Hoteliers sind unzufrieden
MÜNCHEN - Nach Absenkung des Mehrwertsteuersatzes hält sich die Begeisterung bei den Münchner Hoteliers in Grenzen: „Die Branche wird fast schon durch den Dreck gezogen“, sagt der Verband. Firmenkunden wollen Rabatt und Frühstücksgäste bleiben aus.
Die einen Kunden feilschen beim Zimmerpreis um jeden Cent, die anderen gehen zum Frühstücken außer Haus: Kein Wunder, dass sich bei den Münchner Hoteliers die Begeisterung über die seit 1. Januar geltende Mini-Mehrwertsteuer von sieben Prozent in Grenzen hält. Zudem ebbt die Kritik am „Steuergeschenk nicht ab. „Die Branche wird schon fast durch den Dreck gezogen“, so Ulrich John vom Bayerischen Hotel- und Gaststättenverband.
Nach außen hin werden nach wie vor die Vorzüge der Ermäßigung für den Gast betont: Viele Hoteliers würden das zusätzliche Geld in die längst fällige Auffrischung ihrer Häuser stecken.
Doch wegen des neuen Gesetzes fordern viele Firmenkunden ultimativ kräftige Rabatte. Schließlich bekommen sie bei der Abrechnung ihrer Übernachtungskosten nicht mehr 19, sondern nur noch sieben Prozent Mehrwertsteuer raus, zahlen also unterm Strich mehr.
„Da gibt es durchaus Entgegenkommen, die Hotels sind ja auch einsichtig“, so Ulrich John. Sprich: Die Häuser müssen mit den Preisen runter, wenn sie ihre Stammkundschaft nicht verprellen wollen. Das wird nicht an die große Glocke gehängt oder in Internet-Preislisten dokumentiert. „Interne Abmachungen“ nennt es der Branchen-Sprecher. Privatkunden bekommen davon normalerweise gar nichts mit.
Das zweite, mindestens ebenso große Problem ist die Tatsache, dass für das Hotel-Frühstück weiter 19 Prozent Mehrwertsteuer fällig sind. Wer auf Kosten seines Arbeitgebers übernachtet, hat aber nur Anspruch auf eine Frühstückspauschale von 4,80 Euro. Bisher war das meist um ein Vielfaches teurere Hotelfrühstück im Übernachtungs-Komplettpreis inklusive. Jetzt wird es aber extra ausgewiesen – die Differenz zu den 4,80 Euro müssten die Geschäftsreisenden selbst berappen oder nachversteuern.
Worauf sie eher wenig Lust haben: Immer häufiger werden die Zimmer ohne Frühstück gebucht. Und damit gehen den Hoteliers erhebliche Einnahmen durch die Lappen.
Ulrich John nennt beispielhaft ein Tagungshaus mit überwiegend Geschäftsreisenden, das bisher pro Jahr nur fürs Frühstück rund 500000 Euro einnahm. Nach den Erfahrungen im ersten Monat der neuen Steuerregelung geht der Betreiber davon aus, dass heuer nur noch 250000 Euro zusammen kommen werden.
Das tut weh. Denn Branchenkenner wissen: Gerade eher einfache Häuser sind dringend auf die Einnahmen aus dem Frühstücks-Angebot angewiesen.
Direkt reagiert hat etwa Direktor Folker Müller vom Platzl Hotel – mit bis zu sechs Prozent Preisnachlass: „Wir haben uns entschlossen, einen Teil der Steuerreduzierung ohne Umwege unseren Gästen zukommen zu lassen und damit unsere offene Preispolitik zu unterstreichen." Im Conrad-Hotel gingen die Preise zum Jahreswechsel um fünf Prozent runter. Chef Conrad Meyer wollte wohl mit gutem Beispiel vorangehen. Schließlich ist er Münchner Chef des Hotel- und Gaststättenverbandes.
Die meisten Hotels werden aber die Mehreinnahmen nicht an die Gäste weitergeben, sondern re-investieren. Im Bayerischen Hof zum Beispiel kommen jetzt doch die ursprünglich vorgesehenen 1,5 Millionen Euro zum Einsatz. Wegen der Krise hatte Chefin Innegrit Volkhardt diese Summe vorübergehend reduziert. Im Hotel Stachus geht es um rund 550000 Euro. Im A&O Hotel und Hostel Hackerbrücke wird doppelt gemoppelt: Die Preise sanken um circa fünf Prozent, 250000 Euro werden in den Ausbau des Wintergartens investiert.
„Und dieses Geld geht nicht nach Korea oder Tschechien, sondern kommt heimischen Firmen zugute“, betont Ulrich John.R. Huber
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