Hotels in München öffnen wieder: "München wird es schwerer haben"

München - Heiko Buchta klingt zuversichtlich, auch wenn er sagt: "Ich bin vorsichtig, ich bin so oft enttäuscht worden in den letzten Monaten." Aber: "Es könnte tatsächlich einen positiven Trend geben." Buchta ist Direktor des Platzl Hotel an der Sparkassenstraße in bester Innenstadtlage und dessen kleiner Schwester Marias Platzl am Mariahilfplatz in der Au. 167 Zimmer Vier-Sterne-Plus-Hotel und 34 Zimmer Design-Boutique-Hotel, die auf Gäste warten.
Seit Freitag können touristische Angebote in Landkreisen und kreisfreien Städten mit einer stabilen 7-Tage-Inzidenz unter 100 endlich wieder aufsperren. Dazu zählen Hotels, Ferienwohnungen und -häuser sowie Campingplätze.
20 Prozent Auslastung in Münchner Hotel
Beim Platzl Hotel hat man nach einem auf drei Monate ausgedehnten Betriebsurlaub Ende März zumindest für Geschäftsreisende wieder geöffnet. Ganz geschlossen war über die Lockdown-Monate nur das kleinere Haus in der Au. Auch jetzt werden die Gäste von dort noch in die Sparkassenstraße umgebucht, erklärt Buchta, "damit wir nicht beide Betriebe aufrechterhalten müssen."
In ein paar Wochen, so hofft er, sei die Auslastung dort dann ebenfalls ausreichend. Das Boutique-Hotel war vor der Schließung noch recht frisch am Markt und müsse seinen Platz nun ein wenig neu finden. "Diese Gäste reisen auch anders, viel spontaner", sagt Buchta, "da müssen wir jetzt viel ins Marketing stecken."
Die Buchungen kommen, seit einer Woche mache sich das bemerkbar. Gerade erst habe man erstmals wieder 20 Prozent Auslastung erreicht. Auch, wenn die Gäste "sehr abwartend" seien. "Jetzt bucht keiner für Juni, Juli oder August", sagt Heiko Buchta. Dabei herrsche "unwahrscheinlich viel Aufklärungsbedarf. "Die Leute rufen teils täglich an und wollen wissen: Habt ihr geöffnet? Was kann ich in München machen? Wie ist das mit den Tests?", erzählt er.
Voraussetzung für Anreise in Münchner Hotel: Negativer Corona-Test
Ohne Auflagen geht freilich gar nichts: Voraussetzung bei der Anreise sowie jeweils alle weiteren 48 Stunden ist ein negativer aktueller Corona-Test der Gäste. "Wir haben extreme Auflagen, was Abstände angeht, Lüftung und so weiter", sagt Buchta. Immerhin: "Die Gäste sind alle sehr diszipliniert." Ganz anders als im letzten Sommer, wo es oft Probleme mit Gästen gab, die sich nicht an die Corona-Regeln halten wollten.
Ein großes Thema neben den Maßnahmen seien Museen, Oper, Theater. Ob man in eine Ausstellung gehen kann, oder ein Konzert, "das sind natürlich alles Treiber für den Tourismus", sagt Buchta. Auch, dass der Handel geöffnet hat, ohne Tests, mache sich bemerkbar.
Der Hoteldirektor hofft auf einen steten Anstieg in Richtung Herbst, zumindest aus dem Inland. "Die internationalen Gäste fehlen im Moment komplett. Bei uns sind das 60 Prozent, hauptsächlich aus den USA, aber auch aus Russland. Auch viele aus der Schweiz, viele Kulturreisende", sagt Buchta. Auch Messen und Kongresse seien wichtig.
Die sollen laut Bayerischer Staatsregierung spätestens zum 1. September wieder in Gang kommen. "Wenn 20.000 Leute zusätzlich in der Stadt sind, die abends essen gehen wollen, dann gibt das einen ganz anderen Wumms in der Stadt", sagt Buchta. Wie bei vielen Hotels gehört zur Familie der Platzl Hotels auch Gastronomie - der Ayinger am Platzl, in der Au und das Restaurant Pfistermühle.
Münchner Hotels erwarten keinen touristischen Ansturm
Die Verluste aus der Zeit der Schließung, seien nicht mehr reinzuholen, so Buchta. "Das Zimmer, das sie letzte Nacht nicht verkauft haben, das verkaufen sie nie mehr", sagt er.
Er weiß: "Es gibt viele Kollegen, die gar nicht mehr aufmachen." Und auch auf dem Mitarbeitermarkt tue sich viel. "Fachkräftemangel wird noch ein Riesen-Thema werden", sagt er. "Viele gehen in eine andere Branche, suchen sich etwas, das krisenfester ist." Auch seine Mitarbeiter mussten in Kurzarbeit, doch "wir haben uns bemüht, in Kontakt zu bleiben, Trainings durchgeführt, weiter rekrutiert und sogar neue Azubis eingestellt."
Ähnlich ist man beim Bayerischen Hof durch die Schließung gekommen: Für Geschäftsreisende oder solche, die sich medizinisch behandeln ließen, war durchgehend geöffnet - eine Belegung von nur fünf bis zehn Prozent. Hotel-Sprecher Philipp Herdeg sagt, man erwarte nun keinen Ansturm, touristische Buchungen seien bisher sehr verhalten.
Schon im vergangenen Sommer hatte man bemerkt, was auch München Tourismus feststellt: Die Gäste fahren lieber ins Umland als in die Stadt. Man hofft nun auf Gäste aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. 85 Prozent der Mitarbeiter bleiben aber in Kurzarbeit. Kleines Zeichen der Hoffnung: Ab 28. Mai wird der Pool geöffnet.

