Hubert Aiwanger und die Freien Wähler jubeln nach der Landtagswahl in Bayern: "Dieser Abend ist orange"

Es ist ein gutes Ergebnis für die Freien Wähler, aber kein Triumph. Der Chef Hubert Aiwanger freut sich recht still, sieht sich als Verhinderer von Stimmen für rechts, und alle hoffen: Das wird noch mehr.
Martina Scheffler
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Hubert Aiwanger ließ sich auf der Wahlparty der Freien Wähler feiern.
Hubert Aiwanger ließ sich auf der Wahlparty der Freien Wähler feiern. © Sven Hoppe/dpa

München - "Hubert auf die Bühne!" Das fordern sie lautstark bei den Freien Wählern, als ihr Spitzenmann endlich, endlich in Saal 2 des Landtags kommt. Kurz nach 18 Uhr hatte sich Aiwanger bereits den ersten Fragen im Fernsehen gestellt, kurz vor 18.30 Uhr kommt er nun zu seinen fahnenwedelnden Parteikollegen. "Ein Freudentag" sei das, sagt Aiwanger – doch er wirkt eher ruhig, besonnen, von überschäumender Freude keine Spur.

Hatten die Freien Wähler noch mit mehr Zustimmung gerechnet als mit diesen 14 Prozent, die zu diesem Zeitpunkt für sie zu Buche stehen? Nein, sagt Alexander Hold, Vizepräsident des Bayerischen Landtags, der AZ. "Als kleinerer Partner muss man damit rechnen, dass man zerrieben wird", sagt der Freie-Wähler-Politiker: "Wir sind größer geworden, und wir erwarten noch mehr."

"Das werden noch mehr": Freude bei den Freien Wählern

Es ist der meistgehörte Satz des Abends. Gleich um kurz nach 18 Uhr bei Nennung der ersten Zahlen im Fernsehen bricht Jubel aus, aber es ist zu spüren, dass wohl der eine oder die andere noch mehr erhofft hatte. Platz vier ist es zu diesem Zeitpunkt hinter CSU, Grünen und AfD. "Das werden noch mehr", ruft jemand in die Menge, "sehr gut", findet Hold und wird von Umweltminister Torsten Glauber umarmt. Auch Anna Stolz, Kultusstaatssekretärin, freut sich mit.

Herren in Janker und mit Trachtenhut, Damen im Dirndl und mit Rosé im Glas, dazwischen Kameramänner, die sich kurz vor Verkündung der ersten Prognosen noch um die besten Plätze vorm Monitor geschubst und gestoßen haben: Die Stimmung ist gut im Saal 2. Das Resultat in Hessen wird nahezu ignoriert – dort erhalten die Freien Wähler ersten Zahlen zufolge 3,5 Prozent.

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"So stark wie noch nie": Freie Wähler sehen in der Bürgernähe den Erfolgsgrund

Sehr viel fröhlicher als sein Parteichef wirkt Glauber: "Ein besserer Tag geht gar nicht", strahlt er in die Kameras. Das Ergebnis sei "Rückenwind für die weitere Arbeit". Die Freien Wähler hätten fünf Jahre lang wirklich gute Politik gemacht, ergänzt Hold, und stünden nun als "der große Sieger der demokratischen Parteien" da. Die Partei sei deutlich gestärkt aus der Wahl hervorgegangen.

Es seien "schwierige Gesamtumstände" gewesen, sagt kurz darauf Hubert Aiwanger, als er unter dem Jubel seiner Partei den Saal betritt, ohne das Wort "Flugblatt" in den Mund zu nehmen. Trotzdem habe man "das hervorragende Ergebnis vom letzten Mal noch ausbauen können". Das Erfolgsgeheimnis? "Wir haben mit den Bürgern aufs Engste zusammengearbeitet. Wir haben Themen gesetzt, die die Leute abfragen. So stark waren wir noch nie in Bayern." Der Wahlkampf sei stark bundespolitisch geprägt gewesen: "Es freut mich, dass die Ampel deutlich abgestraft worden ist."

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Und die von vielen als populistisch kritisierten Aussagen in Erding, die Sache mit der zurückzuholenden Demokratie? "Das waren Aussagen, die die Mehrheit der Bevölkerung so sieht", rechtfertigte Aiwanger im BR seine Äußerungen. Mehr noch: "Wir haben verhindert, dass noch mehr Wähler nach rechts gegangen sind."

Das wiederholt er später in Saal 2 vor seinen Parteikollegen: Dass sich die Freien Wähler so "bürgernah gegeben" hätten, habe eine noch radikalere Entwicklung im Land verhindert.

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Um über Posten und Konstellationen zu reden, dafür sei es noch zu früh, findet der Parteichef. Erste politische Ziele nennt er aber schon: Die Ampel einbremsen, den Mittelstand stützen, ein "vernünftiger Ausbau" der Erneuerbaren Energien, Erhalt der Bauernhöfe im Land, und auch sein Steckenpferd, die Wasserstoffstrategie, findet Erwähnung. "Wir denken im Sinne der Bürger", ruft Aiwanger, und kann sich einen Seitenhieb nicht verkneifen: "Ein Politikansatz, der vielen vielleicht etwas fremd vorkommt."

Dass er selbst gerne Wirtschaftsminister bleiben würde, sagt Aiwanger später noch im BR. Und auch, wenn es ihm gar nicht so sehr ansieht: "Es steht heute ein rundherum glücklicher Hubert Aiwanger vor Ihnen", sagt er im Landtag. "Es hätte auch ganz anders kommen können. Dieser Abend ist orange, und darauf sind wir stolz."

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  • Der wahre tscharlie am 09.10.2023 15:01 Uhr / Bewertung:

    "Aiwanger freut sich recht still, sieht sich als Verhinderer von Stimmen für rechts, "

    Klar, deshalb hat die AfD auch zugelegt. Besonders sein Spruch mit der "Demokratie zurückholen" hat die AfDler so erschreckt, dass sie ihr Kreuz bei den FW gemacht haben.
    Das kann ja die nächsten 5 Jahre mit dem "Hubsi" noch lustig werden. Ironie aus.

  • Bongo am 10.10.2023 17:42 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Der wahre tscharlie

    Mit den Grünen wird’s die nächsten 5 Jahre noch weniger lustig werden, vorallem wenn sie die Gründe für ihre Verluste in Bayern Hessen immer noch nicht kapieren!

  • glooskugl am 09.10.2023 08:17 Uhr / Bewertung:

    Seine "braune " Gesinnung, die Unwahrheiten drum herum haben ihm nicht geschadet. Deutschland wird "brauner"...das ist die Gefahr und Orban reicht nicht zum abschrecken. Was soll das werden ? Wir sind international so verstrickt ,da werden Arbeitsplätze aber knapp wenn die, welche nicht deutsch sind mit ihrer Produktion nach Hause gehen und auch keine deutschen Autos mehr fahren wollen.

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