Horror-Unfall auf Skipiste: Facebook soll Täter überführen

Kitzbühel, Silvester 2012: Ein Beauty-Doc prallt auf der Piste auf einen Münchner (50). Beide werden schwer verletzt. Der Mediziner ist jetzt wegen fahrlässiger Körperverletzung vor Gericht.
von  John Schneider
Er wurde bei dem Pistenunfall schwer verletzt: Anwalt Martin Wöhr (kleines Bild).
Er wurde bei dem Pistenunfall schwer verletzt: Anwalt Martin Wöhr (kleines Bild). © dpa/jot

München Karl R. (45, Name geändert) gibt sich im Gerichtssaal betont selbstsicher. Dass er sich nach einem Ski-Unfall auf der Piste in Kitzbühel wegen fahrlässiger Körperverletzung verantworten muss – in seinen Augen ein Irrtum. Dass er zu einer Gruppe von Kitzbühler Geschwindigkeitsfreaks auf Skiern namens „Early Birds“ gehöre, gar einer der Mitinitiatoren sei, so wie es in der Anklage steht – eine Erfindung von Leuten, die keinen Spaß verstehen.

Was ihm vorgeworfen wird: Am 31. Dezember 2012 soll der Schönheitschirurg die Griesalmabfahrt in Kitzbühel zu schnell genommen haben. Er prallt gegen den Münchner Anwalt Martin Wöhr (50), der ebenfalls auf Skiern unterwegs ist und laut Anklage gerade eine Kurve fahren will. Die Staatsanwaltschaft wirft Karl R. vor, beim Überholen nicht genügend Abstand gehalten zu haben.

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Beide Männer werden schwer verletzt. Wöhr: „Ich hatte einen Nierenriss." Dazu kamen ein Rippenbruch und viele Prellungen. Vier Monate ist der Anwalt arbeitsunfähig. Für die erlittenen Schmerzen will er 50000 Euro.

Karl R. schildert den Unfall so: Er sei nicht zu schnell gewesen, die Piste war menschenleer und der andere Skifahrer plötzlich vor ihm aufgetaucht. „Ich habe noch ausweichen wollen“, sagt er.

Dass er zu den „Early Birds“, einer Gruppe von Speedski-Fahrern gehören soll, weist Karl R. ins Reich der Fantasie. Er kenne die Gruppe, sei auch mit ihnen abgefahren, aber nie Mitglied gewesen. Als ihm die Richterin daraufhin diverse seiner Facebook-Einträge bei den Early Birds vorliest, die anderes vermuten lassen, erklärt er nur lapidar: „Jux und Dollererei“. Dazu gehört auch ein Eintrag kurz nach dem Ski-Unfall, in dem er ein „Training“ angekündigt hat.

Karl R. ging es nach Auffassung der Staatsanwaltschaft darum, eine möglichst hohe Geschwindigkeit zu erreichen, um die Kameraaufzeichnung auf der Internetseite der Gruppe zu veröffentlichen. Der Mediziner streitet das ab. Er habe gar keine Kamera dabei gehabt.

Doch das Opfer und ein weiterer Zeuge sagen etwas anderes. Ein Wiener Anwalt hatte vom Sessellift den Unfall beobachtet. Karl R. sei in rasender Fahrt über eine Kante gesprungen. Da habe er schon gedacht, dass das nicht gut ausgehen könne. Wie eine „Explosion“ habe der Zusammenprall auf ihn gewirkt.

Er selber sei dann sofort zu Unfallstelle abgefahren. Und hätte dort gesehen, dass Karl R. eine Kamera am Stirnband montiert hatte.

 

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