Hygienemängel bei Sepp Krätz

Im Andechser am Dom stellen Kontrolleure Mängel fest, das Lokal steht auf der Ekel-Liste. Der Wiesn-Wirt muss ein Bußgeld zahlen - was sein Anwalt zu den Vorwürfen sagt.
Altstadt - Manche nennen sie „Ekel-Liste“, Wirte sprechen von „Internet-Pranger.“ So oder so: Die Homepage des Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) listet Lokale auf, die mit der Hygiene Probleme haben. Jetzt steht das Restaurant eines Wiesn-Wirts auf der Webseite: Der Andechser am Dom von Sepp Krätz.
Mit dem Datum 10. Dezember ist folgende Beanstandung notiert: „Bauliche Mängel; Mängel bei der Betriebshygiene/Reinigungsmängel“. Am 31. Oktober hatten Kontrolleure des Kreisverwaltungsreferats (KVR) bei einer Routineprüfung Hygienemängel festgestellt. Die wurden nun im Internet auf der so genannten Ekel-Liste des LGL veröffentlicht.
Dort moniert das KVR „Mängel bei der Instandhaltung und baulichen Beschaffenheit der Betriebsräume, Verschmutzungen im Produktionsbereich, Verschmutzungen im Lagerbereich und in der Kühlung, Verschmutzungen von Gerätschaften im Produktionsbereich und im Lagerbereich, unhygienische Lagerung von Lebensmitteln (Geflügel, Fleisch- und Wurstwaren, Gemüse)“.
Dass diese Verfehlungen im Netz stehen, ist recht neu. Seit September werden Betriebe auf der LGL-Homepage geführt, bei denen der Verdacht besteht, dass sie Grenzwerte bei Lebensmitteln überschreiten, „nicht nur in unerheblichem Ausmaß“ gegen das Lebensmittelrecht verstoßen oder ein Bußgeld von mindestens 350 Euro ansteht (s. unten). Die Höhe des Bußgelds für Sepp Krätz steht noch nicht fest. „Das Verfahren läuft parallel und kann länger dauern“, sagt KVR-Sprecherin Daniela Schlegel.
„Verschmutzungen“, „unhygienische Lagerung von Lebensmitteln“ – klingt ziemlich unappetitlich. Aber worum geht es da genau? Dazu sagt das KVR nichts.
Krätz’ Anwalt Richard Seifert spricht von „Nachlässigkeiten“ – und nennt teilweise Details: Die baulichen Mängel seien „abgesprungene Steinfliesen an der Treppe zum Keller“ oder ein „verrosteter Türstock“. Bei den Verschmutzungen ginge es beispielsweise um einen Mülleimer ohne Deckel oder um „verstaubte Ventilatoren“ im Bierkeller. Es habe aber nie Gefahr bestanden, dass verunreinigtes Bier ins Glas käme, sagt Seifert.
Was unter „unhygienische Lagerung von Lebensmitteln“ zu verstehen ist, führt der Anwalt nicht genauer aus. Es sei aber nie darum gegangen, dass Speisen zum Verzehr nicht geeignet gewesen wären. „Davon sind wir weit entfernt“, sagt Seifert.
Alle Mängel seien aber „binnen zwei Tagen komplett behoben worden“. Sie seien entstanden, als der Küchenchef drei Tage ausgefallen war. „Ende August gab es auch eine Kontrolle, die ohne Mängel abgelaufen ist“, so Seifert. Sepp Krätz habe jetzt eine externe Firma engagiert, um die Hygiene im Andechser besser zu kontrollieren. So werde ein Fachmann in unregelmäßigen Abständen den Betrieb kontrollieren. Das gewährleiste eine bessere Kontrolle.
Die Liste: 27 Münchner Betriebe sind schon drauf
Auf der Liste des LGL veröffentlicht werden Verstöße, die ab September 2012 festgestellt werden – wenn der Verdacht besteht, dass Grenzwerte bei Lebensmitteln überschritten werden. Oder dass ein Betrieb „nicht nur in unerheblichem Ausmaß gegen das Lebensmittelrecht verstoßen hat“. Und: Wenn die Behörde ein Bußgeld ab 350 Euro prognostiziert. Genannt werden Name des Betriebs, Grund der Beanstandung und die Info, ob die Mängel beseitigt wurden. Betriebe dürfen sich vor Veröffentlichung äußern – und juristisch dagegen vorgehen.
Die Betriebe bleiben sechs Monate auf der Liste. Bis jetzt wurden 105 Betriebe genannt, 27 von ihnen aus München.
Der Wirt: Strafbefehl und Steuerfahnder
Sepp Krätz führt das Hippodrom, die Waldwirtschaft in Großhesselohe und den Andechser am Dom – und sorgt regelmäßig für Schlagzeilen: Im Januar 2011 verklagt ihn ein Ex-Mitarbeiter des Hippodroms wegen Körperverletzung. Er soll ihn getreten haben. Krätz akzeptiert einen Strafbefehl über 18 000 Euro.
Im Juli und August 2011 wird der Andechser am Dom durchsucht. Verdacht: Steuerhinterziehung und Schwarzarbeit. Im Dezember 2011 werden auch Krätz’ Hippodrom KG, das Haus seiner Mutter, seiner Ex-Frau und seine Rinder-Farm durchsucht. Die Ermittlungen wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung laufen noch.