Vielleicht ist nach fünf Tagen schon wieder alles dicht
Am anderen Ende der Preisspanne, bei Motel One, hatte man sich ebenfalls auf Geschäftsreisende beschränkt. Immerhin konnten alle Häuser geöffnet bleiben. Auch wenn die Buchungen noch langsam starten, werden jetzt alle Mitarbeiter aus der Kurzarbeit geholt, heißt es. Auch hier stellt man fest: Klassische Feriendestinationen sind erstmal stärker nachgefragt als Städtetrips. Sobald das Leben in die Städte zurückkehrt, werden auch die Buchungen wieder anziehen, heißt es.
Heiko Buchta geht es jetzt darum, auf jeden Fall offenzubleiben. "Aber die mangelnde Planbarkeit ist furchtbar. Es ist nicht so, dass wir einfach nur die Tür aufmachen", sagt Buchta. Einkaufen, vorproduzieren, vorkochen - "das dauert eine Woche. Dann sind die Kühlhäuser wieder voll, die Mitarbeiter eingeteilt und dann schickt man sie wieder heim?", sagt Buchta.
Gemeint ist damit das "Damoklesschwert der Bundesnotbremse", wie es Thomas Geppert, Landesgeschäftsführer des Hotel- und Gaststättenverbands Bayern (Dehoga) ausdrückt. Auch er freut sich, "dass es jetzt wieder losgeht." Das mache "Mut und Zuversicht", so Geppert.
Großer Kritikpunkt aber bleibe, die Inzidenz-Abhängigkeit der Corona-Maßnahmen. Gäbe es irgendwo wieder einen Ausbruch, müssten die Betriebe im schlimmsten Fall am fünften Tag wieder schließen, die Gäste abreisen. Dehoga fordert deshalb, das Gastgewerbe von den Inzidenzwerten zu lösen.

"Schutz und Hygienekonzepte funktionieren", betont Geppert. Die Gefahr, dass Gäste aus einem Hochinzidenzgebiet in ein Niedriginzidenzgebiet fahren sei durch das Erfordernis des negativen Tests gebannt. "Das Wichtigste wäre, dass man möglichst schnell zur Normalität zurückkehrt", sagt er. "München wird es da schwerer haben, das war auch im letzten Jahr so."
An einen erneuten Lockdown will er nicht denken. "Das können wir uns auch nicht mehr leisten."