Horst Seehofer: Schirmherr und Ja-Sager
MÜNCHEN - Ministerpräsident Horst Seehofer ist ein Ja-Sager – und er hat Spaß dabei. So weit die Beobachtung, die beim Wiesn-Anstich Tausende im Schottelhamel-Festzelt oder daheim vorm Fernseher machten.
In der Anzapfbox hat er am Samstag ein ungewohnt einsilbiges TV-Interview gegeben. Und diese eine Silbe, mit der er gleich viermal antwortete, lautete: „Ja!“ Dann war das Gespräch – wenn man es so nennen wollte – mit Moderator Christoph Deumling auch schon wieder vorbei. Dagegen hatte OB Christian Ude zuvor gewohnt launig ins Mikro gesprochen. Bevor er mal wieder professionell mit zwei Schlägen anzapfte.
Was war da los? Hatte Seehofer keine Lust? War das ein Scherz? Er selbst lachte nach seinem letzten, knappen „Ja“ nämlich in sich hinein.
Nach dem Anstich ging’s wie immer in die Ratsboxe. Von hier aus hatte vor allem Seehofers Vor-Vorgänger Edmund Stoiber gerne nach unten geprostet und sich von der Menge feiern lassen. Doch Seehofer überließ den Platz an der Brüstung lieber seiner Frau Karin und verzichtete darauf, sich bejubeln zu lassen.
Dafür durfte sich sein SPD-Herausforderer später über „Ude, Ude!“-Rufe freuen und grüßte freundlich zurück. Verdrehte Welt im sonst so schwarzen Schottelhamel.
Seehofers Zurückhaltung entging der Opposition nicht. Der bayerische SPD-Fraktionschef Markus Rinderspacher schwärmte, Ude sei mit Charme aufgetreten, Seehofer dagegen habe offenbar „keine so großen Lustgefühle, heute hier zu sein“. Und Bayerns Grünen-Fraktionschefin Margarete Bause meinte: „Eine gute Performance war das nicht.“
Der Seehofer-Imitator Wolfgang Krebs half der AZ bei der Analyse. „Horst Seehofer ist bis jetzt keinesfalls als Ja-Sager aufgefallen“, sagt er. Aber der Moderator habe ihm ausschließlich geschlossene Fragen gestellt – also solche, auf die man eben mit Ja oder Nein antwortet. „Ich glaube, er wollte besonders lustig rüberkommen“, sagt Krebs. „Das ist manchmal so beim Seehofer.“ Oder er habe einfach ein fairer Wahlkampf-Gegner sein wollen – und habe Ude drum die Bühne überlassen. „Wir wollen trotzdem hoffen, dass wieder Worte aus dem Ministerpräsidenten kommen!“
Schon voriges Jahr hatten Seehofer und Ude die Wiesn zur politikfreien Zone erklärt. Der OB beschrieb die Atmosphäre auch diesmal als „entspannt, locker und ironisch“. Vor dem Einzug ins Zelt hatte sich Seehofer sogar als sein Schirmherr erwiesen: Er hielt schützend einen Regenschirm über den OB. Auch Udes Kronprinz Dieter Reiter ratschte mit Seehofer. Sein Eindruck: „Er war bestens gelaunt.“
Seehofer selbst erklärte seine Einsilbigkeit so: Er habe zuvor schon auf dem Landwirtschaftsfest gesprochen. „Mein Redebedürfnis war erschöpft“, sagte er. Und lachte.