Hundstage auf der Alm

Der Tierschutzverein sucht Menschen, die bereit sind, einen Problem-Hund bei sich aufzunehmen. Unterstützung gibt's vom Profi - auf einer abgeschiedenen Berghütte mitten in den Alpen.
von  Natalie Kettinger
Schäferhündin Bella ist im Mai 2006 geboren - und äußerst misstrauisch.
Schäferhündin Bella ist im Mai 2006 geboren - und äußerst misstrauisch. © Tierschutzverein München

Der Tierschutzverein sucht Menschen, die bereit sind, einen Problem-Hund bei sich aufzunehmen. Unterstützung gibt's vom Profi - in den Alpen.

München - Zeus wurde von seinem Besitzer scharf gemacht und hat mehrere Familienmitglieder gebissen. Bella ist extrem misstrauisch und neigt dazu, fremde Menschen anzugreifen. Auch Frodo hat wiederholt seine Zähne eingesetzt.

Alle drei gehören zu den „harten Hunden“ von Riem: Zu den 15 Vierbeinern, die als nicht vermittelbar gelten und teils seit Jahren im Tierheim sitzen.

Fünf dieser Problemhunde bekommen jetzt bei einem deutschlandweit einzigartigen Projekt die Chance auf einen Neustart: Auf einer Alm, fernab vom hektischen Alltag, sollen die Tiere und ihre zukünftigen Besitzer unter Anleitung des renommierten Schweizer Hundetrainers Hans Schlegel lernen, miteinander umzugehen.

Die Hunde

Die „schöne Bella“, wie sie im Tierheim genannt wird, hat leider einige weniger attraktive Wesenszüge: Die acht Jahre alte Schäferhündin beißt unbekannte Personen und andere Hunde. Sie darf daher nur mit Maulkorb spazieren gehen.

Zeus ist sieben Jahre alt und ein Belgischer-Schäferhund-Mischling. Nach seiner völlig unprofessionellen Ausbildung zum Schutzhund und mehreren Attacken auf Menschen sollte er in einem anderen Tierheim eingeschläfert werden. Sein Besitzer brachte ihn daraufhin nach München. Denn in Riem werden aus Prinzip keine gesunden Tiere getötet – auch nicht, wenn sie beißen. „Wir gehen davon aus, dass die Ursache für das Fehlverhalten von Hunden in der Regel vom Menschen verschuldet ist“, sagt Judith Brettmeister vom Tierschutzverein.

Auch Spiky ist ein Mischling. In seinen Adern fließt das Blut eines Herdenschutzhundes. Deshalb ist der achtjährige Rüde äußerst wachsam. Im Tierheim hat er an vielen Trainingseinheiten teilgenommen und gilt mittlerweile als verträglich. In der „Kennenlernzeit“ raten die Experten dennoch zu einem Maulkorb.

Robby ist ebenfalls ein Hütehund. Die Rasse hat Wurzeln in Australien. Der Achtjährige ist intelligent und will beschäftigt werden. Problematisch: Robby verteidigt sein Futter mit vollem Körpereinsatz und reagiert aggressiv auf Fremde.

Der dreijährige Border-Collie-Mischling Frodo hat schon mehrere Verletzungen verursacht. Ausschlaggebend dafür könnten nach Ansicht der Tierheim-Crew Unterforderung oder inkonsequente Haltung gewesen sein. „Frodo ist eine echte Herausforderung“, heißt es in seinem Online-Profil.

Das Casting

Wer einem dieser Tiere eine Chance geben möchte, sollte große Erfahrung mit Hunden haben, konsequent, durchsetzungsstark und verantwortungsbewusst sein. „Er sollte sich über die potenzielle Gefährlichkeit dieser Hunde im Klaren sein und wissen, was ein beißender Hund anrichten kann“, sagt Judith Brettmeister.

Tierfreunde, die sich in dieser Beschreibung wiederfinden, sind am Sonntag, 29. März, und am Sonntag, 31. Mai, jeweils um 13 Uhr ins Tierheim eingeladen. Beim „Casting“ lernen sich Hunde und Menschen dort kennen. Coach Schlegel hilft, geeignete Paare zusammenzustellen.

Die Alm

Von 15. bis 19. Juni ziehen sich die Teilnehmer mit „ihren“ Hunden und dem Trainer auf Kosten des Tierschutzvereins auf eine Alm zurück. Hans Schlegel betreut mehrere Hundestaffeln und bildet Hunde für die Sicherheitskräfte verschiedener Länder aus. In der Abgeschiedenheit der Alpen will er den Projekt-Teilnehmern den richtigen Umgang mit den schwierigen Tierheim-Hunden beibringen. Wenn’s klappt fahren Mensch und Tier gemeinsam nach Hause. Ist ein Hund überhaupt nicht zu bändigen, muss er zurück in seinen Zwinger nach Riem. Eingeschläfert wird er aber nicht. „Auf keinen Fall“, sagt Judith Brettmeister.

Weitere Infos erhalten Sie auf tierschutzverein-muenchen.de, per E-Mail: s.giltner@tierheim-muenchen.com oder unter  Tel. 089 / 921 000 14, -21.

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