Hut ab! Kunst für den Kopf

Die Münchner Modistin Nicki Marquardt (37) aus der Maxvorstadt wird für ihre Hut-Kreationen mit dem Bayerischen Kunstförderpreis ausgezeichnet.
"Wer Hüte trägt, beweist Leichtigkeit im Alltag, er spielt mit der Mode und sich selbst, geht mit einem Augenzwinkern durchs Leben“, sagt Nicki Marquardt aus der Maxvorstadt. Die 37-Jährige hat ihr Leben der Kreation von Kopfbedeckungen gewidmet, ihr Herz schlägt für Damenhüte aller Art, „obwohl die längst nicht mehr den Stellenwert wie in früheren Jahrzehnten haben.“
Trotz der sinkenden Bedeutung hat sich die Modistin - so die offizielle Berufsbezeichnung für Damenhutherstellerinnen – durchgesetzt. Sie feiert heuer das zehnjährige Bestehen ihres eigenen Ateliers in München, zudem verleiht ihr Staatsminister Thomas Goppel am 17. September den Bayerischen Kunstförderpreis. „Ich freu’ mich, dass der Preis im Bereich Mode diesmal an eine Hutmacherin geht. Ich sehe das als Anerkennung für dieses Accessoire, das sonst eher stiefmütterlich behandelt wird", sagt sie.
"Mein Handwerk ist ein hartes Brot"
Angefangen hat alles in Münster, wo die Münchnerin nach dem Abitur ein Geografiestudium begonnen hatte. „Damals habe ich mir einen Sommerhut eingebildet", erzählt sie, „und in dem Laden habe ich plötzlich für mich entdeckt, dass man Hüte selber machen kann, dass das ein Beruf ist." Doch dafür das Studium schmeißen? Nicki Marquardt hat sich getraut und einen Ausbildungsplatz ergattert. Nach der Lehre ging sie zurück nach München, nähte erst im Wohnzimmer und eröffnete wenig später den ersten eigenen Laden.
Inzwischen hat sie zwei Mitarbeiterinnen und fährt zu Messen wie der „Premiére Classe“ in Paris. „Man braucht lange, bis man dort aufgenommen ist. Das Niveau ist hoch, die Plätze sind begehrt." In ihrer Stimme schwingt Stolz mit, dass sie es geschafft hat. Im Vergleich dazu klingen ihre Zukunftsträume bescheiden: „Ich will weiterhin von meinen Hüten leben. Mein Handwerk ist ein hartes Brot, reich werde ich damit nicht." Und sie gesteht, dass sich der 100 Quadratmeter große Laden in der Türkenstraße 78 alleine nicht trägt. „Ohne Messen und ohne Geschäfte wie Lodenfrey, die meine Modelle verkaufen, ginge es nicht."
Und privat? Umfasst die Garderobe von Nicki Marquardt mehrere Dutzend Hüte? „Nein, gar nicht. Es sind nur fünf bis sechs Stück. Mein Lieblingshut ist ein schlichtes Modell aus Reisstroh. Es geht bei Hüten nicht immer nur ums Auffallen!"
Susanne Höppner