»Huber ist ein Eskimo, der auf einem Kamel reitet«
Wenn er nicht als liebenswürdiger Grantler „Fonsi“ auf der Bühne steht, gibt’s für Christian Springer derzeit nur eins: die Nockherberg-Rede! In der AZ verrät er erste Details der Fastenpredigt.
MÜNCHEN Der erfolgreiche Münchner Kabarettist und Autor, Christian Springer (43), schreibt die Nockherberg-Rede gemeinsam mit Michael Lerchenberg, der am 21. Februar als neuer „Bruder Barnabas“ beim Politiker-Derblecken in die Mönchskutte schlüpfen wird.
AZ: Herr Springer, welche Politiker müssen sich heuer ganz besonders warm anziehen?
CHRISTIAN SPRINGER: Da geht’s hierarchisch zu: Wir haben einen neuen Ministerpräsidenten, einen neuen CSU-Vorsitzenden, der was hergibt...
... das sehen manche anders.
Mit Hilflosgkeit in Szene setzen
Man kann sich auch mit Hilflosigkeit in Szene setzen. Beim Politischen Aschermittwoch glich Huber einem Eskimo, der zum ersten Mal auf einem Kamel reitet und gleichzeitig ein chinesisches Gedicht aufsagen muss.
Was ist mit Ex-Ministerpräsident Stoiber? Wird er von Ex-Double Lerchenberg nun kräftig durch den Kakao gezogen?
Stoiber ist ein älterer Herr, der sich im güldenen Stuck zur Ruhe setzt. Wenn er da ist, wird er begrüßt. Wie das ausfällt – schau’ mer mal.
Durchaus möglich, dass Seppi Schmid vorkommt
Wer fällt völlig untern Tisch?
Die Rede ist 30 Minuten lang, im Saal sitzen ein paar hundert Politiker, draußen gibt’s viele hundert mehr. Da fallen tausende untern Tisch.
Was ist mit OB-Kandidat Seppi Schmid, der schon im Singspiel keine Rolle spielen soll?
Seppi Schmid und sein Wahlkampf, geprägt von schlechten Politslogans, ist ein glänzendes Beispiel dafür, wie man sofort gegen die Wand klatscht. Es kann durchaus sein, dass er erwähnt wird.
Wird Michael Lerchenberg weniger scharf sein als sein Vorgänger Django Asül?
Nein, ganz im Gegenteil! Wir gehen viel stärker zur Figur des barocken Fastenpredigern zurück – und so wird das ein großer Rundumschlag, auch viel theatralischer, Michael ist auch kein Kabarettist, sondern Schauspieler.
Abraham a Santa Clara!
Welches Vorbild hat der Fastenprediger 2008?
Den berühmten Prediger Abraham a Santa Clara! (lacht, Red.) Der war zwar vor rund 500 Jahren noch nicht auf dem Nockherberg, doch das ist nicht historisch verbürgt.
Hat Michael Lerchenberg schon eine Mönchskutte?
Derzeit werden einige ausprobiert. Es gibt eine schöne Auswahl, selbst eine geweihte Kutte aus dem Kloster des Franz von Paula in Italien.
Würden Sie nicht selbst gern in die Kutte schlüpfen?
Ich schau’ mir heuer lieber den Michael an. Für mich als Bühnenmensch ist das auch mal eine sehr spannende Sache – dann quasi hilflos zuzuschauen und nicht mehr eingreifen zu können.
Wahrscheinlich wird der Michael live noch etwas ändern
Wo werden Sie die Rede verfolgen? Hinter der Bühne?
Nein, ich will ja nicht den Hintern in der Mönchskutte sehen! Ich werde im Publikum sitzen. Ich will miterleben, wie die Rede ankommt.
Ist die denn schon fertig?
Ich denke, dass sie erst am 21.2., wenn sie gehalten wird, ganz fertig ist – und wahrscheinlich wird der Michael live auch noch etwas ändern.
Sind Sie dann ebenso beleidigt wie Redenschreiber Hannes Burger, der auf Walter Sedlmayr immer sauer war, wenn der vom Text abwich?
Um Gottes Willen! Ich freu’ mich, wenn Michael live auf das Publikum reagiert.
Das ist ja konspirative Arbeit
Wie funktioniert Ihre Zusammenarbeit?
Ganz wunderbar, wir haben viel Gaudi. Wir bringen beide Ideen ein, wir entwickeln gemeinsam Texte... Unsere Rede ist schon viel zu lang.
Wo arbeiten Sie?
In geheimen Hinterzimmern der Brauerei, weil wir uns so kurz vor der Salvatorrede als Duo draußen in einer Wirtschaft nicht mehr sehen lassen können. Das ist ja eine konspirative Arbeit.
In der Brauerei sind Sie in puncto Bier ja auch bestens versorgt...
Beim Arbeiten geht’s ganz trocken zu! Wir freuen uns aufs Starkbier auf dem Nockherberg.
Interview: Annette Baronikians