Hunderte Münchner bei Seebrücken-Demo am Gärtnerplatz
München - Mit einem Feuerwehrauto rief die Aktion Seebrücke den "Notstand der Menschlichkeit" auf dem Gärtnerplatz aus.
"Kapitänin Carola Rackete ist frei, aber das Kernproblem besteht weiterhin", sagte Sprecherin Julia von der Seebrücke. Das Mittelmeer sei die tödlichste Grenze der Welt, jeder sechste Geflüchtete, der versucht mit einem Boot in die EU zu gelangen, stirbt auf dem Mittelmeer. Libyen ist kein sicheres Land, alle Versuche, Menschen dorthin zurückzubringen, sind illegal - sagten die Redner und haben damit das Recht auf ihrer Seite.
Auch "Lifeline"-Kapitän Claus-Peter Reisch ist gekommen
Mit unter den Demonstranten: Der Grünen-Fraktionsvorsitzende im Bundestag Anton Hofreiter und Claus-Peter Reisch, Kapitän der "Lifeline", der selbst Rettungsmissionen im Mittelmeer gefahren ist. Und Dr. Thomas Kunkel, ein Münchner Arzt, der ehrenamtlich für Seawatch aktiv ist. Er sagt zur AZ: "In diesen Minuten befindet sich die Alan Kurdi mit geretten Geflüchteten auf dem Weg nach Italien. Auch in diesem Fall ist eine Blockade zu befürchten."

"Menschen, die anderen Menschen das Recht auf Leben absprechen, sabotieren den Kern einer demokratischen Gesellschaft", sagt Kunkel weiter. "Wir sollten deshalb nicht nur mit dem Finger nach Italien zeigen. Salvini und die libyischen Milizen erledigen einfach nur die Drecksarbeit für jene europäische Regierungen, deren Ziel es ist, die Migration mit allen Mitteln einzudämpfen." Dann spricht er den Demonstranten Mut zu: "Unsere Waffe war immer die Mächtigere: die internationale Solidarität."
Große Demo am Gärtnerplatz
Die Demonstranten auf dem Gärtnerplatz haben Transparante, Schilder und die "Nein"-Rettungsdecke der Münchner Aktion Polizeiklasse mitgebracht. Das Gärtnerplatztheater selber hat für die Demo ein Banner aufgehängt: "Kein Mensch ist illegal" steht darauf geschrieben. Die Demo ist teil einer bundesweiten Serie, neben München gehen noch in 90 anderen Städten die Menschen auf die Straße.
Mahnende Worte an die Münchner richtet Maxi von der Seebrücke: "Wir können Räume schaffen für Geflüchtete, die sich organisieren und treffen, wir können das Sterben im Mittelmeer sichtbar machen und wir können für Seenotrettung spenden." Sie spricht zudem auch die immer wieder laut werdende Forderung danach an, dass sich die Stadt München der Initiative "Sichere Häfen" anschließt, es sind über 60 Kommunen in Deutschland, die diese Absichtserklärung abgegeben haben, dass sie Geflüchtete aufnehmen wollen.

"Es ist eine Schande, dass München noch kein sicherer Hafen ist, denn wir sind nicht nur die drittgrößte Stadt in Deutschland, sondern auch eine reiche Region." Im Januar hatte der Sozialausschuss Anträge der Linken und der Grünen abgelehnt, dass die Stadt ein sicherer Hafen wird, am 24. Juli will der Stadtrat erneut darüber beraten.
Abschlusskundgebung am Mariahilfplatz
Bei der Abschlusskundgebung auf dem Mariahilfplatz spricht Claus-Peter Reisch, Kapitän der Lifeline, der in Malta wegen Seenotrettung zu einer Geldstrafe von 10.000 Euro verurteilt wurde. Vor den versammelten Demonstranten kündigt er an, mit Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) darüber sprechen zu wollen, dass die Stadt ein sicherer Hafen wird.

"Man kann Italien mit dem Flüchtlingsthema nicht allein lassen, das Dublin-Abkommen muss dringend überarbeitet werden", sagt Reisch. "Und die Länder, die willens sind, Geflüchtete aufzunehmen, müssen einen Pakt schmieden, damit dieses unsägliche Geschachere aufhört."
Reisch fordert zudem auf, die Fluchtursachen zu bekämpfen, zu denen er auch den Klimawandel zählt.
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