Hunde angeschossen: Es war ein Jäger
Angeblich haben die Tiere gewildert. Sie überleben, weil der Schütze Plastikmunition verwendet.
FELDMOCHING - Inzwischen sind ihre Wunden gut verheilt, die Narben sind noch deutlich zu sehen. Es ist gut einen Monat her, dass Jack-Russell-Mix „Mon Chi Chi“ und Labradormischling „Kreuzerl“ angeschossen worden sind. Acht Plastik-Kugeln steckten in ihren Körpern (AZ berichtete). Wer tut so etwas? Nicht nur Hundebesitzer fragten sich das. Nun hat die Polizei den Täter ermittelt: Er ist Jäger.
Gegen ihn läuft ein Ermittlungsverfahren. Nach dem Tierschutzgesetz (§ 17) können Tierquäler zu einer Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren verdonnert werden. Doch dieser Fall ist komplizierter, als er im ersten Moment erscheint.
Die AZ hat mit dem Mann gesprochen, der mit Plastikmunition auf die Tiere schoss. Er sagt: „Ich habe ihnen nochmal das Leben geschenkt – anstatt: Licht aus.“ Tatsächlich wäre er nach dem Jagdgesetz sogar berechtigt gewesen, die Hunde zu töten. Das bestätigt auch die Polizei. „Kreuzerl“ und „Mon Chi Chi“ sollen gewildert haben. „Sie waren öfters streunend unterwegs“, sagt ein Polizeisprecher. Auch beim Kreisverwaltungsreferat liegen bereits Beschwerden gegen den Hundehalter vor.
Der Jäger Herrmann W. (Name geändert) behauptet, die Hunde hätten am besagten Tag in Feldmoching eine trächtige Rehgeiß gejagt. Die sei in ihrer Not gegen einen Gartenzaun gerannt und dann panisch weiter in Richtung Karlsfelder Straße geflüchtet. Das habe ihm der Besitzer des Gartenzauns berichtet. Was dann geschah, hat eine Zeugin der Polizei geschildert. Herrmann W. verfolgte die Hunde mit seinem Auto, stieg aus und feuerte mit seiner Flinte auf sie. „Aus 20 Metern“, wie Herrmann W. selbst der AZ erzählt.
Die Frau, die das Ganze zufällig beobachtete, notierte das Autokennzeichen – so kam die Polizei auf den Jäger. Die verletzten Hunde liefen blutend davon. Sie waren übel zugerichtet: 16 Schussverletzungen stellte der Tierarzt später fest. Die Zungen beider Tiere waren durchschossen. Herrmann W. ist sich trotzdem keiner Schuld bewusst. „Ich habe das Recht, dass ich sie erschießen darf“, beharrt er. Trotzdem habe er zu Kunststoffmunition gegriffen, um die Mischlinge bloß zu vertreiben. „Es war nicht meine Absicht, sie zu verletzen“, behauptet er. Und findet: „Der Hundebesitzer ist der Übeltäter, weil der in der Früh die Wohnungstür aufmacht und sagt ,Adios’!“
Das Herrchen von „Kreuzerl“ und „Mon Chi Chi“ bezweifelt die Version des Jägers. „Das halte ich glatt für eine Schutzbehauptung“, sagt Dietmar D. Seine Hunde würden nicht mal daran denken, hinter großem Wild herzulaufen. Ob die Tiere streunen? „Nö. Es kommt in größeren Abständen mal vor, dass die mal abhauen.“ Vor allem der Terrier sei „ein kleines Luder“. Kurz darauf bezeichnet er die Hundedame am Telefon als „alte Jägerin“ – das sei aber nur im übertragenen Sinne gemeint.
Die Polizei schenkt den Auskünften von Hundehalter Dietmar D. offenbar keinen Glauben mehr. Er habe zunächst angegeben, seine Hunde seien nur zwischen 18 und 18.45 Uhr unterwegs gewesen. Zuvor habe der Terrier sich geschickt aus seinem Halsband befreit, erzählte das Herrchen. Tatsächlich liefen die Tiere aber wohl von Moosach bis nach Feldmoching – und das schon viel früher. Denn dem Jäger kamen sie um 14.30 Uhr vor die Flinte.
Jetzt müssen Staatsanwaltschaft und Justiz untersuchen, ob der Waidmann gegen das Tierschutzgesetz verstoßen hat. Und auch das KVR schaut genau hin. Denn außerhalb des Jagdgebiets dürfe auch ein Jäger nicht schießen, heißt es bei der Behörde. Ansonsten kann er seinen Jagdschein verlieren.
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