Hugendubel, ein Stück Münchner Tradition stirbt

Damit geht dem Herzen Münchens viel an Flair verloren, stirbt ein Stück Tradition. AZ-Kultur-Chef Volker Isfort kommentiert das Aus für die Buchhandlung Hugendubel am Marienplatz.
von  Volker Isfort

Heinrich Hugendubel hatte eine Vision: 1979 eröffnete der Enkel des Hugendubel-Gründers die damals größte Buchhandlung Deutschlands am Marienplatz und führte die Lese-Inseln ein, die legendären Sitzgruppen, in denen sich Kunden gemütlich zur Lektüre zurückziehen können, ohne dass sie die Bücher schon gekauft haben.

Zwar hatte die Fachpresse damals vermutet, dass eine Buchhandlung von derlei Ausmaßen in wenigen Monaten wieder den Betrieb einstellen müsse, doch Heinrich Hugendubel war sich seiner Sache sicher. Auf 2200 Quadratmetern zeigte er, was er unter der „Erlebniswelt der Bücher“ verstand und revolutionierte so die ganze Branche, die sein Konzept später abkupferte. Hugendubel am Marienplatz ist ein Symbol, ein Treffpunkt, ein Ort zum Verweilen und – im Weihnachtsrummel – zum Verzweifeln.

Dass Heinrich Hugendubels Kinder Nina und Max nun das Ende der Filiale im Jahr 2016 verkünden müssen, weil das Gebäude umgebaut wird, ist auch ein tiefer Einschnitt für die Innenstadt. Künftig wird hier angeblich ein Mobilfunkladen technische Produkte anbieten. Noch einer. Man muss kein großer Nostalgiker sein, um dies als einen Verlust an Flair im Herzen der Stadt zu beklagen. Mit Hugendubel am Marienplatz stirbt wieder ein Stück liebgewonnener Münchner Tradition, auch wenn die nächsten Filialen in den Fünf Höfen und am Stachus nicht allzu weit entfernt sind.

 

 

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