stadtgebiet erteilt Fröhler eine Absage: „Derzeit sind bei uns keine Filialschließungen vorgesehen.“ Otto Zellmer

 

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